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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer
Autoren: Michael Peinkofer
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denn? Iss keine komische Geschichte.«
    »Nee«, gab der andere zu. »Müsse nur grade an was denken.«
    »Woran?«
    »Dass ich froh bin, dass ich nich' abgestochen wurde - sonst könnte ich jetz' nich' zu Madame Lavanda und ihren Damen gehen, und das wär' verdammt schade.«
    »Da hassu recht. Verdammt schade ...«
    Wieder lachten die beiden und klopften sich gegenseitig auf die Schulter. In diesem Moment erreichten sie jene Häuserecke, hinter der Granock lauerte und nun hervortrat.
    »Almosen!«, krächzte er und gab sich Mühe, dabei möglichst elend zu klingen. »Bitte ein Almosen, ihr hohen Herren ...«
    »Hundsfott!«, fuhr der eine Kaufmann ihn an und schien schlagartig stocknüchtern. »Was fällt dir ein, mich derart zu erschrecken?« »Verzeiht, Herr«, gab sich Granock unterwürfig. »Wenn Ihr nur eine milde Gabe für mich hättet. Ich habe weder etwas zu essen noch ein Dach über dem Kopf.«
    »Das ist dein Problem, Bettler«, beschied ihm der Kaufmann hart, »und ganz gewiss nicht meines!«
    »Aber Euer Beutel ist voller Gold - könnt Ihr nicht etwas davon erübrigen?« »Bist du von Sinnen? Mein Gold geht dich überhaupt nichts an! Sei froh, wenn ich dich nicht bei der Stadtwache melde und prügeln lasse. Gesindel wie dich sollte man davonjagen.«
    »Jawoll«, stimmte der andere Kaufmann zu. »Oder erschlagen wie eine Ratte!«
    »Das ist eine sehr gute Idee«, stimmte sein Saufkumpan zu. »Und jetzt hinweg, Bursche, ehe ich meinen Dolch ziehe und dir damit das ungewaschene Gesicht in Streifen schneide!«
    »Ist das Euer letztes Wort?«
    »Mein allerletztes«, versicherte der Hartherzige - und brachte sich damit um sein Geld.
    Denn Granock machte keine Anstalten, sich davonzumachen, wie es von ihm verlangt wurde - stattdessen hob er die Hände und streckte sie den Kaufleuten verlangend entgegen.
    »Was soll das denn jetzt, Bursche? Hast du immer noch nicht begriffen, dass du von mir nichts...?«
    Der feiste Kaufmann verstummte inmitten seiner Rede. Und nicht nur das - er erstarrte auch, und das im wörtlichen Sinn: Sein Mund blieb offen stehen, und seine Hand verharrte am Griff des Dolchs. Der andere Händler teilte das Schicksal seines Kumpels. Stieren Blickes und mit einem dämlichen Grinsen im Gesicht starrte er Granock an.
    »Was denn, hohe Herren?«, fragte dieser, während er daranging, die Erstarrten um ihre Geldbeutel zu erleichtern. »Solltet Ihr Eure Meinung etwa geändert haben und mir doch etwas geben wollen? Habt Ihr plötzlich Euer großes Herz entdeckt? Aber nein, doch nicht gleich die ganze Börse!« Mit einem Messer durchschnitt er kurzerhand ihre Gürtel und nahm die Beutel mit dem Gold an sich - dass dadurch die seidenen Hosen ihren Halt verloren und bis auf die Knöchel nach unten rutschten, war nur eine kleine Revanche für das, was die Armen tagtäglich erdulden mussten.
    »Ihr könnt froh sein, Freunde, dass ich Euch nur die Gürtel durchschneide und nicht die Kehlen«, beschied er ihnen, während er sah, wie es im Augenwinkel des einen Kaufmanns zuckte, unendlich langsam, aber deutlich erkennbar. Der Effekt ließ bereits nach - er musste zusehen, dass er wegkam. »Bis zum nächsten Mal«, feixte er und tippte sich zum Gruß mit zwei Fingern an die Stirn. Dann wandte er sich um und rannte mit wehendem Umhang die Gasse hinab, um in der Dunkelheit zu verschwinden.
    Zwei, drei Minuten lang lief er, dann wurden seine Schritte auf einmal langsamer, und er blieb stehen. Er hatte plötzlich das seltsame Gefühl, beobachtet zu werden, und sah sich um.
    Da gewahrte er in einem dunklen Torbogen eine noch dunklere Gestalt, die dort völlig reglos stand.
    »Guten Abend«, grüßte sie ihn, und Granock glaubte, im Dunkel ein blitzendes schmales Augenpaar auszumachen. »Ich habe auf dich gewartet...«

5. REGHAS
    Granocks Entsetzen war nicht tief genug, um länger als einen Augenblick zu währen. Er war ohne Eltern auf der Straße aufgewachsen und hatte von Kindesbeinen an gelernt, sich auf eigene Faust durchzuschlagen. Entsprechend robust und unerschrocken war er.
    »Wer ist da?«, fragte er in die Dunkelheit, weniger aus Interesse, als um Zeit zu gewinnen. Vielleicht, sagte er sich, war dies ja sein Glückstag, und er würde Gelegenheit erhalten, noch einmal reiche Beute zu machen.
    »Du bist ein Dieb«, stellte der Schemen fest, von dem Granock im wenigen Mondlicht, das in die enge Gasse fiel, kaum mehr als dunkle Umrisse ausmachen konnte. »Ein einfallsreicher Dieb zweifellos, aber
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