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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)
Autoren: Oliver Henkel
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dann geht’s ab ins Jahr 79. Hm – unsere Kleidung entspricht nicht gerade der damaligen Mode, aber es wird reichen, glaube ich. Sieht römisch genug aus, damit wir nicht auffallen. Höchstens die Hosen werden uns zum Gespött der Leute machen. Bist du so weit?«
    Andreas sprang noch einmal schnell vom Sitz auf, streckte seinen Kopf aus der Tür und rief den beiden Soldaten zu, dass sie dort auf ihn warten sollten, er sei bald wieder zurück. Die verwirrten Gesichter der Männer sprachen Bände.
    Dann nahm der Ostgote wieder neben Franklin Platz, nickte und sagte: »Also gut, ich bin bereit.«
    In diesem Moment erst wurde Andreas bewusst, was ihm eigentlich bevorstand. Er war im Begriff, in die Vergangenheit zu reisen. Er würde von allem, was er kannte, unglaublich weit entfernt sein, und das nicht etwa in Meilen, sondern in Jahrhunderten gemessen. Nun erst erkannte er das Unfassbare dieses Gedankens, und er spürte, wie sich sein Hals zuschnürte. Die Vorstellung, siebenhundert Jahre zu überwinden, in eine Welt zu gehen, die längst nicht mehr existierte, machte ihm Angst. Unvermittelt stellte er sich die Frage, ob es denn überhaupt Gottes Wille sein konnte, dass die Menschen die Gesetze der Zeit, die Er ihnen auferlegt hatte, ignorierten und übertraten, oder ob diese Auflehnung gegen Seine ewige Ordnung nicht unweigerlich Bestrafung nach sich ziehen musste.
    Doch für einen Rückzieher war es nun zu spät.
    Franklin berührte mit dem Zeigefinger eine grüne Taste, und die Tür glitt schnell und lautlos zu. Auf einer kleinen rechteckigen Glasfläche erschien in indischen Ziffern die Jahreszahl A. D. 796. Darunter blinkten, etwas kleiner, weitere Angaben zum Datum auf.
    Andreas fühlte eine sanfte Vibration und hörte ein helles, dünnes Summen. Beides verschwand jedoch ebenso schnell wieder, wie es eingesetzt hatte.
    »Da wären wir«, sagte Franklin.
    Ungläubig blickte Andreas ihm ins Gesicht. »Das war alles? Aber … wir können doch unmöglich in einem so kurzen Augenblick sieben Jahrhunderte durchquert haben. Und es war auch gar nichts zu spüren.«
    »Was hattest du erwartet? Dass dich ein kalter Schauer packt und Engel frohlocken?«, erwiderte Franklin ironisch. »Da steht’s, siehst du? Wir sind am Ziel.«
    Er wies auf die kleine Glasscheibe, und tatsächlich hatte sich die Anzeige dort auf unerklärliche Weise verändert. Nun stand dort A. D. 79, und darunter war zu lesen AUG 24 – 08:39 AM LOCAL TIME.
    »Mal sehen, was uns erwartet«, meinte Franklin. Auf einen weiteren Knopfdruck öffnete sich die Tür wieder, er erhob sich von seinem Sitz und stieg aus.
    Andreas zögerte noch, aber dann nahm er sich zusammen und folgte dem Zeitreisenden.
        
     

58
     
    In einer Höhle am Fuß des Vesuvius
24. August A. D. 79
     
    Als er die Zeitmaschine verließ, sah Andreas sofort, dass er sich nicht mehr in der Kakushöhle befand. Zwar stand er auch jetzt in einer geräumigen Grotte, doch ihr Ausgang lag so nah, dass er den Schimmer des hellen Tageslichts deutlich erkennen konnte. Außerdem stand hier unübersehbar ein weiterer weißer Kegel, bei dem es sich um die Zeitmaschine von Dave Larue handeln musste.
    Andreas war für einen Moment unfähig, sich zu rühren, so sehr überwältigte ihn die Flut von Gedanken und Assoziationen, die angesichts des raschen Wechsels von Ort und Zeit über ihn hereinbrach. Es war halt etwas völlig anderes, von einem Wunder nur zu hören oder selber Zeuge eines Wunders zu werden.
    »Komm mal schnell her!«, rief Franklin von der abgewandten Seite der anderen Zeitmaschine.
    Andreas schüttelte seine vorübergehende Lähmung ab. Er schritt eilends um den Kegel und hielt dann sofort inne. Franklin kniete neben dem leblosen Körper eines hünenhaften Mannes in weißer Toga; ein fränkisches Soldatenschwert lag auf dem dunkelgrauen Felsboden.
    »Karl«, sagte der Ostgote, dem das Gesicht des Königs von den Bildnissen auf den fränkischen Münzen vertraut war.
    »Ganz recht«, meinte Franklin und stand wieder auf. »Karl der Große, gestorben an einem Genickbruch … das war schon bei der Ausbildung Larues Spezialität. Ich wüsste doch zu gerne, mit welchem Griff er ihn überwältigt hat … na, egal. Weißt du, was das für uns bedeutet?«
    Andreas schüttelte nur abwesend den Kopf. Er war noch zu benommen von der merkwürdigen Vorstellung, dass der Frankenkönig hier den Tod gefunden hatte, viele Hundert Jahre vor seiner Geburt.
    »Das bedeutet, dass ich
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