Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
nichtsdestotrotz nur ein Dieb.«
    »Und?«, fragte Granock dagegen. Der Fremde sprach mit eigenartigem Akzent und singendem Tonfall.
    »Wie viel hast du erbeutet? Zehn Goldstücke? Fünfzehn?«
    »Wer weiß«, sagte Granock achselzuckend und wog die klimpernden Beutel in der Hand. »Hab es noch nicht gezählt.«
    »Auf jeden Fall ein guter Fang«, stellte der Fremde fest.
    »Auf jeden Fall.«
    »Und damit bist du zufrieden, Granock?«
    Der junge Dieb merkte auf. »Woher kennst du meinen Namen?« »Ich habe dich beobachtet, Junge«, entgegnete der Fremde zu seiner Verblüffung, »schon eine ganze Weile lang. Und ich weiß manches über dich vielleicht mehr als du selbst.«
    »Was du nicht sagst.« Granock bemühte sich, unbeeindruckt zu klingen - in seinem Inneren jedoch empfand er tiefe Bestürzung. Wer war dieser Fremde? Und wieso behauptete er, ihn beobachtet zu haben?
    Die Antwort lag auf der Hand.
    Er musste für die Stadtwache arbeiten. Einer von Erweins Spitzeln, der sich eine Belohnung verdienen wollte, indem er den berüchtigten »Blitzdieb«, wie sie ihn nannten, endlich fasste.
    Aber so leicht konnte man Granock nicht schnappen.
    »Wer bist du?«, wiederholte er seine erste Frage. »Komm heraus aus deinem Versteck, damit ich dich sehen kann!«
    »Wozu?«, kam es zurück. »Damit du mit mir das Gleiche anstellen kannst wie mit diesen bedauernswerten Kreaturen?«
    Granock blickte die Gasse hinab. Irgendwo dort hinten standen die beiden Kaufleute, reglos wie zu Statuen erstarrt. Allerdings war es nur noch eine Frage von Augenblicken, bis die Wirkung des Banns nachlassen würde. Die feisten Kerle würden zu sich kommen, begreifen, dass sie ausgeraubt worden waren, und lauthals nach den Wachen schreien. Bis dahin musste Granock verschwunden sein. Das Gespräch mit dem Schatten hatte für seinen Geschmack bereits viel zu lang gedauert.
    Es war Zeit, es zu beenden.
    Er streckte die Hände aus, um den Fremden in Starre zu versetzen. Ein tiefer Atemzug, ein konzentrierter Gedanke - aber die erwartete Wirkung blieb aus. »Was denn?«, rief der Fremde. »Ist das alles, was du aufbieten kannst? Lassen dich deine Kräfte plötzlich im Stich?«
    Zornesröte schoss Granock ins Gesicht. Noch einmal streckte er die Hände in Richtung des Fremden aus, um ihn erstarren zu lassen - aber erneut trat die erwünschte Wirkung nicht ein.
    »Erbärmlich«, kommentierte der Schatten. »Ich würde lachen, wenn es nicht so traurig wäre.«
    »Was ist traurig?«, fragte Granock zerknirscht.
    »Dass du dir selbst im Weg stehst. Ich kenne dich, mein Junge. Du nennst dich Granock, und deine Mutter hast du nie kennengelernt, weil sie starb, als sie dir das Leben schenkte. Dein Vater hat dir die wichtigsten Regeln des Überlebens beigebracht, ehe er sich zu Tode gesoffen hat mit dem billigen Fusel, den er in Unmengen trank. Er starb in einer Gasse wie dieser, einsam und allein. Willst du auch so enden?«
    »Woher weißt du das alles?«, fragte Granock erschrocken.
    »Wie ich schon sagte: Ich habe dich beobachtet.«
    »Aus welchem Grund? Was willst du von mir? Hat Fürst Erwein dich geschickt?«
    »Nein«, erklärte der Fremde und trat aus der Dunkelheit. »Ich bin in höherem Auftrag hier. Mein Name ist Farawyn.«
    Das Mondlicht fiel auf das Gesicht des Unbekannten, und Granock konnte sehen, mit wem er es zu tun hatte: Die vornehm wirkenden Gesichtszüge mit den hohen Wangenknochen, mit der scharf geschnittenen Nase und der schmalen Augenpartie waren fraglos die eines Elfen. Daher also der eigenartige Akzent und der seltsame Tonfall.
    »I-Ihr seid kein Mensch«, stellte Granock wenig geistreich fest. »Nein«, gab der andere zu, aus dessen schulterlangem grauem Haar ein spitzes Ohrenpaar hervorlugte. »In meinen Adern fließt das Blut der Söhne Sigwyns, und ich gehöre dem Hohen Rat der Elfen an.«
    »Dem Hohen Rat?«, fragte Granock verwundert. »Aber das bedeutet, dass Ihr ein ... ein ...«
    »Dass ich in den Wegen der Magie beschlagen bin«, half Farawyn aus. »Ich bin das, was ihr Menschen einen Zauberer nennt. Das sollte dir erklären, weshalb dein kleiner Trick bei mir nicht funktioniert hat.«
    »Aber ... was tut Ihr hier? Ich meine, Ihr sagtet, Ihr hättet mich beobachtet...« »In der Tat.«
    »Wozu? Aus welchem Grund?«
    »Mein Junge«, sagte Farawyn und trat weiter auf ihn zu, bis dass er ganz dicht vor Granock stand, »ist dir nie der Gedanke gekommen, dass du zu Höherem berufen sein könntest als dazu, durch dunkle Gassen zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher