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Die Zuflucht der Drachen - Roman

Die Zuflucht der Drachen - Roman

Titel: Die Zuflucht der Drachen - Roman
Autoren: Penhaligon Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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genauen Beschreibung des Rituals, mit dem man sich Zutritt verschaffte. Sie las von Reisen ins Ausland, nach Indien, Sibirien und Madagaskar, erfuhr allerlei von verschiedenen Reservaten in den entlegensten Winkeln des Globus und überflog Theorien über Schurken und Bedrohungen, von denen die meisten in Zusammenhang mit möglichen Verschwörungen der Gesellschaft des Abendsterns standen.
    Die Umitenkerze brannte langsam herunter, und Kendra las an ihrer Lieblingsstelle weiter:
    Vor nur wenigen Stunden von einem einzigartigen Abenteuer zurückgekehrt, sehe ich mich außerstande, den Drang, meine Gedanken weiterzugeben, zu unterdrücken. Kaum je habe ich darüber nachgesonnen, wer der Adressat der in diesen Aufzeichnungen gesammelten geheimen Informationen sein könnte, und wenn ich diesem Punkt einmal Beachtung geschenkt habe, kam ich zu dem Ergebnis, dass ich diese Notizen wohl für mich selbst mache. Aber nun weiß ich, dass diese Worte sehr wohl eine Adressatin finden werden und dass ihr Name Kendra Sørensen ist.
    Kendra, ich finde diese Erkenntnis sowohl aufregend als auch beunruhigend, wie ein böses Omen. Dir stehen schwierige Zeiten bevor. Ein Teil des Wissens, das ich besitze, könnte dir helfen, doch leider könnte dich vieles von demselben Wissen auch in fürchterliche Gefahr bringen. Immer wieder führe ich heftige innere Auseinandersetzungen und versuche, mir Klarheit darüber zu verschaffen, welche Informationen dir einen Vorteil gegenüber deinen Feinden verschaffen und welche dich nur noch weiter in Gefahr bringen. Vieles von dem, was ich weiß, könnte sehr wohl mehr Schaden als Nutzen stiften.
    Deine Feinde in der Gesellschaft des Abendsterns werden vor nichts zurückschrecken, um die fünf Artefakte in ihren Besitz zu bringen und damit Zzyzx zu öffnen, das große Dämonengefängnis. Zu der Zeit, da ich dich verließ, hatten sie nach unserem Wissen nur ein einziges Artefakt an sich gebracht, während dein tüchtiger Großvater ein weiteres zu sichern vermochte. Ich besitze Informationen über zwei der Artefakte, die euch fehlen, und könnte mit einem gewissen Aufwand wahrscheinlich noch mehr Wissen erlangen. Und doch zögere ich, dieses Wissen mit dir zu teilen, denn wenn du oder jemand anderes versucht, die Artefakte zu finden oder zu beschützen, könnte er damit unbeabsichtigt eure Feinde zu ihnen führen. Oder es könnte ihm bei dem Versuch, sie aufzuspüren, etwas zustoßen. Andererseits steht zu befürchten, dass der Sphinx am Ende mit seiner unermüdlichen Suche nach den Artefakten Erfolg haben wird. Unter gewissen Umständen wäre es also von Vorteil für unsere Sache, wenn du über mein Wissen verfügtest; es könnte verhindern, dass ihm die Artefakte in die Hände fallen.
    Daher, Kendra, habe ich beschlossen, die Entscheidung deinem Urteilsvermögen zu überlassen. Ich werde die Einzelheiten nicht in diesem Tagebuch niederschreiben, denn das wäre zu gefährlich, ganz gleich, wie integer der Empfänger auch sein mag. In einem verborgenen Gewölbe hinter der Halle des Grauens werde ich weitere Hinweise auf die Verstecke der beiden von mir genannten Artefakte hinterlegen. Berge diese Informationen nur dann, wenn du der Meinung bist, dass es absolut notwendig ist. Ansonsten erwähne nicht einmal, dass dieses Wissen existiert. Lass Verschwiegenheit, Geduld und Mut walten. Ich hoffe, dass die Informationen dein ganzes Leben über dort schlummern werden, aber sollte es anders kommen, findest du an einer anderen Stelle in diesem Tagebuch Hinweise, wo genau das verborgene Gewölbe liegt. Geh dorthin, nimm einen Spiegel und lese die Botschaft an der Decke.
    Kendra, ich wünschte, ich könnte dort sein, um dir zu helfen. Die Menschen, die du liebst, sind stark und tüchtig. Vertraue jenen, die es verdienen, und triff kluge Entscheidungen. Pass auf, dass dein Bruder nicht über die Stränge schlägt. Ich bin froh, eine so vorbildliche Nichte zu haben.
    Kendra trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch und blies die Kerze aus. Es war noch genug Wachs übrig, um sie noch einmal anzuzünden, aber die Flamme würde nicht lange halten. Opa hatte in Fabelheim inzwischen wahrscheinlich weitere Umitenkerzen, aber die zu besorgen wäre zu viel Aufwand. Kendra lehnte sich in ihren Stuhl zurück und biss sich auf die Unterlippe. Die Schule und ihre ehrenamtliche Tätigkeit im Kinderhort hatten ihr kaum Zeit gelassen, gebührend über die Angelegenheit nachzudenken.
    Bisher hatte sie keiner Menschenseele
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