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Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition)

Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition)

Titel: Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition)
Autoren: Marc Levy
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hochschnellen; erreichte diese eine Glocke in sieben Fuß Höhe, bekam man eine Zigarre. Selbst wenn es sich nicht um eine Havanna handelte, fand Sam es unglaublich schick, sie zu rauchen. Also unternahm er acht Versuche, für die er zwei Pennys ausgab – sicher das Doppelte von dem, was er für eine Zigarre so schlechter Qualität bei dem wenige Schritte entfernten Tabakhändler bezahlt hätte.
    »Gib mir eine Münze und lass mich machen«, sagte Eddy.
    Sam reichte ihm einen Viertelpenny, Eddy ergriff den Vorschlaghammer, als handele es sich um ein Kinderspielzeug, holte aus und ließ ihn ohne sichtliche Anstrengung auf die Feder krachen. Die Eisenkugel schlug gegen die Glocke. Der Schausteller händigte ihm seinen Gewinn aus.
    »Die ist für mich«, rief Eddy. »Gib mir noch ein Geldstück, ich versuche, auch eine für dich zu gewinnen.«
    Kurz darauf zündeten die beiden Freunde ihre Zigarren an. Eddy war hochzufrieden, Sam rechnete leise. Für diesen Preis hätte er sich eine Schachtel Zigaretten leisten können. Zwanzig Embassy gegen eine schlechte Zigarre, das gab zu denken.
    Die Jungen entdeckten einen Autoskooter, wechselten einen Blick, und in der nächsten Minute saß jeder von ihnen in einem der kleinen Wagen. Unter den bestürzten Blicken der Mädchen gaben alle drei Vollgas und drehten das Lenkrad, um die anderen so heftig wie möglich zu rammen. Nachdem die Fahrt zu Ende war, stürmten sie zum Schießstand. Anton war mit Abstand der Geschickteste. Nachdem er fünf Mal ins Schwarze getroffen hatte, gewann er eine Teekanne aus Porzellan, die er Alice schenkte.
    Carol stand etwas abseits von den anderen und betrachtete ein Karussell, auf dem sich Holzpferde unter Lichterketten drehten. Anton trat zu ihr und nahm sie beim Arm.
    »Ich weiß, das ist für Kinder«, Carol seufzte, »aber wenn ich dir sagen würde, dass ich noch nie mit so etwas gefahren bin …«
    »Hast du als Kind nie in einem Karussell gesessen?«, fragte Anton.
    »Ich bin auf dem Land aufgewachsen, und in unserem Dorf gab es keinen Jahrmarkt. Und als ich nach London kam, um mich zur Krankenschwester ausbilden zu lassen, war ich schon zu alt. Dann kam der Krieg …«
    »Und jetzt möchtest du es einmal ausprobieren … Dann komm mit«, erklärte Anton und zog Carol zur Kasse. »Ich lade dich zu deiner Feuertaufe auf Holzpferden ein. Hier, nimm das«, rief er und deutete auf eines mit goldener Mähne, »die anderen scheinen mir etwas nervös, und beim ersten Mal muss man vorsichtig sein.«
    »Kommst du nicht mit?«, fragte Carol.
    »Ach nein, das ist nichts für mich, allein schon vom Zusehen wird mir schwindelig. Aber ich verspreche dir, mich anzustrengen, um dich nicht aus den Augen zu lassen.«
    Eine Glocke ertönte, und Anton stieg vom Karussell, das rasch an Tempo gewann.
    Sam, Alice und Eddy traten näher, um Carol zu beobachten – die einzige Erwachsene inmitten einer Horde von Kindern, die sie auslachten und mit dem Finger auf sie zeigten. Bei der zweiten Runde rannen Tränen über die Wangen ihrer Freundin, die sie mit dem Handrücken abzuwischen versuchte.
    »Wie überaus schlau!«, sagte Alice zu Anton und versetzte ihm einen Klaps auf die Schulter.
    »Ich habe es nur gut gemeint, ich verstehe nicht, was sie hat, sie wollte …«
    »… mit dir zusammen auf dem Pferd sitzen, du Trottel, nicht aber sich in der Öffentlichkeit lächerlich machen.«
    »Aber wenn dir Anton doch sagt, dass er es nur gut gemeint hat!«, fiel Sam ein.
    »Wenn ihr Gentlemen wärt, würdet ihr sie holen, statt hier herumzustehen.«
    Während sich die beiden noch besprachen, war Eddy schon auf das Karussell geklettert und lief an den Pferden entlang zu Carol, wobei er unterwegs kleine Ohrfeigen an die allzu vorlauten Kinder austeilte. Das Fahrgeschäft setzte seinen höllischen Lauf fort, und Eddy erreichte endlich Carol.
    »Wenn ich die Sache recht verstehe, brauchen Sie einen Reitknecht, Ma’am?«, fragte er und legte die Hand auf die Mähne des Holzpferds.
    »Ich flehe dich an, Eddy, hilf mir hier runter.«
    Doch stattdessen setzte sich Eddy hinter sie, schloss die Reiterin in die Arme und flüsterte ihr ins Ohr: »Du glaubst doch wohl nicht, dass wir die Rotznasen so davonkommen lassen! Wir werden uns derart amüsieren, dass sie grün vor Neid werden. Unterschätz dich nicht, meine Liebe, erinnere dich, dass du Tragbahren im Bombenhagel getragen hast, während ich mich im Pub betrunken habe. Ich will, dass du schallend lachst, wenn wir das nächste
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