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Die Würfel Gottes

Titel: Die Würfel Gottes
Autoren: Mark Alpert
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und selbst nachdem Hans die Augen aufgeschlagen hatte, hatte er nicht den Eindruck, als sei er völlig wach. Sein Blickfeld war an den Rändern verschwommen, und er konnte nur flach atmen.
    »Sind Sie wieder da, Dr. Kleinman? Können Sie mich hören?«
    Die Stimme klang jetzt gedämpft. Als Hans nach oben schaute, sah er Simons Silhouette, aber sein Körper schien von einem Halbschatten vibrierender Partikel umgeben zu sein.
    »Ich wünschte mir wirklich, Sie wären ein bisschen vernünftiger, Dr. Kleinman. Wenn Sie Ihre Situation einmal logisch betrachten, werden Sie begreifen, dass all diese Ausflüchte absurd sind. Sie können so etwas nicht für alle Zeiten verstecken.«
    Hans schaute sich den Halbschatten, der den Mann umgab, etwas genauer an und stellte fest, dass die Partikeln eigentlich nicht vibrierten – sie entstanden sprunghaft und verschwanden wieder auf die gleiche Weise, Paare von Partikeln und Antipartikeln erschienen wie durch Zauberhand aus dem
Quantenvakuum und verschwanden genauso schnell wieder. Das ist erstaunlich, dachte Hans. Wenn ich nur eine Kamera hätte!
    »Auch wenn Sie uns nicht helfen, werden meine Klienten bekommen, was sie haben wollen. Vielleicht wussten Sie das nicht, aber Ihr Professor hatte noch andere Vertraute. Er hielt es für clever, die Informationen unter ihnen aufzuteilen. Wir haben schon zu ein paar dieser alten Herren Kontakt aufgenommen, und sie sind äußerst hilfreich gewesen. Auf die eine oder andere Weise werden wir bekommen, was wir brauchen. Warum wollen Sie es sich also schwer machen.«
    Die vergänglichen Partikeln schienen größer zu werden, während Hans sie anstarrte. Bei genauerer Betrachtung stellte sich heraus, dass es gar keine Partikeln waren, sondern unendlich dünne Fäden, die sich von einem Vorhang des Raums zu einem anderen erstreckten. Die Fäden zitterten zwischen den wogenden Vorhängen, die sich zu Röhren und Kegeln und Schläuchen zusammenrollten. Und der ganze raffinierte Tanz ging genauso vor sich, wie er vorhergesagt worden war, genauso, wie sein Herr Doktor ihn beschrieben hatte.
    »Es tut mir leid, Dr. Kleinman, aber meine Geduld ist langsam erschöpft. Mir gefällt das nicht, aber Sie lassen mir keine Wahl.«
    Der Mann trat ihn dreimal links gegen die Brust, aber Hans spürte es nicht mal. Die durchscheinenden Vorhänge des Raums hatten ihn eingeschlossen. Hans konnte sie deutlich sehen, sie waren wie gebogene Scheiben aus geblasenem Glas, strahlend und undurchdringlich, aber weich. Doch der andere Mann konnte sie offenbar nicht sehen. Wer war dieser Mann überhaupt? Er sah so albern aus, wie er mit seinen schwarzen Lederstiefeln da stand. »Können Sie sie nicht sehen?«, flüsterte Hans. »Sie sind direkt vor Ihnen!«
    Der Mann stieß einen Seufzer aus. »Ich nehme an, dies erfordert eine energischere Form von Überredung.« Er ging in
den Flur zurück und öffnete die Tür zu dem Wäscheschrank. »Mal sehen, was wir hier haben.« Nach einem Moment kehrte er ins Bad zurück, in einer Hand eine Plastikflasche Waschbenzin, in der anderen ein Dampfbügeleisen. »Dr. Kleinman, können Sie mir sagen, wo die nächste Steckdose ist?«
    Hans beachtete den anderen gar nicht. Er sah nur noch die Spitzenfalten im Stoff des Universums, die sich um ihn legten wie eine unendlich weiche Decke.

ZWEI
    D avid Swift war in ungewöhnlich guter Stimmung. Er hatte gerade mit Jonah, seinem siebenjährigen Sohn, einen wundervollen Nachmittag im Central Park verbracht. Um dem Tag einen angemessenen Schlusspunkt zu verleihen, hatte David an einem Handkarren auf der Seventy-Second Street zwei Eistüten gekauft, und jetzt schlenderten Vater und Sohn durch die schwüle Juni-Dämmerung zur Wohnung von Davids Exfrau. Jonah war ebenfalls gut gelaunt, weil er in seiner rechten Hand – mit der linken hielt er die Eistüte – einen brandneuen, dreischüssigen Super Soaker schwenkte. Während Jonah über den Bürgersteig ging, richtete er die Hitech-Wasserpistole beiläufig auf verschiedene Ziele – Fenster, Briefkästen, einige Taubengrüppchen -, aber David blieb gelassen. Er hatte den Wasserbehälter der Pistole geleert, bevor sie den Park verließen.
    Jonah schaffte es irgendwie, an seinem Eis zu lecken, während er gleichzeitig etwas über den Lauf des Super Soaker anvisierte. »Wie funktioniert das noch mal? Warum kommt das Wasser so schnell rausgeschossen?«
    David hatte ihm das Verfahren schon zweimal erklärt, aber es machte ihm nichts aus, sich zu
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