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Die Zwillingsschwestern

Die Zwillingsschwestern

Titel: Die Zwillingsschwestern
Autoren: Carter Brown
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während ich die Sachen mit dem
Rathaus, dem Präsidium und prominenten Bürgern einrenken mußte und Sie auf Ihre
unorthodoxe Art an die Dinge herangingen.«
    »Ja,
Sir«, sagte ich vorsichtig.
    Ein
häßliches Grinsen zerriß sein Gesicht, und er sah aus wie ein Wasserspeier, der
statt Regenwasser Rauch spuckt. »Vergessen Sie da nicht ein paar Sachen, Wheeler?«
sagte er höflich. »Wenn ich mich recht erinnere, waren Sie Leutnant bei der
Mordabteilung, bevor ich Sie zu mir versetzen ließ.«
    »Jawohl,
Sir.«
    »Und
warum ließ ich Sie wohl zu mir versetzen? Doch nur, um Sie mit den Mordfällen
zu beschäftigen, die in meinen Amtsbereich fallen. Stimmt’s? Was ist, Wheeler,
wollen Sie für Ihr Gehalt denn gar nichts mehr tun?«
    »Weshalb
denn, wenn ich’s auch so bekomme?« sagte ich. »Aber ich weiß schon, worauf Sie
hinauswollen.«
    Sein
Grinsen war hundsgemein geworden. »Das ist Ihr Mord, Wheeler«, sagte er
großzügig. »Ich mache ihn Ihnen zum Geschenk. Jetzt gehen Sie mal hinaus und
schwitzen, während ich zur Abwechslung hier sitzen bleibe und meine Zigarre
rauche.« Hoffnung verklärte plötzlich sein Gesicht. »Wer weiß?« sagte er mit
absichtlich heiserer Stimme. »Vielleicht ergattere ich eine blonde Schmucke
oder zwei, bloß mit Hiersitzen!«
    »Da
müßten Sie allerdings vorher auf Diät gehen«, sagte ich ihm. »Soll ich regelmäßig
Bericht erstatten?«
    »Ich
lasse Ihnen völlig freie Hand«, verkündete er heiter.
    »Passen
Sie nur auf, daß ich sie Ihnen nicht am Gelenk abbeiße«, knurrte ich und stand
auf.
    »Belasten
Sie Ihren unorthodoxen kleinen Kopf nicht mit Berichten«, frotzelte er. »Ich
warte, bis Sie mir den Mörder bringen. Dann lasse ich mich gern von Ihnen
überraschen. Ich liebe Überraschungen.«
    »Sheriff,
sagte ich. »Ich muß an Ihnen eine Veränderung feststellen, und was es auch sein
mag, sie gefällt mir, ehrlich gesagt, gar nicht.«
    »Endlich
mal«, stellte er zufrieden fest, »haben wir es mit einem Mord zu tun, in den
ich nicht unmittelbar verstrickt bin. Ich habe kein persönliches Interesse
daran — niemand verdächtigt mich der Verschwörung oder Korruption, die zu dem
Mord geführt haben könnten — niemand, noch nicht einmal die Zeitungen, schreit
nach rascher Aufklärung der Tat. Und wenn ich in einigen Tagen den Fall der
Mordabteilung übergeben müßte, weil Sie noch nicht einmal einen Anfang gemacht
haben, Wheeler, was glauben Sie, wer da der Dumme sein wird?«
    »Ich«,
sagte ich. »Aber das wäre dann das erstemal, Sheriff, und ich finde, man sollte
Ihnen auch einmal eine Chance geben.«
    Lavers
grinste immer noch hämisch. »Wenn Sie nicht mehr weiterkommen, Leutnant, können
Sie sich jederzeit an Sherlock Holmes wenden«, schlug er vor. Er dachte über
seine Worte nach, fand sie recht lustig und kicherte glücklich.
    »Vielen
Dank«, sagte ich. »Vielleicht können wir ihn sogar brauchen. Nicht etwa wegen
der Mordabteilung, sondern wegen der Calthorpe-Schwestern.«
    »Was
wollen Sie damit sagen?«
    »Ich
muß immer wieder an Prudences größten Knüller denken«, sagte ich ernst. »Es
passierte in einem Hotel in Miami. Jemand hatte den Dachgarten für eine private
Party gemietet, und sie war nicht eingeladen. Kurz nach Mitternacht ließ sie
ein halbes Dutzend ihrer beliebten Rauchbomben im Treppenhaus los und steckte
ihre Perücke in Brand, die sie eigens zu diesem Zweck aufgesetzt hatte. Damit
rannte sie auf den Dachgarten hinaus und schrie: >Feuer!<, was ihre
Lungen hergaben.«
    »Und
das war das Ende der Party« fragte Lavers.
    »Das
war das Ende von zwei Gästen«, sagte ich. »Sie sprangen vor Schreck aus den
Fenstern auf die Straße hinunter.«
    Lavers’
Gesicht verlor seinen selbstzufriedenen Ausdruck. »Ich muß zugeben, ich habe
die beiden ganz vergessen«, sagte er nachdenklich. »Glauben Sie, daß sie in den
Mord verwickelt sind?«
    Ich
betrachtete ihn eingehend. »Im Augenblick«,sagte ich ernst, »versuche ich, zu
einem Ergebnis zu kommen, ob Sie wirklich Sheriff Lavers sind oder Prudence Calthorpe,
die sich wie Sheriff Lavers verkleidet hat.« Ich zuckte die Schultern. »Es gibt
natürlich eine Möglichkeit, womit Sie das eine oder das andere beweisen
könnten.«
    »Raus!«
schrie er wütend.
    Ich
verließ sein Büro, wobei ich die Tür offenließ, damit er aufstehen und sie
schließen mußte. Am Schreibtisch im Vorzimmer saß ein weibliches Ungeheuer, das
aussah, als würde es Bruno ohne Hilfe von Make-up assistieren können. Ich
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