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Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Titel: Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran
Autoren: Alfred Assolant
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unverletzbaren Panzer des guten Scindiah versperrt. Die Kugeln prallten von diesem natürlichen Schild ab und klatschten gegen die Steine. Scindiah traf keine weiteren Schutzmaßnahmen, als seine Ohren vor den umherschwirrenden Kugeln glatt an den Körper zu legen. Eine zweite Salve hatte ebensowenig Erfolg.
    „Vorwärts marsch!“ kommandierte der wutschnaubende Barclay. „Bringt sie mir tot oder lebendig!“
    „Weder tot und schon gar nicht lebendig, General“, ließ sich Corcorans spöttische Stimme vernehmen.
    Die Angreifer konnten allein auf einem sehr engen Pfad, der es jeweils nur einem einzigen Mann gestattete, sich auf ihm zu bewegen, den Felsbrocken ersteigen, was für die Verteidiger von großem Vorteil war.
    Der erste, dem es gelang, die Plattform, auf die sich außer Scindiah alle zurückgezogen hatten, zu erklimmen, war ein walisischer Sergeant namens James Bosworth. Überstürzt versuchte er, ganz aus der Nähe auf den Maharadscha zu schießen, der jedoch riß den Lauf des feindlichen Gewehrs nach oben, so daß die Kugel in die Luft ging. Gleichzeitig feuerte Corcoran aus seinem Revolver auf den Waliser und traf ihn zwischen die Augen. Einen zweiten Angreifer ereilte das gleiche Geschick. Ein dritter gelangte zunächst unbemerkt auf die Plattform, ein Tatzenhieb Louisons jedoch warf ihn ebenso postwendend hinunter, wie er emporgeklettert war. Garamagrif hielt sich ebenfalls großartig. Allein sein Anblick flößte den Engländern Respekt ein. Drei Soldaten hatten inzwischen versucht, Corcoran von der anderen Seite zu überraschen. Es war ihnen gelungen, sich zwischen die Felswand und Scindiah, der unterhalb der Plattform in Deckung gegangen war, zu schleichen. Glücklicherweise bemerkte es der Elefant noch rechtzeitig. Sanft lehnte er sich an den Felsen. Pech für die Soldaten, daß sie sich genau zwischen seinem Bauch und dem Felsen befanden.
    „Schluß damit!“ befahl Barclay. „Es ist nicht der Mühe wert, so viele gute Männer zu opfern, um diesen Starrkopf festzunehmen. Bewacht ihn und laßt ihn nicht entwischen: Irgendwann wird ihn der Hunger zwingen, seinen Felsenhorst zu verlassen.“
    Und das entsprach den Tatsachen, denn wenn sich Louison und Garamagrif notfalls der Soldaten bedienen konnten, so war Scindiah gewohnt, jeden Tag bis zu hundertzwanzig oder hundertdreißig Pfund Gräser und Blätter zu fressen. Schon seit einiger Zeit riß er seinen Rachen in der fürchterlichsten Art und Weise vor Hunger auf. Auch Corcoran, Sita und der kleine Rama hatten seit vierundzwanzig Stunden nichts gegessen.
    Die Qual dauerte auch in der hereinbrechenden Nacht an. Corcoran war am Ende seiner Kräfte und wußte nicht, an welchen Heiligen er sich noch wenden sollte. Konnte er die Waffen strecken? Gegen diesen Gedanken rebellierte sein ganzer Stolz. Würde er untergehen? Was sollte aus Sita und Rama werden? Sollte er sich den Engländern ergeben, wenn sie dafür garantierten, Sita und Rama kein Leid anzutun?
    Er hatte sich völlig diesem Gedanken hingegeben und hob die Augen zum Himmel, um den Allmächtigen um Rat zu bitten. Dabei erblickte er etwas ganz Wunderbares.
     
     
26.
Unerwartete Hilfe. Der Tod zweier Helden
     
    Es war ein Gegenstand, der ihm außerordentlich riesig vorkam und mit großer Geschwindigkeit am Himmel entlangflog. Dann, als sich der Gegenstand immer schneller herabsenkte, glaubte er, einen gewaltigen Vogel wahrzunehmen, der direkt auf seinen Kopf zustürzte. Schließlich erkannte er die Fregatte und hörte die frohgemute Stimme seines Freundes Quaterquem. Noch nie, seit die Schiffbrüchigen der Medusa endlich am Horizont ein Segel auf der einsamen Wasserwüste des Ozeans erblickt hatten, wurde eine derartige Freude empfunden.
    „Sag mal, lieber Freund“, rief Quaterquem, „was machst du denn da mit all deinen Tigern, deinem Elefanten, deiner Frau, deinem Sohn und fünfhundert englischen Gaffern, die dich bewachen wie die Kronjuwelen?“
    „Mein guter Quaterquem“, sagte Corcoran und umarmte ihn, „nimm als erstes Sita und Rama in deine Fregatte und gib ihnen etwas zu essen, denn sie haben seit sechsunddreißig Stunden nichts zu sich genommen.“
    „Oh, Mister Quaterquem“, rief Acajou, „kleiner Matscharaha hat noch nicht gegessen! Kaltes Fleisch und guter Wein wird dem Kleinen schmecken.“
    Diese beiden göttlichen Worte „kaltes Fleisch“ weckten mit einemmal Ramas Lebensgeister. Mit wahrhaft kindlichem Appetit machte er sich über die Speisen her. Auch Sita
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