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Die zweite Wirklichkeit

Die zweite Wirklichkeit

Titel: Die zweite Wirklichkeit
Autoren: Vampira VA
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Eingangshalle.
    »Was sich in ein paar Stunden doch für Dreck ansammeln kann«, murmelte Marsha hinter ihm, während sie den Blick schweifen ließ. »Liliths Mutter sollte wieder mal den Staubwedel schwingen.«
    »Vielleicht liegen ihre Stärken nicht unbedingt im hausfraulichen Bereich«, grinste Duncan.
    Sie langten bei der Tür an.
    »Auf drei«, sagte er über die Schulter. »Eins, zwei .«
    Marsha faßte an ihm vorbei nach der Türklinke.
    »Drei!« rief sie und riß die Tür auf.
    Muffige Dunkelheit gähnte jenseits der Schwelle. Das vage Licht, das die Halle erfüllte, reichte aus, um die ersten Stufen einer abwärts führenden Treppe erkennen zu lassen.
    »Hat das vorhin nicht irgendwie anders ausgesehen?« wunderte sich Marsha.
    »Ja«, sagte Duncan zerknirscht.
    »Richtige Tür, falscher Weg.«
    Die Stimme klang hinter ihnen auf. Synchron drehten sie sich um.
    Das Lächeln des wie aus dem Nichts aufgetauchten Aborigines (war er tatsächlich ein Eingeborener? Sein flaches Gesicht wirkte seltsam maskenhaft, als befände sich noch ein anderes darunter ...) sah aus wie aufgemalt, schien bar aller Emotion.
    »Was soll das heißen?« entfuhr es Duncan erstaunt.
    »Wer sind Sie?« fragte Marsha erschrocken.
    Anstelle einer Antwort trat der kleine Mann auf sie zu, streckte ihnen die Hände entgegen.
    »Ich kenne den Ort, an den sie gegangen sind«, sagte er.
    Und nahm sie mit sich dorthin.
    *
    Wieder wußte Lilith etwas, das sie nie gewußt zu haben glaubte. Und doch empfand sie eine unumstößliche Gewißheit.
    Der Raum, in den sie getreten waren, war Teil eines Antiquitätengeschäftes, das in der Market Street lag. Das hieß, »Geschäft« war nicht die richtige Bezeichnung. Denn der Inhaber verkaufte seine Waren nicht, er tauschte sie gegen andere ein. Esben Storm war sein Name, und er zählte angeblich zu den wenigen Aborigines, die den Wechsel in die »Zivilisation« geschafft hatten. Zugleich galt er selbst innerhalb seines eigenen Volkes als wohl intimster Kenner des Traumzeit-Mythos.
    Lilith wußte noch viele Dinge über Esben Storm, die weit über diese profanen Kenntnisse hinausgingen. Sie kannte sein Geheimnis, wußte, weshalb er in all den Jahren wieder und wieder in der Nähe ihres Elternhauses aufgetaucht war - während sie ihrer Bestimmung entgegengeträumt hatte .?
    »Nein«, flüsterte sie, schüttelte heftig den Kopf. »Nein, so ist es nicht. So kann es nicht sein!«
    »Was kann nicht sein?« fragte Nick Parker.
    »Nichts«, antwortete sie schnell. Sie ahnte, daß sie den Antworten, die die beiden Männer erwarteten, sehr nahe war - zu nahe, als sie selbst es wollte.
    »Was habt ihr jetzt vor?« fragte sie zögernd. Ihre Blicke wanderten über die Regale, die den Laden Esben Storms in ein Labyrinth verwandelten. Dinge standen darin, die sich jeder Beschreibung entzogen, unheimlich anmutend, manche fast, als wären sie nicht von dieser Welt und hätten nie hierher gelangen dürfen. Und den meisten von ihnen entströmten Gerüche, die in ihrer Gesamtheit jenen Gestank ergaben, von dem Lilith schon vor der Tür übel geworden war. Vordergründig war es der Geruch von Alter, von Tod vielleicht. Aber darunter haftete ihm etwas Verdorbenes, Verbotenes an »Wir wollen uns unterhalten«, erklärte Hector Landers wieder. Dabei ging er an den Regalen entlang, als wollte er sich über Storms Angebotspalette kundig machen. Oder als hielte er nach etwas ganz Bestimmtem Ausschau .
    »Du könntest dir viel Ärger ersparen, wenn du uns ein wenig entgegenkommen würdest«, sagte Nick Parker. Auch er lief an den Regalen vorüber, berührte mal hier, mal da etwas, verzog angewidert das Gesicht oder grinste einfach nur. Seine Vorgehensweise unterschied sich grundsätzlich von der seines »Kumpans«. Er tat nicht mehr, als sich die Zeit zu vertreiben.
    Lilith war darüber nicht unglücklich. Immerhin hätte ihm auch eine andere Möglichkeit des Zeittotschlagens einfallen können. Und sie war sicher, daß Landru ihn nicht daran gehindert hätte.
    »Das würde ich, wenn ich es könnte«, erwiderte sie endlich.
    Landers schnaubte abfällig.
    »Was soll's?« meinte er. »Ich bin sicher, ich finde ein Mittel, um dich zum Reden zu bringen, mein Täubchen.«
    »Vielleicht wüßte ich auch eines«, warf Parker ein. Ein gieriges Funkeln trat in seinen Blick, als er Lilith anzüglich musterte. Kaum vergangene Befürchtungen entflammten neu in ihr.
    »Ich kenne mit Sicherheit ein besseres«, sagte Landers. »Man bringt einen
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