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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer
Autoren: Michael Peinkofer
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dass du Gelegenheit erhalten wirst, es herauszufinden«, antwortete der Zauberer auf Granocks Frage und hielt ihm die schlanke weiße Hand hin. »So pflegt ihr Menschen doch ein Abkommen zu besiegeln, oder?«, fragte er, als er die Verwirrung im Gesicht des jungen Diebs erkannte.
    Granock nickte, aber trotz der Verfolger, die sich geräuschvoll näherten, zögerte er.
    Was sollte er tun? Er hatte nun wirklich nichts für Elfen übrig. Ihre überhebliche Art gefiel ihm nicht, und wenn er ehrlich war, flößten sie ihm auch ein wenig Furcht ein. Dieser Farawyn machte da keine Ausnahme. Andererseits hatte er wohl keine Wahl, wenn er nicht in wenigen Augenblicken in Ketten gelegt und abgeführt werden wollte.
    »Also schön«, knurrte er und ergriff die Hand des Zauberers.
    »Eine gute Entscheidung«, lobte Farawyn, während er ihn bereits mitzog, die Gasse hinab und in den Schutz der Dunkelheit. »Ich werde dir eine Welt zeigen, die größer ist als alles, was du dir vorzustellen vermagst...«

6. TWAR ELIDOR
    Sorgen.
    Elidor gestand es sich nicht gern ein, aber seit er zum Königsamt berufen worden war und die Elfenkrone schwer und drückend auf seiner Stirn ruhte, waren Sorgen seine täglichen Begleiter.
    Vorüber waren die Tage, da er stundenlang in den Ehrwürdigen Gärten hatte lustwandeln und den Lautenklängen lauschen können, da eine Ode genügt hatte, ihn aus der Wirklichkeit in das Reich der Muße zu entführen. Die Zeit, in der er sich der Kunst widmen konnte, war knapp geworden, und selbst dann waren ihm Lautenspiel und Gesang nicht mehr der Quell jener unschuldigen Freude, die er einst bei ihrem Genuss verspürt hatte.
    Denn stets verfolgten ihn seine Sorgen, und mit jedem Tag, der verstrich, wurden sie immer noch zahlreicher: Zwergenkönige, die mit der Besteuerung unzufrieden waren; Händler, die eine Herabsetzung der Zölle forderten und drohten, andernfalls die Barbaren des Nordlandes mit geschmuggelten Waffen zu beliefern; Trolle, die die Waldsiedlungen und die Äußeren Haine bedrängten; Menschenfürsten, die ihren Reichtum und ihre Ländereien mehren wollten; und natürlich die Orks, jene Unholde, die jenseits des Schwarzgebirges hausten und in blanker Zerstörungswut gegen die Grenzbefestigungen anrannten.
    Und als wäre all dies noch nicht genug, war es auch noch zu einem Zwischenfall gekommen, der die ohnehin schon wackeligen Beziehungen zu den Menschen noch mehr ins Wanken gebracht hatte.
    Erwein, der Fürst der Menschenstadt Andaril, war zu Beratungen über die Herabsetzung der Grenzzölle nach Tirgas Lan gekommen. Obwohl die Menschenstädte - ebenso wie die Zwergenreiche entlang des Scharfgebirges offiziell Teil des Elfenreichs waren, hatten sie sich im Lauf der vergangenen Jahrhunderte mit einer denkwürdigen Mischung aus Frechheit, Trotz und Starrsinn weitgehende Selbstständigkeit errungen. Zwar gehörten die großen Städte Sundaril und Andaril ebenso wie ihre entfernteren Nachbarn Taik, Girnag und Suln nach wie vor zum Reichsverbund und waren dem Elfenkönig nicht nur zum Tribut verpflichtet, sondern auch zur Gefolgschaft. Jedoch strebten die Stadtherren und Fürsten unverdrossen nach immer noch mehr Unabhängigkeit, was Elidor den seiner Ansicht nach stärksten Triebfedern menschlichen Handelns zuschrieb: Machthunger und Habgier.
    Ihnen zu geben, wonach sie verlangten, und zugleich dafür zu sorgen, dass ihre Macht im Osten des Reiches nicht zu groß und damit vielleicht zur Gefahr wurde, war eine jener Künste, die man von ihm als König verlangte. Statt die Saiten der Laute in harmonischem Dreiklang zu zupfen, musste er die Interessen des Reiches durchsetzen und dabei noch den Schein wahren, ein gütiger und wohlwollender Herrscher zu sein. Keine leichte Aufgabe für jemanden, dessen erklärtes Ziel es einst gewesen war, ein der Kunst geweihtes Leben zu führen, bis zu jenem fernen Tag, da er Erdwelt verlassen und zu den Fernen Gestaden reisen würde.
    Aus diesem Grund hatte es Elidor seinen Beratern überlassen, die Fäden der Politik für ihn zu ziehen, und da sie in diesen Dingen sehr viel erfahrener und beschlagener waren als er, hatten sie ein System ausgeklügelt, das den Stadtstaaten der Menschen weitgehende Freiheit einräumte und sie dennoch so eng wie nur irgend möglich an das Reich band: Indem man ihnen bestimmte Privilegien zukommen ließ und sie mit wechselhafter Aufmerksamkeit behandelte, schürte man gezielt den Neid und die Missgunst der Menschen untereinander. Statt
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