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Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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wie eine ausgebildete Leronis Flammen beschwören konnte. Er packte Melisandra fester und eilte die Stufen hinunter. Melisandra lag schlaff und bewußtlos in seinen Armen. Erlend dagegen, den Melora hielt, schrie vor Entsetzen. Die Flammen wichen wabernd vor ihnen zu rück, als sie die Treppe hinunterstolperten, Meloras Schritt war schwer und unbeholfen, weil sie ihren ganzen bewußten Willen auf den Sternenstein konzentrierte, auf die Flammen, die erstarben, von neuem hochsprangen, sich teilten und in furchtbarer Drohung hängenblieben. Er brach durch die brennende Tür und hinaus in die gesegnete Luft, und wieder sah er mit diesem angsterregenden geteilten Bewußtsein, daß Bard sich von den Leibwächtern mit einer letzten berserkerhaften Anstrengung losriß, ihm entgegenlief und ihm Melisandra aus den Armen nahm. Paul fiel, halb bewußtlos, mit einem pfeifenden Geräusch sog er Luft in seine gequälten Lungen und stieß sie wieder aus. Ein Dutzend Frauen eilte herbei, faßte nach Melisandra und legte sie auf das Gras. Und Bard warf sich in die Flammen, die hoch aufloderten, als Melora ohnmächtig niedersank. Bard nahm ihr Erlend aus den Armen und gab ihn schnell an Varzil weiter. Geremy, der ihm nachgehinkt war, hielt Bard aufrecht, während er in Erleichterung und Angst nach Melora griff.
Sie fiel so schwer gegen ihn, daß sogar Bard mit seiner Riesenkraft taumelte und er für einen Augenblick glaubte, sie würden alle drei auf dem Boden landen. Aber die Leibwächter hielten sie fest. Meloras Gesicht war bedeckt mit Ruß und Qualm, und sie schrie vor Schmerz, als Bards Arme sie umfaßten. Doch als er voll Angst seinen Griff lockerte - hatte sie die Rettung seines Sohns mit dem eigenen Leben bezahlt? -, klammerte sie sich von neuem an ihn und weinte. »Oh, es tut so weh … ich bin verbrannt, Bard, aber nicht schlimm … um der Liebe der Göttin willen, gib mir etwas zu trinken, irgend etwas … « Sie hustete, würgte, schluchzte, Tränen, schwarz vor Ruß, liefen ihr übers Gesicht. Jemand drückte ihr einen Becher mit Wasser in die Hand, und sie stürzte es hinunter, und dann spuckte sie und hustete und würgte von neuem. Bard hielt sie fest und brüllte, irgendwer solle kommen und ihr helfen, aber als Meister Gareth zu ihnen trat, richtete Melora sich schon wieder auf.
»Nein, Vater, es ist alles in Ordnung, wirklich, ich habe nur ein paar kleine Brandwunden«, versicherte sie. Ihre Stimme war immer noch dick und heiser. Geremy, der jetzt auf dem Gras neben Erlend kniete, hob in tiefer Dankbarkeit das Gesicht zu Bard auf.
»Er atmet, den Göttern sei Dank«, sagte er, und als wolle er das bestätigen, begann Erlend laut zu jammern. Aber er hörte sofort auf, als er Bard erblickte.
»Du bist gekommen, um mich zu holen, Vater, du bist gekommen und hast mich gerettet, du hast mich nicht verbrennen lassen, ich wußte doch, mein Vater würde mich nicht im Stich lassen … «
Bard wollte sprechen, wollte ihn berichtigen, wollte sagen, Paul sei es gewesen, der körperlich die Treppe hinaufgekrochen war während er, der Vater des Kindes, hilflos im Griff seiner eigenen Leibwächter hing, ob er nun König war oder nicht. Doch Paul, der sich über Melisandra beugte, erklärte mit lauter Stimme: »So ist es mein Prinz, Euer Vater kam, um Euch aus dem Feuer zu holen!« Leise, aber heftig setzte er hinzu: »Erzähle ihm nie etwas anderes! Du warst dort, Ohne deine Kraft hätte ich es nicht geschafft! Und er muß mit dir leben! « Ihre Blicke trafen sich, und plötzlich erkannte Bard, daß sie für immer voneinander frei waren. Er hatte Paul vor dem Tod in der Stasis-Zelle gerettet und ihm Leben gegeben, und jetzt hatte Paul ihm ein Leben zurückerstattet, das kostbarer war als sein eigenes, das Leben seines einzigen Sohns. Sie waren nicht länger die mit einem tödlichen Band verbundenen dunklen Zwillinge, sondern Brüder, Herr und geachteter Friedensmann, Freunde.
Bard beugte sich über Erlend und küßte seinen Sohn. Dieser Nedestro Erbe sollte sich niemals ungeliebt fühlen, sollte niemals unter den Qualen leiden, die er selbst erduldet hatte. Vielleicht gebar Melora ihm kein Kind mehr sie war älter als er, und sie hatte lange als Leronis und Heilerin in der verseuchten Zone gearbeitet, aber sie hatte ihm Erlends Leben gegeben. Und als er Carlina beobachtete die sich, in ihren schwarzen Mantel gekleidet, Melisandras annahm -jetzt gefoltert von heftigem Husten, als man den Rauch aus ihren Lungen zwang -, da wußte er,
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