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Die Würfel Gottes

Titel: Die Würfel Gottes
Autoren: Mark Alpert
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Physiker am Institute for Advanced Study in Princeton gewesen war, den man als Assistenten des legendären, aber kränkelnden Albert Einstein eingestellt hatte. David hatte in seinem Buch darüber geschrieben: der nicht enden wollende Strom von Berechnungen auf der Schiefertafel in Einsteins Arbeitszimmer, die lange vergebliche Suche nach einer Feldgleichung, die sowohl die Schwerkraft wie den Elektromagnetismus in sich fassen würde. Es war durchaus vorstellbar, dass Kleinmans Gedanken in seinem letzten Delirium sich um jene Zeit drehten. Andererseits machte der alte Mann im Augenblick nicht den Eindruck, als befände er sich im Delirium. Sein Atem ging pfeifend, und er schwitzte stark, aber sein Gesicht war ruhig.
    »Es tut mir leid, David«, krächzte er. »Tut mir leid, dass ich … Ihnen nie davon erzählt habe. Der Doktor … sah die Gefahr. Aber er konnte nicht … er konnte nicht …« Kleinman
hustete wieder, und sein ganzer Körper erschauerte. »Er konnte seine … Notizbücher nicht verbrennen. Die Theorie … war einfach zu schön.« Er hustete noch einmal heftig, und dann kippte er plötzlich vornüber.
    Eine der Schwestern lief zu der anderen Seite von Kleinmans Bett. Sie packte den Professor an den mit blauen Flecken bedeckten Schultern und richtete ihn wieder auf. David, der immer noch Kleinmans Hand hielt, bemerkte, dass seine Sauerstoffmaske mit rosafarbenem Schaum angefüllt war.
    Die Schwester nahm ihm schnell die Maske ab und säuberte sie von innen. Aber als sie versuchte, sie ihm wieder aufzusetzen, schüttelte Kleinman den Kopf. Sie packte ihn im Nacken, um seinen Kopf stillzuhalten, aber er schlug die Maske mit seiner freien Hand beiseite. »Nein!«, krächzte er. »Hören Sie auf! Das reicht!«
    Die Schwester funkelte ihn wütend an und wandte sich an ihre Kollegin, die immer noch auf den Herzmonitor starrte. »Hol den Arzt«, befahl sie. »Wir müssen intubieren.«
    Kleinman lehnte sich gegen David, der ihm einen Arm um die Schulter legte, damit er nicht umkippte. Das Gurgeln in seiner Brust schien lauter geworden zu sein, und seine Blicke schossen wie wild hin und her. »Ich sterbe«, krächzte er. »Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Davids Augen begannen zu brennen. »Ist schon okay, Professor. Mit Ihnen wird alles wieder …«
    Kleinman hob die Hand und packte den Kragen von Davids Hemd. »Hören Sie … David. Sie müssen … vorsichtig sein. Ihr Artikel … erinnern Sie sich? Der, an dem wir beide … gearbeitet haben. Erinnern Sie sich?«
    David brauchte einen Moment, bis er begriff, worauf sich der Professor bezog. »Sie meinen, als ich bei Ihnen studierte? ›Allgemeine Relativität in zweidimensionaler Raumzeit‹? Der Artikel?«
    Kleinman nickte. »Ja, ja … Sie waren nahe dran … sehr
nahe dran … an der Wahrheit. Sobald ich weg bin … sind sie vielleicht hinter Ihnen her.«
    David spürte ein unangenehmes Kribbeln in seiner Magengegend. »Von wem reden Sie?«
    Kleinmans Griff an Davids Hemdkragen wurde fester. »Ich habe … einen Schlüssel. Der Doktor hat mir … dieses Geschenk gemacht. Und jetzt schenke ich es … Ihnen. Bewahren Sie es … gut auf. Sicher. Lassen Sie es … ihnen nicht … in die Hände fallen. Verstehen Sie? Niemandem!«
    »Ein Schlüssel? Was …«
    »Keine Zeit … keine Zeit! Hören Sie einfach zu!« Mit überraschender Kraft zog Kleinman David zu sich hinunter. Die feuchten Lippen des alten Mannes streiften sein Ohr. »Vergessen Sie die Zahlen nicht. Vier, null … zwei, sechs … drei, sechs … sieben, neun … fünf, sechs … vier, vier … sieben, acht, null, null.«
    Sobald er die letzte Ziffer ausgesprochen hatte, ließ der Professor Davids Hemdkragen los und sackte gegen seine Brust. »Wiederholen Sie jetzt … die Zahlenfolge.«
    Trotz seiner Verwirrung tat David, was ihm aufgetragen worden war. Er legte seine Lippen an Kleinmans Ohr und wiederholte die Zahlenfolge. Obwohl David nie in der Lage gewesen war, die Gleichungen der Quantenphysik zu begreifen, besaß er die Fähigkeit, lange Zahlenketten auswendig zu lernen. Als er fertig war, nickte der alte Mann.
    »Guter Junge«, murmelte er. »Guter Junge.«
    Die Schwester stand neben dem Notfallwagen und bereitete die Intubation vor. David beobachtete, wie sie ein silbernes, sichelförmiges Instrument und eine lange Plastikröhre ergriff, die in regelmäßigen Abständen mit schwarzen Markierungen versehen war. Dieses Ding werden sie dem Professor in die Kehle schieben, dachte er. Und
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