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Die Zeit des Boesen

Die Zeit des Boesen

Titel: Die Zeit des Boesen
Autoren: Vampira VA
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Stehen kam.
    »Was ist los?«
    »Warum hältst du an?«
    Karel wandte rasch den Kopf über die Schulter: »Es geht gleich weiter. Bleibt im Wagen!«
    Dann rutschte er vom Kutschbock. Blindlings griff er dabei noch nach der Peitsche, ohne den Blick von dem zu wenden, was ihm selbst jetzt noch, da sie schon etliche Herzschläge währte, wie eine Vision am Wegesrand schien. Langsam ging er darauf zu, vorsichtig, als könnte eine hastige Bewegung sie verscheuchen.
    Karel hatte schon allerlei erlebt, seit er seinen Gelderwerb mit der Beschaffung junger Weiber betrieb. Die meisten von ihnen waren ihm ohne wirkliche Zier zu Willen gewesen, wenn er ihnen erst einmal das Danach in Aussicht gestellt hatte.
    Aber daß sich ein Weib - noch dazu von solcher Jugend und Schönheit! - ihm splitterfasernackt in den Weg stellte, das war ihm noch nicht untergekommen!
    Zwei Schritte vor ihr blieb er stehen. Sein Mund hatte die ganze Zeit über offengestanden, Zunge und Gaumen waren ihm trocken geworden, und so brauchte es jetzt drei Anläufe, ehe er auch nur einen Ton hervorbrachte. Noch ein bißchen länger dauerte es, ehe er etwas sagen konnte.
    »Was tust hier? Und wer bist du, schönes Kind?«
    Den Gedanken, daß die blonde Frau womöglich unter die Räuber gefallen und ihnen entkommen war, ließ er fahren. Sie wirkte nicht verängstigt oder so, als wäre ihr Schlimmes widerfahren, allenfalls sah er einen Anflug von Verwirrung in ihrem schönen Gesicht, als wüßte sie nicht recht, was sie ihm antworten sollte.
    Ansonsten tat sie nichts anderes, als ihn anzusehen.
    Anzustarren.
    Karel fröstelte unter ihrem stieren, seltsam glanzlosen Blick.
    Als glotzte mich eine Tote an! durchfuhr es ihn. Und der Gedanke schien ihm viel weniger befremdlich, als er es eigentlich hätte tun müssen .
    Und seltsam - erst jetzt, da er ihr nahe war und auch erst nach einer kleinen Weile bemerkte er, daß er durch sie - hindurchsehen konnte? Nein, er mußte sich täuschen, das konnte doch nicht sein!
    »Wo kommst du her?« versuchte er es noch einmal, sie zum Reden zu bringen. Aber seine Stimme bebte nicht mehr vor Überraschung und Erregung. Zu seiner eigenen Verwunderung war es aber auch nicht Angst, was da in ihm hochkroch. Der Blick des nackten Weibes weckte etwas gänzlich anderes, das er tief auf den Grund seiner Seele hinab verbannt hatte. Weil er doch kein schlechter Kerl sein woll-te. Nicht vor sich selbst zumindest .
    Er dachte zurück, weit zurück. An Anna. Süß und jung war sie damals gewesen, begehrenswert. Allzu bereitwillig hatte sie seinem Werben nachgegeben - und ihn verlacht und verhöhnt, als er nicht gekonnt hatte, was zu tun sie einander in jenem Stall geplant hatten. Süß und jung war sie auch noch gewesen, als sie tot und stieren Blickes vor ihm gelegen hatte, ihr Hals noch zwischen seinen Händen, ihr Lächeln zur Grimasse geronnen .
    Warum nur muß ich gerade jetzt daran denken? ging es Karel durch den Sinn. Er hatte sich lange Jahre nicht mehr daran erinnert, hatte die Bluttat beinahe schon vergessen gehabt .
    In Vergessenheit geriet sie auch jetzt wieder. Etwas lenkte ihn ab.
    Die Frau öffnete die Lippen, zögernd erst, dann mit einem Ruck.
    Und schrie!
    Schrie so laut, daß Karel fürchtete, man würde es bis zur Stadt hin hören.
    Irgend jemand hatte mit Karel einmal gewettet, er würde es nicht schaffen, einen Ochsen niederzuschlagen. Der andere hatte verloren. Karel hatte es sehr wohl zustande gebracht.
    Für das schreiende Weib hier reichte seine Kraft allemal.
    Wie abgerissen verstummte ihr Schrei.
    Ehe sie zu Boden fallen konnte, hatte Karel sie aufgefangen. Das vage Knistern, das er zu hören und zu spüren glaubte, als er sie berührte, schob er seiner Einbildung zu.
    Und als er sie zu den anderen Mädchen in den Karren schaffte, war die Nackte für ihn schon nichts anderes mehr als bare Münze.
    *
    »Wer ist das?« »Was ist mit ihr?« »Karel, wo kommt sie her?«
    »Maul halten, verfluchte Weiber, sonst lernt ihr mich kennen!«
    Die Stimmen der anderen drei Mädchen und Karels erreichten Jana nicht allein wie aus weiter Ferne, sondern klangen zusätzlich gedämpft wie durch wattige Mauern. Mauern, die sie im Schlaf zwischen dem Reich ihrer Träume und der immer bedrohlicher werdenden Wirklichkeit errichtet hatte. Wie zum Schutz vor den Greueln, die da draußen auf sie warten mochten. Auf sie alle vier .
    Jana schien die einzige unter ihnen, die ihren Entschluß, sich Karel anzuschließen und von ihm in die Stadt
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