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Die Würfel Gottes

Titel: Die Würfel Gottes
Autoren: Mark Alpert
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hast du einen Fehler gemacht, du Ganef. Ich habe kein Geld. Ich hab nicht mal eine Bankkarte.«
    »Ich will kein Geld von Ihnen, Dr. Kleinman. Ich bin an Physik interessiert, nicht an Geld. Sie kennen sich aus auf dem Gebiet, nehme ich an.«
    Zunächst wurde Hans nur noch wütender. Machte dieser Ganove sich über ihn lustig? Was bildete er sich ein? Nach einem Moment kam ihm jedoch eine beunruhigendere Frage in den Sinn: Wie hat dieser Mann meinen Namen rausgefunden? Und woher weiß er, dass ich Physiker bin?
    Simon schien zu erraten, was Hans dachte. »Seien Sie nicht so überrascht, Professor. Ich bin nicht so ungebildet, wie ich aussehe. Ich habe vielleicht keinen akademischen Grad, aber ich lerne schnell.«

    Hans war inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass dieser Mann kein Junkie war. »Wer sind Sie? Und was machen Sie hier?«
    »Betrachten Sie es als Forschungsprojekt. Auf einem sehr anspruchsvollen und esoterischen Gebiet.« Sein Lächeln wurde breiter. »Ich gebe zu, einige von den Gleichungen waren nicht leicht zu verstehen. Aber ich habe ein paar Freunde, wissen Sie, und die haben es mir sehr gut erklärt.«
    »Freunde? Was meinen Sie mit Freunden?«
    »Nun ja, das ist vielleicht das falsche Wort. ›Klienten‹ wäre wahrscheinlich besser. Ich habe ein paar sehr kenntnisreiche und wohlhabende Klienten. Und sie haben mich damit beauftragt, einige Informationen aus Ihnen herauszuholen.«
    »Wovon reden Sie da? Sind Sie eine Art Spion?«
    Simon lachte verhalten. »Nein, nein, nichts so Grandioses. Ich bin ein unabhängiger Unternehmer. Belassen wir es dabei.«
    Hans’ Gedanken überschlugen sich. Sein Angreifer war ein Spion oder vielleicht ein Terrorist. Nicht ganz klar war, in wessen Auftrag er handelte – Iran? Nordkorea? Al-Qaida? -, aber das spielte keine Rolle. Sie waren alle hinter derselben Sache her. Hans verstand bloß nicht, warum die Scheißkerle sich ausgerechnet ihn ausgesucht hatten. Wie die meisten Atomphysiker seiner Generation hatte er in den Sechziger-und Siebzigerjahren als geheim eingestufte Arbeit für das Verteidigungsministerium geleistet, aber sein Spezialgebiet waren Radioaktivitätsstudien gewesen. Er hatte nie am Entwurf oder der Herstellung von Bomben gearbeitet und die meiste Zeit seines Berufslebens mit theoretischen Forschungen verbracht, die strikt für zivile Zwecke bestimmt waren. »Ich habe ein paar schlechte Nachrichten für Ihre Klienten, wer sie auch sein mögen«, sagte Kleinman. »Sie haben sich den falschen Physiker ausgesucht.«
    Simon schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht.«

    »Was für Informationen kann ich Ihnen denn Ihrer Ansicht nach geben? Urananreicherung? Davon habe ich keine Ahnung! Und vom Entwurf atomarer Sprengköpfe verstehe ich auch nichts. Mein Gebiet ist Teilchenphysik, nicht Atomtechnik. Meine Forschungsergebnisse sind alle im Internet erhältlich, an ihnen ist nichts geheim.«
    Der Mann zuckte unbeirrt mit den Achseln. »Sie haben leider den falschen Schluss gezogen. Sprengköpfe sind mir egal, und Ihre Forschungen sind mir auch egal. Ich bin an der Arbeit eines anderen Physikers interessiert, nicht an Ihrer.«
    »Warum sind Sie dann in meiner Wohnung? Haben Sie sich in der Adresse geirrt?«
    Simons Gesicht versteinerte beinahe. Er drückte Hans zurück auf den Boden, legte ihm eine Hand flach auf den Brustkorb und beugte sich über ihn. »Dieser Mann ist zufällig jemand, den Sie gekannt haben. Ihr Professor in Princeton vor fünfundfünfzig Jahren. Der ewige Jude aus Bayern. Der Mann, der Zur Elektrodynamik bewegter Körper geschrieben hat. Den haben Sie doch mit Sicherheit nicht vergessen, stimmt’s?«
    Hans rang nach Luft. Die Hand seines Peinigers fühlte sich unglaublich schwer an. Mein Gott, dachte er. Das darf einfach nicht wahr sein.
    Simon beugte sich noch etwas weiter nach vorn und kam ihm mit seinem Gesicht so nahe, dass Hans die schwarzen Härchen in seinen Nasenlöchern sehen konnte. »Er hat Sie bewundert, Dr. Kleinman. Seiner Ansicht nach waren Sie einer seiner intelligentesten Assistenten. Sie haben in seinen letzten Lebensjahren ziemlich eng mit ihm zusammengearbeitet, nicht wahr?«
    Hans hätte nicht antworten können, selbst wenn er gewollt hätte. Simon drückte ihn so fest zu Boden, dass er das Knirschen seiner Rückenwirbel auf den kalten Fliesen spüren konnte.
    »Ja, er hat Sie bewundert. Aber er hat Ihnen außerdem
auch vertraut. Er hat sich mit Ihnen auf allen Gebieten beraten, an denen er in diesen
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