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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
Autoren: Michael Peinkofer
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zu nehmen ist stets traurig«, meinte Farawyn. »Ist es - wegen Granock?«
    Sie nickte kaum merklich. »Er hat sich nicht einmal von mir verabschiedet. Er ist einfach gegangen.«
    »Nicht, um dich zu verletzen«, gab Farawyn zu bedenken. »Sondern um Euch beiden Schmerz zu ersparen.«
    »Es vergeht kein Augenblick, da ich nicht an ihn denke. Ich meine, ich fühle mich hier in Shakara geborgen, und mein Geist findet Ruhe nach allem, was gewesen ist, aber ...« Sie verstummte, als die Stimme ihr versagte und ihre Tränen sich ungehemmt Bahn brachen.
    »... aber du kannst ihn nicht vergessen«, brachte Farawyn den Satz seufzend zu Ende.
    Wieder nickte sie, und er konnte ihren Schmerz deutlich fühlen, schon deshalb, weil er selbst ganz ähnlich empfand. Der eigenwillige junge Mensch, den er einst in den Gassen Andarils aufgelesen hatte, war im Lauf der Zeit wie ein Sohn für ihn geworden - und wie einen Sohn vermisste er ihn nun.
    »Sieh mich an, mein Kind«, forderte er Alannah auf.
    Sie schaute zu ihm auf, und er nahm ihr zartes Gesicht in die Hände und sah ihr tief in die Augen.
    »Was tut Ihr?«, wollte sie wissen, aber er antwortete nicht. Stattdessen konzentrierte er sich, und indem er jene alte Formel sprach, die er in den letzten Tagen so oft angewandt hatte, nahm er ihr den Schmerz.
    Alannah schloss die Augen.
    Sie wankte und schien für einen Moment das Bewusstsein verlieren zu wollen. Dann öffnete sie die Augen wieder. Aber der Blick, mit dem sie Farawyn bedachte, war nicht mehr derselbe.
    Der zum König gekrönte Zauberer ließ von ihr ab und trat einen Schritt zurück, wobei sie ihn von Kopf bis Fuß musterte.
    »Wer ... wer seid Ihr?«, fragte sie ihn.
    »Nur ein Besucher, der durch diese ehrwürdigen Hallen wandelt«, antwortete er. »Nicht mehr und nicht weniger.«
    Verwundert blickte sie sich um, schaute an den Statuen der Könige empor und starrte staunend auf den großen Kristall. »Ehrwürdige Hallen?«, wiederholte sie. »Wo bin ich?«
    »Im Tempel von Shakara«, erwiderte Farawyn ohne Zögern. »Dies ist Euer Reich, Priesterin Alannah. Von nun an bis zu dem Tag, an dem sich alles ändert.«
     
    Das Erste, was Rurak wahrnahm, als er erwachte, waren vertraute Gerüche.
    Der Gestank von altem Blut.
    Der beißende Odem der Verwesung.
    Der faulige Atem von Gnomen.
    Er wollte die Augen aufschlagen, aber es gelang ihm nicht sofort, und unwillkürlich fragte er sich, was geschehen sein mochte. Das Letzte, woran er sich erinnerte, war Schmerz ... heißer, quälender Schmerz, der in seine Eingeweide gefahren war, als der Dolch des Orks ihn durchbohrt hatte, nicht nur einmal, sondern mehrmals hintereinander. Der Unhold hatte seinem Hass und seiner Rachsucht freien Lauf gelassen, und Rurak entsann sich des höhnischen Gelächters, das er dabei von sich gegeben hatte.
    Dann jedoch war es in immer weitere Ferne gerückt, und der Zauberer, der einst als Margoks oberster Diener über ganz Erdwelt hatte herrschen wollen, war zu der wenig erbaulichen Einsicht gelangt, dass seine Pläne gescheitert waren und es ganz offenbar seine Bestimmung war, in einer schäbigen Ruine zu verbluten, erstochen von einem tumben Ork.
    Warum aber war er noch am Leben?
    Warum konnte er atmen und nahm Gerüche wahr, die ihm noch dazu seltsam vertraut erschienen?
    Erneut wollte er die Augen aufschlagen und brachte diesmal ein Blinzeln zustande.
    »Ihr kommt zu Euch. Endlich«, sagte eine krächzende Stimme neben ihm, die er verstand, obschon sie sich einer fremden Sprache bediente.
    »Wo ... bin ...?«
    Rurak erschrak.
    Nicht so sehr, weil sich seine Stimme elend und kraftlos anhörte, sondern weil sie anders klang, als er es in Erinnerung hatte. Was war geschehen?
    Er wollte hochfahren, aber eine feuchte, klebrige Hand fasste ihn an der Schulter und drückte ihn mit sanfter Gewalt zurück. Erst jetzt nahm er wahr, dass er auf dem Rücken lag, auf etwas, das hart war und kalt, nackter Stein ...
    Die Vorstellung weckte unangenehme Erinnerungen, und indem er seinen ganzen Willen zusammennahm, öffnete er schließlich doch die Augen. Der Schein zahlreicher Fackeln, die in Wandhalterungen steckten und für flackernde Beleuchtung sorgten, blendete ihn. Doch er gewöhnte sich rasch daran, und seine Umgebung nahm Konturen an.
    Er erkannte eine gewölbte, aus groben Steinen gemauerte Decke sowie an den Wänden Regale, die wie ein schauriges Panoptikum anmuteten. Die abgetrennten Körperteile unzähliger Orks wurden darin in großen gläsernen
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