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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens
Autoren: Fay Juliette
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sie nicht ausstehen. Jede Menge Halsketten aus Plastikperlen. Ständig unangekündigte Tests.«
    »Morgan reißt sich noch ein Bein aus. Sie lernt ununterbrochen, weil diese dämlichen Tests ihr so Angst machen.«
    »Sag ihr, sie soll sich entspannen. Sie ist doch erst in der sechsten Klasse.«
    »Das sag du ihr mal lieber.«
    Die Frauen lächelten sich an. Wer konnte Kindern schon etwas sagen? Und wem wurde weniger Sendezeit gewährt als den eigenen Erzeugern? Polly wusste das. Ihre zwei Kinder, Gina und Peter, waren älter und hatten ihr schon einige Jahre mehr an Sorge und Wut abgerungen. Dana beneidete Polly darum, dass sie sich als Mutter nie infrage zu stellen schien. Sie kämpfte mit ihren Kindern, fragte sie aus, folgte ihnen in die Hochsicherheitstrakte ihrer Schlafzimmer, verlangte Zutritt ohne ausdrückliche Erlaubnis. Gelegentlich warf sie, wenn sie aufgebracht war, mit Essen nach ihnen.
    Und Gina und Peter schienen diesem Sperrfeuer mit überraschender Gelassenheit standzuhalten. Oder sie brüllten zurück, schreckliche Dinge, von denen Dana hoffte, dass sie sie von ihren eigenen Kindern nie zu hören bekommen würde. Einmal hatte Dana mitgekriegt, wie Peter seiner Mutter ins Gesicht sagte, sie sei eine »kreischende Zicke«. Ohne mit der Wimper zu zucken, hatte Polly zurückgeraunzt: »Und was meinst du, wie ich dazu geworden bin? Glaubst du, ich war schon so, bevor ich Kinder gekriegt hab? Nie in deinem undankbaren, kleinen Leben!«
    Obwohl Dana sich nie so verhalten könnte, war sie beeindruckt davon, dass das niemanden von ihnen zu stören schien. »Gina hasst mich«, bemerkte Polly hin und wieder, so als träfe sie eine Aussage über eine vorüberziehende Schlechtwetterfront.
    Als sie in raschem Tempo die Straße zum Nipmuc Pond entlangschritten, sagte Dana: »Gestern ist meine Nichte Alder aufgetaucht.«
    »Das Mädchen von deiner Schwester Connie.«
    »Genau. Sechzehn, fährt so eine Klapperkiste, die ich abschleppen lassen musste. Hat meinen Briefkasten über den Haufen gefahren.«
    »Reizend.«
    »Sie ist ein liebes Kind. Ein bisschen seltsam, aber das ist nicht ihre Schuld. Connie ist nicht gerade eine Bilderbuchmutter.«
    »Wie nennt sie uns noch mal?«
    »Nicht uns speziell«, relativierte Dana. Sie war nicht gerne der Ursprung verletzter Gefühle, auch nicht indirekt.
    »Doch, uns speziell «, erwiderte Polly grinsend.
    Dana lächelte. Worüber zerbrach sie sich eigentlich den Kopf? Polly war ganz egal, was Connie dachte. »Törtchenbäckerinnen.«
    »Super«, sagte Polly trocken.
    Dana erzählte ihr, dass Alder gerne bei ihr einziehen wollte. »Was hältst du davon?«, fragte sie.
    »Ich glaube, du willst sie gerne aufnehmen.«
    »Will ich nicht! Ich würde mich nie einmischen wollen!«
    »Einmischen nicht, nur … ich weiß nicht … Es ist, als würdest du sie gerne in die Finger bekommen.«
    Herrje, sie hat recht , dachte Dana.
    »Es tut dir leid, wie sie aufgewachsen ist«, fuhr Polly fort, »und du möchtest es wiedergutmachen.«
    »Wie sollte das gehen?«, fragte Dana, wohl wissend, dass das keine Rolle spielte. Sie liebte ihre Nichte und würde alles tun, um das Mädchen glücklich zu machen.
    »Ich weiß es nicht.« Polly grinste. »Törtchen?«
    Nach dem Walken rief Dana in der Einfahrt von ihrem Handy aus Connie an. Für den Fall, dass es schlecht ausging, sollte Alder das Gespräch lieber nicht mithören. »Jetzt fängt ja gerade das zweite Viertel des Schuljahrs an«, begann sie mit Bedacht. »Wie wäre es, wenn sie einfach bis zum Ende davon hierbliebe? Das wäre im Januar. Zum nächsten Halbjahr wäre sie dann wieder in der Peak … Artistic …«
    »Es geht nicht einfach darum, dass es zeitlich passt, Dana. Es geht darum, sich in einem Umfeld zu befinden, in dem die schöpferische Energie fließen kann.«
    »Gut, wenn Alder also merkt, dass ihre Energie hier nicht … fließt, kann sie sofort nach Hause in die Berkshires fahren. In einer Stunde wäre sie dort.«
    Connie schwieg. Dana wusste, dass sie nicht nachgeben würde – sie würde es so formulieren, dass es nach ihren eigenen Vorstellungen stimmte. »Sie ist blockiert«, sagte Connie schließlich. »Ein Tapetenwechsel könnte tatsächlich das Richtige sein. Vielleicht lässt sie sich einen visuellen Kommentar über die Seelenlosigkeit der Vorstadt einfallen.«
    »Prima«, sagte Dana und ließ erleichtert die Schultern sinken. »Kannst du ihr dann ein paar Klamotten schicken? Sie hat nämlich nur zwei Garnituren
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