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Die Würfel Gottes

Titel: Die Würfel Gottes
Autoren: Mark Alpert
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geworden. Wohnte in einem winzigen Apartment am Rand von West Harlem und gab all sein Geld an Israel. Keine Frau, keine Kinder. Die Physik war sein Leben gewesen.

    Vor zwanzig Jahren, als David sein erstes Examen hinter sich hatte, war Kleinman sein Mentor gewesen. David hatte ihn auf Anhieb sympathisch gefunden. Er war weder unnahbar noch streng gewesen und hatte seine Vorlesungen über die Quantentheorie mit jiddischen Vokabeln gewürzt. Einmal pro Woche ging David in Kleinmans Büro, um dort von ihm in die Geheimnisse der Wellenfunktionen und der virtuellen Partikeln eingeweiht zu werden. Leider reichten all die geduldigen Erklärungen nicht aus, und nach zwei frustrierenden Jahren musste David zugeben, dass der Stoff über seinen Horizont ging. Er war einfach nicht klug genug, um Physiker zu werden. Also brach er das Doktorandenstudium in Physik ab, wechselte zu dem Studienfach, das ihm am zweitbesten gefiel, und schrieb eine Dissertation in Wissenschaftsgeschichte.
    Kleinman war enttäuscht, aber voller Verständnis. Trotz Davids Schwächen in Physik hatte der alte Mann Gefallen an ihm gefunden. Sie ließen während der nächsten zehn Jahre die Verbindung nicht abreißen, und als David mit den Recherchen für sein Buch begann – eine Untersuchung über Albert Einsteins Zusammenarbeit mit seinen verschiedenen Assistenten -, steuerte Kleinman seine persönlichen Erinnerungen an den Mann bei, den er Herr Doktor nannte. Das Buch Auf den Schultern von Riesen war ungeheuer erfolgreich und begründete Davids Reputation. Er war inzwischen ordentlicher Professor für Wissenschaftsgeschichte am Historischen Seminar der Columbia. Aber David wusste, das hatte nicht viel zu bedeuten. Verglichen mit einem Genie wie Kleinman hatte er nichts zustande gebracht.
    Das Taxi kam quietschend vor dem Eingang zur Unfallstation des St. Luke’s zum Stehen. Nachdem David den Fahrer bezahlt hatte, eilte er durch die automatische Glastür und erspähte sofort ein Trio von Officers des New York Police Department, die neben dem Aufnahmeschalter standen. Zwei
von ihnen trugen Uniform: ein Sergeant mittleren Alters mit einem vorstehenden Bauch und ein hochgewachsener, dünner Grünschnabel, der so aussah, als hätte er gerade die Highschool verlassen. Der dritte war ein Detective in Zivil, ein gut aussehender Latino in einem ordentlich gebügelten Anzug. Das ist der Mann, der mich angerufen hat, dachte David. Er erinnerte sich an den Namen des Detective: Rodriguez.
    Mit klopfendem Herzen näherte sich David den Polizisten. »Entschuldigung, ich bin David Swift. Sind Sie Detective Rodriguez?«
    Der Detective nickte ernst. Die beiden Streifenpolizisten machten jedoch einen amüsierten Eindruck. Der dicke Sergeant lächelte David an. »Hey, haben Sie einen Waffenschein für das Ding?«
    Er zeigte auf den Super Soaker. Vor lauter Aufregung hatte David völlig vergessen, dass er immer noch Jonahs Wasserpistole in der Hand hielt.
    Rodriguez schaute den Sergeant stirnrunzelnd an. Er war ganz bei der Sache. »Vielen Dank, dass Sie gekommen sind, Mr. Swift. Sind Sie mit Mr. Kleinman verwandt?«
    »Nein, nein, ich bin nur mit ihm befreundet. Tatsächlich habe ich früher mal bei ihm studiert.«
    Der Detective schien verwirrt zu sein. »Er war Ihr Lehrer?«
    »Ja, an der Columbia. Wie geht es ihm? Ist er schwer verletzt?«
    Rodriguez legte David eine Hand auf die Schulter. »Kommen Sie bitte mit uns. Er ist bei Bewusstsein, antwortet aber nicht auf unsere Fragen. Er besteht darauf, mit Ihnen zu reden.«
    Der Detective führte David durch einen Flur, während die beiden Streifenpolizisten hinter ihnen her gingen. Sie kamen an zwei Krankenschwestern vorbei, die sie ernst ansahen. Das
war kein gutes Zeichen. »Was ist denn passiert?«, fragte David. »Sie sagten, er sei angegriffen worden?«
    »Wir wurden von einem Einbruchdiebstahl benachrichtigt«, sagte Rodriguez emotionslos. »Jemand von der anderen Straßenseite hat gesehen, wie ein Mann von der Feuertreppe aus in das Apartment eindrang. Als die Polizisten eintrafen, fanden sie Mr. Kleinman mit schweren Verletzungen im Badezimmer. Das ist alles, was wir im Moment wissen.«
    »Was meinen Sie mit schweren Verletzungen?«
    Der Detective starrte nach vorn. »Derjenige, der das getan hat, muss ein abartiger Typ gewesen sein. Mr. Kleinman hat Verbrennungen dritten Grades im Gesicht, auf der Brust und an den Genitalien. Außerdem hat er einen kollabierten Lungenflügel, und einige andere Organe sind
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