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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)
Autoren: Oliver Henkel
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flogen durch die Luft, und obwohl Claudius Eupor nichts geschah, erschrak er sehr. Er stolperte und ließ seine Papyrusrollen fallen, die auf dem Pflaster des Gehsteigs landeten. Ohne lange zu zögern, sammelte er eilig die kostbaren Schriften wieder ein und rannte weiter. Er war sich sicher, alle Rollen aufgelesen zu haben.
    Alle bis auf eine, die sich seinen Blicken entzogen hatte, und die nun unbeachtet im Rinnstein lag.
        
     

60
     
    Italien 1944
     
    Captain Albinizi schob die staubige Plane des Lastwagens beiseite und stieg auf die Ladefläche.
    Der Wagen hatte eine Anzahl großer Holzkisten geladen, und was immer in ihnen war, hatte man in großer Eile verpackt: Albinizi fiel auf, dass die Deckel mehrerer Kisten nicht einmal zugenagelt waren und dass büschelweise Stroh herausschaute. Er hob den Deckel der nächstbesten Kiste ab, entfernte die oberste Lage Stroh und hielt dann erstaunt inne:
    Vor ihm lagen uralte Bücher, in dunkles, schweres Leder gebunden, die Einbände verziert mit Einlegearbeiten aus Gold und Edelsteinen. Daneben lagen gelbliche Papyrusrollen, bröckelnd und verfärbt von den Jahrhunderten. Und ganz oben auf einer der Rollen standen in merkwürdig geformten Buchstaben Worte, die Albinizi verstand, denn sie ähnelten der Sprache seiner Eltern:
    DE BELLO GALLICO
GAIUS IULIUS CAESAR SCRIPSIT
     
        
     

61
     
    Ravenna 476
     
    Die metallbeschlagenen Sohlen kratzten bei jedem Schritt über den kostbaren Mosaikfußboden, über den sonst nur die weichen Sandalen der Hofbeamten glitten, aber Odoaker nahm die knirschenden Geräusche nicht wahr. Schnellen Schrittes eilte er durch den Kaiserpalast.
    Der große Saal, den er jetzt betrat, war in das helle Licht der Mittagssonne getaucht, das durch die hohen Fenster fiel und den weißen Marmor zum Leben zu erwecken schien. Am entfernten Ende des Saals befand sich ein dreistufiges Podest, und auf diesem stand ein goldener Prunksessel unter einem purpurnen Baldachin. Odoaker begann, seine Müdigkeit zu spüren. Aber der Anblick des Kaiserthrons konnte seine Erschöpfung noch einmal besiegen, und er ging mit schweren, langsamen Schritten auf das Podest zu. Am Fuß der untersten Stufe blieb er stehen und betrachtete still den glänzenden Thronsessel.
    Schluss damit!, dachte er mit grimmigem, triumphierendem Lächeln. Das habt ihr Römer nun davon, dass ihr mich hintergehen wolltet. Auf diesem Thron wird kein hochmütiger Imperator mehr sitzen. Jetzt bin ich der Herr hier, und ich werde mir nehmen, was mir zusteht!
    Der Widerhall von schweren Schritten riss ihn wieder aus seinen Gedanken und er wandte seinen Kopf zum Eingang des Saals, wo gerade ein Soldat, ein blonder Burgunder mit lang herabhängendem Bart, einen verängstigten kleinen Jungen hineinzerrte. Er brachte das Kind zu Odoaker und sagte dann in rau knarrendem Germanisch: »Herzog Odoaker! Ich habe diesen Knaben gefunden, er hatte sich in einem Zimmer versteckt. Er sagt, er ist Romulus!«
    Odoaker besah sich den Jungen, der ihn verschüchtert und verwirrt aus verweinten, roten Augen anblickte. Das also war Romulus Augustus … der Heerführer versuchte, Hass für den noch nicht einmal den Kinderschuhen entwachsenen Kaiser zu empfinden, aber es gelang ihm nicht.
    »Soll ich ihn töten, Herzog? Oder wünscht Ihr, es selber zu tun?«, fragte der Soldat und legte die rechte Hand bereits auf den Griff des Schwertes an seinem Gürtel.
    »Nein, er soll leben«, erwiderte Odoaker entschlossen. »Sein niederträchtiger Vater Orestes, der ihn auf den Thron gesetzt hat, war mein Feind. Und Orestes ist tot. Dieser Knabe stellt keine Gefahr mehr dar. Bring ihn in seine Gemächer und lass ihn bewachen, bis ich entschieden habe, was mit ihm geschehen soll.«
    Der Burgunder stutzte verständnislos. Aber er gehorchte und brachte Romulus fort.
    Odoaker sah ihm kurz nach, dann wanderte sein Blick zum purpurnen Baldachin über dem Thron, wo ein in Gold gestickter Adler seine Schwingen ausbreitete. Der Heerführer schnaubte verächtlich, stieg die Stufen des Podestes hinauf und ließ sich, ohne zu zögern, auf dem Thronsessel nieder, wobei er schallend lachte.
        
     

62
     
    Pompeji
24. August A. D. 79
     
    Nach wenigen Augenblicken hatte Franklin den ungestümen Andreas überwältigt. Ein Kinnhaken schleuderte ihn gegen die Wand in der entgegengesetzten Ecke des Zimmers, wo er benommen zu Boden sackte.
    Franklin schüttelte verärgert den Kopf. »Das ist nun der Dank dafür! Ich bewahre
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