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Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Titel: Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
Autoren: Dickinson Miranda
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glauben darf, kann ich aufgrund meiner Malaise Anglais ohnehin niemandem etwas abschlagen, weshalb das vielleicht nicht zählt. Und selbst wenn Ed total müde oder verkatert ist, blitzt noch sein unwiderstehlicher Charme hervor. Ehrlich gesagt wirkt er gerade dann besonders reizvoll und charmant, wenn er noch zerzauster aussieht als gewöhnlich.
    Ed findet seinen Stil »entspannt«, aber meine Mutter würde ihn »schluffig« nennen. Seine dunkelbraunen Haare sehen immer irgendwie verstrubbelt aus, was aber perfekt zu seinem Stil passt. Obwohl er sich hin und wieder sichtlich Mühe mit seinem Äußeren gibt und eigentlich auch nie geschäftsschädigend »entspannt« aussieht, macht er doch
meist den Eindruck des netten Typen von nebenan, mit dem Männer gern einen trinken gehen und den Frauen liebend gern umsorgen würden. Heute beispielsweise trug er über einem weißen T-Shirt ein ziemlich zerknittertes dunkelgraues Hemd, dazu ziemlich verwaschene, ehemals schwarze Jeans. Als ich ihn fragte, warum er so düster daherkomme, meinte er, dass er damit dem Marnie-Effekt etwas entgegensetzen wolle – der Marnie-Effekt ist ein Phänomen, das es so nur bei Kowalski’s zu bestaunen gibt. Meine Assistentin sieht nämlich immer aus, als wäre sie nicht nur in einen, sondern in eine ganze Reihe von Farbtöpfen gefallen, angefangen bei ihren Haaren (in dieser Woche leuchtend orange) über das grellbunte T-Shirt mit ebensolchem Rock und Strumpfhose bis hin zu den quietschgelben Doc Martens. Ich wiederum bin das Kontrastprogramm zu beiden. Bei der Arbeit mag ich es ganz gern ein bisschen schicker, solange es nur bequem ist. Eines haben Marnie und ich übrigens gemeinsam: Wir lieben Vintage-Klamotten – und zum Glück haben wir hier in New York reichlich Auswahl an Boutiquen, die Retro-Chic und günstige Einzelstücke verkaufen. Seit ich in New York lebe, ist mein Stil viel … ja, entspannter geworden. Genauso wie ich übrigens.
    Vom allerersten Tag an haben Ed und ich uns richtig gut verstanden. Ein unbeteiligter Betrachter könnte leicht den Eindruck bekommen, als würden wir uns andauernd übereinander lustig machen, aber der Eindruck trügt. Mir ist es wirklich wichtig, was Ed über mich denkt. Da ich nach gewissen Ereignissen in der jüngeren Vergangenheit eher misstrauisch geworden bin und Leute nicht mehr so nah an mich heranlasse, tut es gut zu wissen, dass Ed und Marnie einfach nur für mich da sind. Sogar zu wissen, dass sie sich meinetwegen Sorgen machen, finde ich überraschend tröstlich. Alles in allem sind wir ein ziemlich bunt zusammengewürfelter
Haufen grundverschiedener Persönlichkeiten, Vergangenheiten und Kleidungsstile, verstehen uns aber bestens und sind ein perfekt eingespieltes Team.
    Willkommen bei Kowalski’s, wo die Floristen ebenso farbenfroh und vielfältig sind wie die Blumen!
     
    Um halb fünf verstaute ich Celias Blumenkörbchen im Lieferwagen und machte mich auf den Weg zum Café Bijou. Marnie und Ed hatten sich großzügig bereiterklärt, im Laden allein die Stellung zu halten, damit ich schon mal losfahren konnte, denn Celia war kurz davor durchzudrehen. Ihre Angstattacken hatten um zwei Uhr mit einem panischen Anruf eingesetzt, und ehe ich es mich versah, hatte ich ihr hoch und heilig versprochen, um Viertel nach fünf vor Ort zu sein und mich höchstpersönlich um alles zu kümmern. Marnies und Eds Mienen machten jeden weiteren Kommentar überflüssig, aber als ich im Wagen saß, sah ich, dass Ed mir ein Arztrezept ausgestellt und an den Lieferschein getackert hatte.
    VERORDNUNG FÜR MS ROSIE DUNCAN ZUR
BEHANDLUNG EINER DIAGNOSTIZIERTEN
CHRONISCHEN MALAISE ANGLAIS .
FOLGENDER SATZ SOLL VON DER PATIENTIN
NACH BEDARF GROSSZÜGIG UND ORAL
VERABREICHT WERDEN: »NEIN, TUT MIR
LEID, KOMMT ÜBERHAUPT NICHT INFRAGE.«
    Als ich beim Restaurant ankam, war Celia bereits da, ein Klemmbrett in der Hand und voller nervöser Energie. Sofort bekam ich Mitleid mit dem armen Maître d’, der von den auf ihn einprasselnden Fragen völlig überfordert schien. Kaum hatte er mich entdeckt, hellte sich seine Miene auf,
und er kam herbeigeeilt, wobei er eine sichtlich erzürnte Celia einfach mitten im Redefluss stehen ließ.
    »Oh, Madame, bitte erlauben Sie mir, Ihnen mit diesen Blumen zu ’elfen. Isch werde sie ’ereintragen pour vous «, säuselte er.
    »Merci beaucoup, Monsieur.«
    Während er schnell das Weite suchte, ging ich zu Celia hinüber.
    »Dieser Mann ist so was von nervtötend !«, begrüßte
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