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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
Autoren: Michael Peinkofer
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entscheiden.
    »Nein, Bruder«, sagte Tavalian der Heiler leise, »tut das nicht. Zwingt uns nicht dazu.«
    »Das werde ich nicht, alter Freund«, versicherte Farawyn. »Kein Meister wird dem dngovor ausgesetzt werden, es sei denn, er würde mich ausdrücklich darum bitten. Aber wir alle müssen einen feierlichen Eid schwören, niemals wieder von unseren reghai und unserem Wissen Gebrauch zu machen. Unsere Schüler jedoch«, fügte er hinzu, wobei er Una und die verbliebenen Aspiranten mit einem milden Lächeln bedachte, »werden mit dem Bann des Vergessens belegt, damit sie ein neues Leben beginnen können, fern von Shakara und unbelastet von der Vergangenheit. Auch Caia, die einst eine der unseren war.«
    »Und wenn wir das nicht möchten?«, fragte Una leise.
    »Ich fürchte, mein Kind, dass es längst nicht mehr um das geht, was wir möchten. Die Geschichte hat uns überholt, und wir müssen alles tun, um mit ihr Schritt zu halten.« Er nickte ihr wohlwollend zu. »Ich weiß deine Loyalität zu schätzen, Una, aber du dienst dem Orden am besten, wenn du dich dieser letzten Weisung fügst. Euch alle, Schwestern und Brüder«, fügte er an die Versammelten gewandt hinzu, »bitte ich, Euch meiner Weisung zu fügen. Verlasst Tirgas Dun und zerstreut euch in alle Winde. Lebt als gewöhnliche Sterbliche, auf dass euer Wissen gehütet werde und sich niemandem offenbare.«
    Granock senkte den Blick.
    Ihm gefiel nicht, was sein alter Meister beschloss. Wofür hatten sie so hart und erbittert gekämpft, wenn Farawyn all dies nun wegwarf? Wofür waren so viele von ihnen gestorben? Aber wie zuvor sagte ihm eine innere Stimme, dass es nur seine Ichsucht und seine eigenen Ängste waren, die an der Vergangenheit festhalten und sich der Veränderung verschließen wollten. In Wahrheit, das wusste er, hatte der Seher nur zu Recht. Bei allem, was geschehen war, waren die Zauberer stets die Wurzel des Übels gewesen. Der hohe Anspruch, den die Weisen von Shakara stets an sich selbst und ihr Verständnis von Wahrhaftigkeit gestellt hatten, verlangte es, dass sie sich auch dieser Wahrheit stellten ...
    »Für dich jedoch«, setzte Farawyn seiner Rede überraschend hinzu, »habe ich eine besondere Aufgabe, mein Kind.«
    Granock brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass Alannah gemeint war. Die Elfin verkrampfte sich in seiner Umarmung, und er ließ von ihr ab.
    »Ja, mein König?«, fragte sie.
    »Ein Weiser«, eröffnete Farawyn ihr, »muss nach Shakara zurückkehren, um die Ordensburg zu hüten.«
    »Aus welchem Grund?«, fragte Granock, dem dieser Gedanke ganz und gar nicht behagte. »Sagtet Ihr nicht, dass die Bibliothek vernichtet werden soll?«
    »Keineswegs - nur die Kristalle, die das geheime Wissen des Ordens gespeichert haben. Was einst auf Papier geschrieben wurde, von den Alten Chroniken bis hin zu den Gesängen Lindragels, muss der Nachwelt erhalten werden. Willst du diese Aufgabe übernehmen, Thynia?«
    »Ich ...«Alannah zögerte, aber ihre Miene sprach Bände. Zu seiner Bestürzung konnte Granock sehen, welche Begeisterung die Vorstellung, nach Shakara zurückzukehren, darin auslöste.
    »Kommt nicht Meisterin Atgyva diese Aufgabe zu?«, fragte er schnell.
    »Atgyva ist alt«, sagte Farawyn. »Ihr ganzes Leben lang hat sie die Wissensschätze Shakaras gehütet. Sie sehnt sich danach, ihre Reise nach den Fernen Gestaden anzutreten. Alles, was sie braucht, ist eine würdige Nachfolgerin.«
    »Und dabei habt Ihr an mich gedacht?« Alannah schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein. Ich habe versagt, in mehr als einer Hinsieht. Ich verdiene es nicht, den Orden in dieser Weise zu vertreten.«
    »Einen Orden wird es nicht mehr geben«, brachte Farawyn in Erinnerung. »Entschließt du dich, die Aufgabe zu übernehmen, die ich dir übertragen möchte, so wirst du als Priesterin von Shakara die Vergangenheit bewahren und das Geheimnis von Tirgas Lan hüten - die Wahrheit über den Zauberorden und seine Rolle im Zweiten Krieg jedoch wird aus den Geschichtsbüchern getilgt werden und niemals in den Chroniken erscheinen.«
    »Also werde ich die Hüterin einer Lüge sein.«
    »Du wirst über jene Wahrheit wachen, die die Sterblichen verstehen - bis zu jenem Tag, da wieder Hoffnung nach Erdwelt zurückkehrt und Elfen wie Menschen bereit sein werden, sich der Vergangenheit zu stellen.«
    »Ihr scheint überzeugt, dass dieser Tag kommen wird.«
    »Das bin ich, mein Kind«, versicherte Farawyn, und wieder einmal schien der Seher zu
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