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Die Zwillingsschwestern

Die Zwillingsschwestern

Titel: Die Zwillingsschwestern
Autoren: Carter Brown
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blieb
an ihrem Schreibtisch stehen, nahm meinen Mut zusammen und schaute sie an. »Wo
ist denn die Blume des Südens?« fragte ich mit strenger Stimme.
    »Falls
Sie die Gelbe Rose von Texas meinen, Leutnant«, klärte mich das Gesicht mit
harter männlicher Stimme auf, »die ist auf Urlaub.«
    »Annabelle
Jackson auf Urlaub?« sagte ich. »Warum erfährt man so etwas nicht?«
    »Wahrscheinlich
deshalb, weil niemand einsieht, daß Sie das etwas angeht, Leutnant«, sagte sie
und strich mit dem Zeigefinger über den Schnurrbart auf ihrer Oberlippe. »Doch
zu Ihrer Information, für die nächsten drei Wochen vertrete ich die Sekretärin
des Sheriffs.«
    »Wenn
Sie Annabelle Jackson ersetzen wollen, meine Süße«, sagte ich kaltschnäuzig,
»dann müssen Sie Ihren Brustumfang um fünfzehn Zentimeter erweitern.«
    Ihre
Schreibmaschine ratterte mit einer beängstigend schnellen Schußfolge. »Man hat
mir im Rathaus schon von Ihnen berichtet, Leutnant«, entgegnete sie eisig.
»Versuchen Sie’s mal mit kalten Bädern. Vielleicht hilft das.«
    Ich
ging zu meinem Schreibtisch hinüber und setzte mich. Ohne Annabelle würde das
Leben freudlos werden. Die Aussichten waren ohnehin schon düster genug mit
einer unidentifizierten Leiche und der Aussicht, mit Sergeant Polnik zusammen
arbeiten zu müssen. Selbst die leidenschaftliche Blondine hatte sich abgesetzt,
als ich in den frühen Morgenstunden in meine Wohnung zurückgekehrt war. Die
Nachricht, die sie mir hinterlassen hatte, bestand aus zwei Wörtern, die
niedergeschrieben noch schlimmer aussahen als es klang, wenn sie einem jemand
an den Kopf schleuderte.
    »He!«
wandte ich mich an das Ungeheuer. »Heute ist doch Sonntag. Wie kommt’s, daß Sie
hier sind?«
    »Dringende
Arbeiten für den Sheriff«, sagte sie. »Ich bekomme Überstunden bezahlt,
Leutnant, also bitte stören Sie mich nicht mehr, es kommt sonst dem
Polizeireferat zu teuer!«
    Das
Telefon klingelte, und ich angelte mir den Hörer.
    »Ich
hätte gern Leutnant Wheeler gesprochen«, sagte eine kultiviert klingende
männliche Stimme.
    »Selbst
am Apparat«, sagte ich.
    »Ich
habe Ihnen etwas zu bestellen, Leutnant«, fuhr die Stimme höflich fort. »Ich
mache mir Sorgen.«
    »Ich
auch«, sagte ich. »Wer sind Sie überhaupt?«
    »Jemand,
dem es um Ordnung und Sauberkeit geht«, sagte er. »Ich bin verblüfft, Leutnant,
denn ich verstehe nicht, wie ein Mädchen so schnell seinen Ehemann vergessen
kann.«
    »Warum
schreiben Sie das nicht der Briefkastentante einer Illustrierten?« fuhr ich ihn
an.
    »Selbst
wenn er a. D. ist, sollte man meinen, daß sie sich an ihn erinnert«, fuhr er
unbeirrt fort. »Natürlich war er ein Strolch; ein Tennisstrolch, um es genau zu
sagen. Aber man sollte meinen, daß sie sich wenigstens an sein Gesicht
erinnert, an seinen Namen — oder sonst etwas.«
    »Weiter«,
ermunterte ich ihn.
    »Ich
werde Ihre Zeit nicht verschwenden, Leutnant. Sie müssen im Augenblick ein
vielbeschäftigter Mann sein, was ich so in den Zeitungen lese. Ihre Leiche, die
so hübsch in ihrem Sarg lag, ist die eines Mannes namens Howard Davis. Er war
ein Tennis-Profi, aber nicht gut genug, um allgemein bekannt zu sein. Sie
kennen schon die Typen: immer bei der Hand, den Klubdamen individuelle und
private Trainingsstunden zu geben.«
    »Und
wie heißen Sie?« fragte ich, ohne wirklich auf eine Antwort zu hoffen.
    »Das
ist ohne Bedeutung, Leutnant; betrachten Sie mich lediglich als einen Freund.
Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf: Fragen Sie doch einmal Penelope Calthorpe,
wie es kommt, daß sie ihren Ex-Ehemann nicht erkannt hat.« Es knackte an meinem
Ohr, als er einhängte.
    Ich
legte den Hörer auf und starrte den Apparat etwa eine Minute lang nachdenklich
an. Nichts zu machen. Ich versuchte verzweifelt, aber vergeblich, mir Besseres
einfallen zu lassen als das, was der Mann mir vorgeschlagen hatte. Vielleicht
war es besser, ihn mit »Sir« anzureden, wenn er das nächstemal anrief. Er
verdiente es; er war der einzige in diesem Laden, der bisher in der Sache was
rausgekriegt hatte.
     
     
     

DRITTES KAPITEL
     
    P enelope Calthorpe
wohnte im Slarlight Hotel. Am Empfang ließ ich mir ihre Zimmernummer
geben. Natürlich hatte sie nicht nur ein Zimmer, sondern eine ganze
Zimmerflucht.
    »Ich
fürchte, Sie werden sie nicht besuchen können, Leutnant«, sagte der Portier
standhaft. »Sie gab die strikte Anweisung, daß sie nicht gestört werden will.
Keine Anrufe, keine Besucher. Miss Calthorpe
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