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Die Zeit, die Zeit (German Edition)

Die Zeit, die Zeit (German Edition)

Titel: Die Zeit, die Zeit (German Edition)
Autoren: Martin Suter
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Genesung noch vor dem Wochenende.
    »Und am Montag habe ich ja Ferien«, fügte er bedauernd hinzu.
    »Dann hoffe ich, du bist wenigstens dann wieder auf den Beinen«, bemerkte Gerber giftig und legte auf. Ohne gute Besserung gewünscht zu haben.
    Am Donnerstag kam der Kranlastwagen mit einer Ladung Pflanzen. Als Erstes riss der Ausleger den Mirabellenbaum aus und ließ seinen jüngeren Bruder einschweben.
    Taler wies ihn mit Hilfe von Markierungen und Stativ unter lauten Rufen ein. Es dauerte über eine halbe Stunde. Dabei war die Mirabelle noch einfach. Ihr Standort war durch das Loch markiert, das ihre Vorgängerin hinterlassen hatte. Die übrigen Pflanzen mussten mit Messbändern lokalisiert werden.
    In dem Sektor, der in den Zustand des Stichtages zurückversetzt werden musste – also nach Knupp alles von der Grundstückgrenze aus Sichtbare in einem Abstand von zwanzig Metern –, waren es vierundsechzig Pflanzen. Und es blieben ihnen vier Arbeitstage.
    Angela war es gelungen, sich von einem befreundeten Fotografen ein Stativ, die gleiche Kamera und das gleiche Objektiv auszuleihen. So konnte sie wenigstens mit Knupp im Haus weitermachen, während Taler draußen arbeitete. Aber ohne Überstunden und Wochenendarbeit würden sie es trotzdem nicht schaffen.
    Ein Gespräch mit Wertinger junior ergab, dass er und seine Leute zu beidem bereit waren. Gegen einen Aufpreis von hundert Prozent. Taler willigte sofort ein.
    Die Arbeit der Set Factory verlief nach Zeitplan. Das Baugerüst wurde bereits am Freitag abgebaut, und zum Vorschein kam ein hellgraues Haus in Rauhverputz, wie es aufgrund von Knupps seltenen Farbfotos damals ausgesehen hatte. Es war frisch verputzt gewesen, was die Arbeit erleichterte. Ebenso wie die Tatsache, dass an jenem Tag die Läden geschlossen waren. Auch Hadlaubers Vorgänger waren, wie Knupp sich erinnerte, damals in den Ferien gewesen. Die Maler und Verputzer hatten neben den Fenstern wieder Kloben eingelassen, in die Betrios Leute die alten Läden einhängen konnten. Sie waren in Hochglanztannengrün frisch gestrichen, genau wie damals.
    Auch das Holzspalier wurde noch am selben Tag angebracht. Im Gegensatz zu dem von Knupp, das schon damals leer gewesen war, gehörte eine junge Spalierbirne dazu, die Wertinger wegen ihrer ungewöhnlichen Form lange hatte suchen müssen.
    Mit dem Verlegen der alten Waschbetonplatten wollten sie am Samstag beginnen. Für Filmausstatter war Wochenendarbeit nichts Außergewöhnliches.
    Ronnie Betrio leitete persönlich die Arbeiten in Peter Talers Wohnung und den drei über und unter ihm. Die Bewohner hatten sich damit einverstanden erklärt, ihre Vorhänge auswechseln und ihre Blumenfenster rekonstruieren zu lassen. Vor allem Letzteres war ein aufwendiges Unterfangen, denn sie mussten die Vorderansicht der Pflanzen von hinten wiederherstellen. Peter Taler wechselte in Knupps Garten von Kamerastandpunkt zu Kamerastandpunkt und dirigierte die Floristin, die Betrio für diese Aufgabe engagiert hatte, per Walkie-Talkie.
    Mit seinem professionellen, etwas pompösen Auftreten konnte Ronnie Betrio die Hausbewohner auch von der Notwendigkeit überzeugen, am zehnten Oktober bis spätestens eine halbe Stunde vor Mitternacht entweder die Wohnung zu verlassen oder sich in die hinteren Räume zurückzuziehen. Bei Frau Feldter traf es sich gut, sie war an diesem Tag in der Luft. Steingärtners mit dem Baby nahmen gerne das Angebot an, auf Kosten der Filmproduktion, zweimal im Hotel am See zu übernachten. Herr Keller machte es »überhaupt nichts aus«, zwei Nächte nicht nach Hause zu kommen. Und seine Frau verbrachte in letzter Zeit ihre Tage sowieso am liebsten im hinteren Teil der Wohnung, wie sie Betrio wissen ließ.
    Das Ehepaar Scholter hatte ohnehin vorgehabt, den Rummel der Drehtage zu meiden, und sich deshalb für zehn Tage in die Ferienwohnung von Freunden im Wallis zurückgezogen.
    Peter Taler hatte seine eigenen Pläne für diese vierundzwanzig Stunden.
    Am Montag kamen die Straßenarbeiter und sperrten den Gustav-Rautner-Weg. Sie malten an den Stellen, die Taler ihnen zeigte, mit gelber Kreide zwei gerade Striche quer über die Straße und ratterten mit dem Pressluftbohrer an diesen entlang. Dann rissen sie den Belag dazwischen auf und hoben einen Graben aus. Nicht so tief, wie die Leitungen lagen, denn Walter W. Kerbeler war der Ansicht, nur sichtbare Veränderungen müssten rückgängig gemacht werden.
    Bereits am frühen Nachmittag erfüllte der Lärm
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