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Die Würfel Gottes

Titel: Die Würfel Gottes
Autoren: Mark Alpert
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»Professor! Professor!« Gupta zwang sich vom
Boden hoch, kroch zur Tür des Lagerraums und schlug mit der Faust dagegen.
    Die Stimmen kamen näher. »Professor? Sind Sie das?«
    Jemand fand den Schlüssel und machte die Tür auf. Die ersten, die Gupta sah, waren Richard Chan und Scott Krinsky, die in den kleinen Raum geeilt kamen und sich neben ihn hinknieten. Die anderen folgten ihnen und drängten sich in dem Raum zusammen. Guptas Mund war so trocken, dass er kaum sprechen konnte. »Richard«, krächzte er. »Was ist passiert?«
    Richards Wangen waren tränenüberströmt. »Professor!«, schluchzte er. »Wir dachten, Sie wären tot!« Mit geradezu kindlicher Hingabe schlang er seine Arme um Gupta.
    Der Professor entzog sich ihm. »Was ist passiert?«, wiederholte er, diesmal lauter.
    Scott, dem die Brille schief auf der Nase saß, trat vor. Eine Maschinenpistole hing an einem Riemen von seiner Schulter herab. »Wir waren dabei, Simons Anweisungen zu befolgen, aber ein paar Sekunden vor dem Zusammenstoß gab es eine Explosion in dem E-Null-Abschnitt des Strahlentunnels.«
    »Dann hat es gar keine Kollisionen gegeben? Keinen Riss in der Raumzeit?«
    »Nein, die Explosion hat das Strahlrohr zerrissen, und das Tevatron hat sich abgeschaltet.«
    Gupta spürte eine warme Welle der Erleichterung. Dem Himmel sei Dank.
    »Nachdem das Tevatron den Betrieb eingestellt hatte, haben wir angefangen nach Ihnen zu suchen«, fügte Scott hinzu. »Wir hatten Angst, dass Simon Sie umbringen würde, wie er angekündigt hatte.« Er biss sich auf die Unterlippe. »Er hat Gary und Jeremy umgebracht. Wir haben ihre Leichen vor dem Tunneleingang im Abschnitt F-Zwei gefunden. Ich habe mir eine ihrer Uzis genommen.«
    Gupta starrte auf die hässliche schwarze Schusswaffe. »Wo
ist Michael?« Er schaute an Scott und Richard vorbei und suchte nach dem Gesicht seines Enkels. »Ist er nicht mit Ihnen gekommen?«
    Sie guckten sich nervös gegenseitig an. »Äh, nein«, antwortete Scott. »Ich hab ihn nicht gesehen, seit wir den Kontrollraum verlassen haben.«
    Der Professor schüttelte den Kopf. Seine Studenten standen um ihn herum wie eine Gruppe hilfloser Kinder. Sie hatten ihn schmählich im Stich gelassen, und jetzt warteten sie darauf, dass er ihnen verzieh und ihnen die nächsten Anweisungen erteilte. Guptas Zorn auf sie verlieh ihm neue Kräfte. Er streckte Scott die Hand entgegen. »Helfen Sie mir hoch«, befahl er. »Und geben Sie mir diese Waffe.«
    Augenblicklich half Scott ihm auf die Beine und übergab ihm die Uzi. Gupta drückte sie gegen die Hüfte, als er den Lagerraum verließ. »Okay, wir gehen jetzt zurück zum Kontrollraum«, verkündete er. »Wir werden Michael finden und das Experiment neu beginnen.«
    Richard starrte ihn bestürzt an. »Aber das Strahlrohr ist ernsthaft beschädigt! Die Messwerte haben gezeigt, dass einige der Magneten nicht mehr funktionieren!«
    Gupta tat diesen Einwand mit einer Handbewegung ab. »Wir können den Schaden reparieren. Wir haben die ganze Ausrüstung, die dafür nötig ist.«
    Er marschierte durch Collision Hall zu einem der Ausgänge, während seine Studenten besorgt hinter ihm her zockelten. Es war nicht zu spät für einen zweiten Versuch. Es würde vielleicht mehrere Stunden dauern, bis das Strahlrohr repariert war, aber mit ein bisschen Glück konnten sie am Ende des Tages einen weiteren Teilchenvorrat akkumulieren. Diesmal würden sie die ursprünglichen Zielkoordinaten für die Neutrinos eingeben, fünftausend Kilometer über Nordamerika. Die Explosion würde ihre herrlichen Strahlen genau zur Abenddämmerung am Himmel ausbreiten.

    Als sie nach draußen traten, holte Scott ihn ein und ergriff sanft seinen Ellbogen. »Es gibt noch ein Problem, Professor«, sagte er. »Der Sicherheitsdienst des Labors weiß, dass wir hier sind. Wir haben vorhin drei Wächter in Richtung des Kontrollraums gehen sehen.«
    Gupta lief weiter mit großen Schritten quer über einen Parkplatz auf die Böschung zu, die über dem Strahlentunnel verlief. »Das spielt keine Rolle. Wir werden unser Schicksal erfüllen. Wir werden der Welt ein neues Gesicht geben.«
    »Aber die Wächter haben Schusswaffen! Und es kommen noch mehr!«
    »Ich hab doch gesagt, das spielt keine Rolle. Die Menschheit hat seit mehr als einem halben Jahrhundert darauf gewartet. Die Einheitliche Feldtheorie kann nicht länger verborgen bleiben.«
    Scott packte Guptas Ellbogen fester. »Professor, bitte hören Sie zu! Wir müssen hier
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