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Die Zeit der Verachtung

Die Zeit der Verachtung

Titel: Die Zeit der Verachtung
Autoren: Andrzej Sapkowski
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zweihundertfünfzig Kronen hatte ich mehr erwartet. Neu war für mich bisher nur die Information über die Zauberschule und den Geheimdienst von Kaedwen. Den Rest kenne ich. Ich weiß, dass Rience ein rücksichtsloser Mörder ist. Ich weiß, dass er ein arroganter Fatzke ist, der sich nicht die Mühe macht, falsche Namen anzunehmen. Ich weiß, dass er in jemandes Auftrag arbeitet. In wessen, Codringher?«
    »Im Auftrag irgendeines Zauberers. Es war ein Zauberer, der ihn damals aus dem Knast freikaufte. Du hast mir selber mitgeteilt und Rittersporn hat bestätigt, dass Rience Magie verwendet. Echte Magie, nicht die Kunststückchen, die ein von der Akademie geworfener Schüler kennen mag. Also unterstützt ihn jemand, rüstet ihn mit Amuletten aus, gibt ihm wahrscheinlich insgeheim Unterricht. Manche von den offiziell praktizierenden Magiern haben solche geheimen Schüler und Faktoten, um illegale oder schmutzige Dinge zu erledigen. Im Jargon der Zauberer wird derlei als ›an der Leine agieren‹ bezeichnet.«
    »An der Leine eines Zauberers würde Rience Tarnmagie einsetzen. Er aber verändert weder Namen noch Erscheinungsbild. Er hat sich nicht einmal der Hautverfärbung entledigt, nachdem ihn Yennefer verbrannt hatte.«
    »Gerade das spricht dafür, dass er an der Leine agiert.« Codringher hustete, wischte sich den Mund mit dem Tuch ab. »Denn eine magische Tarnung ist keine Tarnung, nur Dilettanten benutzen so was. Wenn sich Rience unter einem magischen Schirm oder einer Illusionsmaske verbergen würde, würde das jeder magische Alarm sofort melden, und solche Alarme sind gegenwärtig praktisch in jedem Stadttor eingerichtet. Und Zauberer spüren Illusionsmasken unfehlbar. In der größten Menschenmenge, im größten Gedränge würde Rience die Aufmerksamkeit jedes Zauberers auf sich ziehen, als ob ihm aus dem Munde Flammen schlügen und aus dem Hintern Rauchwolken. Ich wiederhole: Rience handelt im Auftrag eines Zauberers, und zwar so, dass er nicht die Aufmerksamkeit anderer Zauberer auf sich zieht.«
    »Manche halten ihn für einen Nilfgaarder Spion.«
    »Das weiß ich. Das glaubt zum Beispiel Dijkstra, der Chef des redanischen Geheimdienstes. Dijkstra irrt sich selten, man kann also annehmen, dass er auch diesmal recht hat. Doch das eine schließt das andere nicht aus. Das Faktotum eines Zauberers kann gleichzeitig Nilfgaarder Spion sein.«
    »Was bedeuten würde, dass irgendein offiziell praktizierender Zauberer mit Hilfe eines geheimen Faktotums für Nilfgaard spioniert.«
    »Unsinn.« Codringher hustete, betrachtete aufmerksam das Taschentuch. »Ein Zauberer sollte für Nilfgaard spionieren? Wie käme er dazu? Für Geld? Lächerlich. Weil er auf große Macht unter der Regierung des siegreichen Kaisers Emhyr hofft? Noch lächerlicher. Es ist kein Geheimnis, dass Emhyr var Emreis die ihm untertanen Zauberer kurzhält. Zauberer werden in Nilfgaard genauso funktionell betrachtet wie, sagen wir, Stallburschen. Und sie haben nicht mehr Macht als Stallburschen. Würde einer von unseren übermütigen Magiern beschließen, für den Sieg des Kaisers zu kämpfen, bei dem er zum Stallburschen würde? Philippa Eilhart, die Wisimir von Redanien die königlichen Erlasse diktiert? Sabrina Glevissig, die den König Henselt beim Reden unterbricht, mit der Faust auf den Tisch schlägt und sagt, er solle den Mund halten und zuhören? Vilgefortz von Roggeveen, der unlängst Demawend von Aedirn wissen ließ, er habe momentan keine Zeit für ihn?«
    »Kürzer, Codringher. Wie ist das also mit Rience?«
    »Wie üblich. Der Nilfgaarder Geheimdienst versucht an den Zauberer heranzukommen, indem er das Faktotum zur Mitarbeit anheuert. Nach allem, was ich weiß, würde Rience die Nilfgaarder Florins nicht verachten und seinen Meister ohne zu zögern verraten.«
    »Jetzt bist du es, der Unsinn redet. Sogar unsere übermütigen Zauberer würden auf der Stelle merken, dass man sie verrät, und der entlarvte Rience würde am Galgen baumeln. Wenn er Glück hätte.«
    »Du bist ein Kind, Geralt. Entlarvte Spione hängt man nicht, sondern benutzt sie. Man füttert sie mit Falschinformationen, versucht, Doppelagenten aus ihnen zu machen  ...«
    »Langweile das Kind nicht, Codringher. Mich interessiert nicht, was in Geheimdiensten oder in der Politik hinter den Kulissen abläuft. Rience ist mir auf den Fersen, ich will wissen, warum und in wessen Auftrag. Wie sich zeigt, im Auftrag irgendeines Zauberers. Wer ist dieser Zauberer?«
    »Das
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