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Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Titel: Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
Autoren: Dickinson Miranda
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nichts aus, dass sie sich Gedanken machten – genau das mochte ich ja an unserem Team: Es war schön zu wissen, dass wir uns alle ein bisschen umeinander kümmerten und aufeinander aufpassten. Aber das galt definitiv nicht für mein Liebesleben. Darüber wollte ich mit niemandem sprechen – und schon gar nicht über das, was in London und Boston gewesen war.
Dafür hatte ich meine Gründe. Ziemlich gute Gründe, wie ich fand.
    »Sag ihr, sie braucht sich keine Sorgen zu machen. Mir geht es bestens. Außerdem dürftet ihr beiden Manhattan doch schon ziemlich abgegrast haben.«
    Er nickte. »Gutes Stichwort. Dann frag mich eben nach meinem aufregenden Liebesleben, wenn du schon keine Zeit für ein eigenes hast.« Ed schafft es immer wieder, mich zum Lächeln zu bringen, obwohl ich ihn manchmal am liebsten treten würde. Sehr entwaffnend und stets erfolgreich.
    »Also gut. Dann erzähl mal, wer heute Abend die Glückliche ist.«
    Ed grinste selbstgefällig, und seine blauen Augen funkelten. »Anwältin.«
    »Oh, toll.«
    »Kann man so sagen.«
    »Name?«
    »Mona. Italienerin.«
    »Lass mich raten – zweiter Name Lisa, unergründliches Lächeln, schön wie ein Gemälde?«
    Ed verzog keine Miene. »Ruf den Notarzt, Rosie. Ich platze vor Lachen. Nein, sie vertritt meinen Cousin Klaus.«
    »Was hat er denn ausgefressen?«
    Ed legte sein Sandwich beiseite und wischte sich bedächtig die Finger an einer Papierserviette ab. »Wie kommt es eigentlich«, meinte er dann, »dass du meine ganze Familie für eine einzige Verbrecherbande hältst?«
    »Sorry.« Ich sah reumütig drein und war froh, das Gespräch wieder in unverfängliche Bahnen gelenkt zu haben.
    »Hmmm. Mach das nicht nochmal, Duncan. Nein, er ist von einem ehemaligen Patienten verklagt worden, der behauptet, Klaus habe ihn während einer Sitzung hypnotisiert
und zu katastrophalen Fehlentscheidungen verleitet, die letztlich seine Firma in den Ruin getrieben hätten.«
    »Dein Cousin ist Hypnotherapeut?«
    »Nein, das ist ja das Verrückte. Er ist Psychiater. Alle in meiner Familie sind Psychiater. Nur ich nicht.«
    »Und hat die Klage Aussicht auf Erfolg?«
    »Kaum. Der Typ ist total durchgeknallt, aber hey, das ist New York: Du brauchst nur mal zur falschen Zeit am falschen Ort zu niesen, und schon verklagt dich irgend so ein Idiot. Mona geht davon aus, dass ein Blick auf den Kläger dem Richter genügen dürfte, um das Verfahren einzustellen. Aber bis dahin bin ich es meinem Cousin schuldig, seine reizende Anwältin über jedes Detail auf dem Laufenden zu halten.«
    »Doch, das stelle ich mir sehr vergnüglich vor. Vor allem die Details.«
    »Siehst du? Gib doch zu, dass ich unwiderstehlich bin!«
    »Ja, ja, wie du meinst«, gab ich lachend zurück, nahm unsere Becher und ging zu Old Faithful, um Kaffee nachzufüllen.
    »Tja, Rosie, so lustig kann das Leben sein. Da siehst du mal, was du dir alles entgehen lässt.«
    »Anwältinnen sind nicht mein Fall, und Psychiater kenne ich keine.«
    »Dann versuch es doch mit einem Polizisten. Oder einem Fotografen. Meinetwegen auch mit einem Taxifahrer. Herrje, alles wäre einen Versuch wert, damit du nur mal wieder rauskommst! Wie wäre es, wenn Marnie dir einen ihrer Exfreunde empfiehlt?«
    Ich reichte Ed seinen Becher und setzte mich wieder. »Nette Idee, aber danke, kein Bedarf. Ich wage sehr zu bezweifeln, dass irgendeiner davon auch nur annähernd mein
Typ sein könnte. Und jetzt sei still und iss endlich deine tote Kuh im Brot auf.«
    »Versuch nicht abzulenken. Du weißt, dass das bei mir nicht zieht. Stell dich lieber schon mal darauf ein, dass wir nicht so bald lockerlassen werden.«
    Mir rutschte das Herz in die Hose, aber ich versuchte es mit einem strahlenden Lächeln. »Alles andere würde mich auch schwer enttäuschen.«
    Ed nickte zustimmend und widmete sich wieder seinem Fleischberg.
    Ich saß schweigend da und beobachtete ihn. Ed gehört zu den Leuten, die man einfach mögen muss. Mir gefällt sein Humor und seine Schlagfertigkeit, auch wenn beides öfter auf meine Kosten geht, als mir lieb ist. Trotzdem muss ich über Eds knappe, treffende Kommentare stets schmunzeln. Vielleicht liegt es an seiner jungenhaften, verschmitzten Art, dass man ihm fast alles verzeiht und halb Manhattan ihn unwiderstehlich findet. Und aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen: Hat Ed Steinmann sich einmal etwas in den Kopf gesetzt, ist es fast unmöglich, es ihm abzuschlagen. Obwohl – wenn man Eds und Marnies Diagnose
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