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Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Titel: Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
Autoren: Dickinson Miranda
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selbst überhaupt nichts wahrzunehmen.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Marnie und ging zu den beiden hinüber.
    »Rosen«, kicherte das Mädchen, ohne auch nur eine Sekunde den Blick von ihrem Freund zu nehmen. »Wir hätten gern Rosen.«
    »Ooo-kay« , meinte Marnie nachsichtig und verdrehte kurz die Augen in meine Richtung. »Wie viele Rosen hätten Sie denn gern?«
    »Viele Rosen«, hauchte das Mädchen. » Ganz viele.«
    »Ein ganzes Meer voller Rosen«, kicherte nun er.
    »Und an welche Farbe hatten Sie gedacht?«
    Kurz schien der Bann zwischen den beiden gebrochen, und sie drehten sich etwas ernüchtert zu Marnie um. Ihnen war anzusehen, dass sie sich über solche Banalitäten noch keine Gedanken gemacht hatten. »Tja … Was würden Sie uns denn empfehlen?«, fragte das Mädchen.
    »Na ja, das kommt auf den Anlass an …«
    Der Mann legte den Arm um seine Freundin. »Wir heiraten. «

    »Oh, Glückwunsch! Wann ist denn der große Tag?«
    »Heute. In drei Stunden, um genau zu sein – drüben im Rathaus«, erwiderte das Mädchen und strich ihrem Verlobten eine Haarsträhne aus der Stirn.
    »Wow, das ist ja toll!«, rief Marnie ganz aufgeregt und ließ alle professionelle Distanz sausen – sehr zur Freude des jungen Paars, das ihr sogleich ganz begeistert seine wunderbare Liebesgeschichte zu erzählen begann.
    »Wir haben uns erst vor einem Monat kennengelernt …«
    » Vor einem Monat , ist das nicht unglaublich?«
    »… und ich wusste es sofort, ich wusste es einfach.«
    »Wir wussten es beide …«
    »… und da dachten wir uns: Ja, warum eigentlich nicht?«
    »Genau, warum eigentlich nicht? Lass uns heiraten !«
    »Und heute ist es so weit!«
    Nachdem die beiden ihr verbales Konfetti verstreut hatten, verstummten sie, strahlten übers ganze Gesicht und schauten sich ganz hingerissen in die Augen.
    »Okay«, meinte Marnie und versuchte sich zusammenzureißen. »Überlegen wir doch mal, was passen könnte. Was werdet ihr denn bei der Trauung tragen?«
    »Cremefarbenes Etuikleid mit passender Jacke«, erwiderte das Mädchen.
    »Dunkelblauer Anzug«, sagte der junge Mann, »mit cremefarbener Seidenkrawatte, die ich von meiner Oma bekommen habe.«
    »Sie weiß als Einzige Bescheid«, vertraute das Mädchen Marnie an und wirkte auf einmal verlegen.
    »Wie – niemand aus eurer Familie weiß, dass ihr heute heiratet?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf.
    »Die haben es nicht so damit«, erklärte der junge Mann. »Bis auf Oma Evie. Seit Jahren schon liegt sie mir in den
Ohren: ›Jimmy, wann heiratest du denn endlich? Viel Zeit bleibt mir nicht mehr, und ehe ich sterbe, will ich meinen Enkelsohn verheiratet wissen.‹« Als er das sagte, lächelten er und das Mädchen sich an. »Als ich Anya kennengelernt habe, wusste ich sofort, dass sie die Richtige ist. Oma Evie würde gern zur Hochzeit kommen, aber sie ist schon ziemlich gebrechlich. Also hat sie mir wenigstens die Krawatte mit auf den Weg gegeben. Und ihren Segen natürlich.« Er lächelte verzückt.
    »Und was ist mit euren Eltern?«, hakte Marnie nach. »Sind die dagegen?«
    »Es ist ihnen egal «, erwiderte Anya, und in ihrem jungen, fast noch kindlichen Gesicht stand der Schmerz, den ihr die Haltung ihrer Eltern bereitete.
    Jimmy griff nach ihrer Hand. »Unsere Eltern sind sehr erfolgreich und sehr mit ihrem eigenen Leben beschäftigt«, sagte er. »Sie haben schlicht keine Zeit für solche Dinge – wie so viele in dieser Stadt. Um ihre Kinder haben sie nie viel Aufhebens gemacht«, fügte er achselzuckend hinzu. »Kommt vor. Meine sind beide Anwälte, Anyas Professoren an der Columbia. Sehr erfolgreich, sehr geschätzt in ihren Kreisen.«
    »Und meint ihr nicht, dass es sie vielleicht doch interessieren würde, dass ihr heiratet?«, fragte Marnie entgeistert.
    »Meine Eltern haben selbst nie geheiratet«, entgegnete Anya und strich gedankenverloren über ein blassrosa Rosengesteck. »Ihrer Ansicht nach ist die Ehe eine ›überholte Ideologie, die nur noch von reaktionären Zeitgenossen hochgehalten wird und als Instrument zur Unterdrückung der Massen dient‹. Dass ihre Tochter sich in die Reihen der konformen Massen einfügt, würde sie sehr enttäuschen.«
    »Und meine Eltern haben beruflich so viel mit gescheiterten Ehen zu tun, dass sie den Zauber des Ganzen längst
aus dem Blick verloren haben«, ergänzte Jimmy. »Was leider auch für sie selbst gilt.«
    »Wir sind sozusagen radikale Traditionalisten, die den Gegenbeweis antreten wollen«,
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