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Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition)

Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition)

Titel: Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition)
Autoren: Marc Levy
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Menge.
    »Angsthase!«, erklärte Sam.
    Alice wandte sich abrupt um.
    »Nun gut, nachdem ich es mit vier albernen Kindern zu tun habe, die ihren Zug verpassen wollen, höre ich mir den Unsinn dieser Frau an, und dann fahren wir nach Hause. Recht so?«, fragte sie und streckte Anton die Hand entgegen. »Gibst du mir nun die zwei Penny oder nicht?«
    Anton kramte in seiner Tasche und reichte Alice die Münzen, woraufhin diese zu der Wahrsagerin ging.
    Als sie sich der Bude näherte, peitschte der Wind ihr Gesicht und zwang sie, den Kopf zu senken, ganz so, als wäre es ihr unmöglich, dem Blick der alten Dame standzuhalten, die ihr noch immer zulächelte. Sam hatte vielleicht recht, die Aussicht auf diese Erfahrung beunruhigte sie mehr, als sie vermutet hätte.
    Die Hellseherin bat Alice, auf einem Hocker Platz zu nehmen. Sie hatte große Augen, mit denen sie sie durchdringend musterte, und das betörende Lächeln wich nicht von ihren Lippen. Auf dem kleinen runden Tisch gab es weder eine Kristallkugel noch Tarotkarten – nur die braun gefleckten Hände mit den langen, schlanken Fingern, die sie Alice entgegenhielt. Als diese sie berührte, durchflutete sie eine Gelassenheit und ein Wohlgefühl wie schon lange nicht mehr.
    »Dein Gesicht, meine Kleine, habe ich schon gesehen«, flüsterte sie.
    »Klar, Sie beobachten mich ja die ganze Zeit.«
    »Du glaubst nicht an meine Gabe, nicht wahr?«
    »Ich bin ein rationaler Geist«, erwiderte Alice.
    »Lügnerin. Du bist eine Künstlerin, eine autonome und energische Frau, selbst wenn dich die Angst bisweilen hemmt.«
    »Aber was habt ihr bloß heute Abend alle, warum soll ich unbedingt ängstlich sein?«
    »Du schienst deiner nicht so sicher, als du zu mir kamst.«
    Der Blick der Wahrsagerin versenkte sich noch tiefer in den von Alice.
    »Aber wo bin ich nur diesen Augen schon begegnet?«
    »In einem anderen Leben vielleicht?«, gab Alice spöttisch zurück.
    Verstört richtete sich die alte Dame plötzlich auf.
    »Moschus, Vanille und Leder«, flüsterte Alice.
    »Was redest du da?«
    »Von Ihrem Parfüm, von Ihrer Vorliebe für den Orient. Auch ich habe die Gabe, bestimmte Dinge wahrzunehmen«, fügte sie noch dreister hinzu.
    »Du hast in der Tat eine Gabe, aber was noch wichtiger ist, du trägst eine Geschichte in dir, von der du nichts weißt«, sagte die Wahrsagerin.
    »Zeigen Sie dieses ständige Lächeln, um Ihren Opfern Vertrauen einzuflößen?«, fragte Alice vorlaut.
    »Ich weiß, warum du zu mir gekommen bist«, meinte die Hellseherin, »das ist recht amüsant.«
    »Haben Sie gehört, wie meine Freunde mich herausgefordert haben?«
    »Du gehörst nicht zu den Menschen, die sich so leicht herausfordern lassen, und deine Freunde haben mit unserem Zusammentreffen nichts zu tun.«
    »Wer dann?«
    »Die Einsamkeit, die dich verfolgt und nachts um den Schlaf bringt.«
    »Ich weiß nicht, was daran amüsant ist. Sagen Sie mir etwas, das mich wirklich überrascht. Nicht dass Ihre Gesellschaft mir unangenehm wäre, aber ich habe nicht viel Zeit, ich muss einen Zug erreichen.«
    »Nein, das ist in der Tat eher traurig, was hingegen amüsant ist …«
    Ihr Blick wandte sich von Alice ab und verlor sich in der Ferne. Alice fühlte sich fast im Stich gelassen.
    »Sie wollten mir etwas sagen?«, fragte sie.
    »Was wirklich amüsant ist«, fuhr die Hellseherin schließlich fort, »ist, dass der Mann, der der wichtigste in deinem Leben sein wird, derjenige, den du seit jeher suchst, ohne zu wissen, ob er überhaupt existiert, vor Kurzem genau hinter dir vorbeigegangen ist.«
    Alices Miene erstarrte, und sie konnte nicht dem Drang widerstehen, sich umzuwenden. In der Ferne entdeckte sie ihre vier Freunde, die ihr bedeuteten, dass es Zeit war zu gehen.
    »Ist es einer von ihnen?«, stammelte Alice. »Dieser mysteriöse Mann sollte Eddy, Sam oder Anton sein? Ist das Ihre Enthüllung?«
    »Hör zu, was ich sage, Alice, und leg mir nicht in den Mund, was du hören möchtest. Ich habe dir anvertraut, dass der Mann, der der wichtigste in deinem Leben sein wird, hinter dir vorbeigegangen ist. Nun ist er nicht mehr da.«
    »Und wo ist dieser Märchenprinz jetzt?«
    »Geduld, meine Kleine. Vorher musst du sechs andere Personen treffen.«
    »Na prima, wenn es weiter nichts ist: sechs andere!«
    »Und vor allem eine große Reise machen … Irgendwann wirst du es verstehen, aber es ist spät, und ich habe dir enthüllt, was du wissen musst. Und da du kein Wort von dem glaubst, was ich dir
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