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Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
Autoren: Toby Bishop
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bei den Geflügelten Pferden. Herbert arbeitete in der Sattelkammer und blickte auf, als sie an der Tür vorbeikam. Als er sie mitleidig ansah, versteifte sie ihren Rücken. Sie wollte kein Mitleid.
    »Kann ich etwas für Sie tun, Meisterin Winter?«, fragte er.
    »Nein«, erwiderte sie knapp, bedauerte dann ihren Ton und fuhr fort: »Ich will nur einen Blick auf die Pferde werfen, bevor ich ins Bett gehe.«
    »Es ist schön, dass Sie wieder da sind«, sagte er.
    »Danke, Herbert.« Sie lief weiter in den Stall hinein. Ein Oc-Hund sprang auf und kam auf sie zu. Sie streichelte ihn, und er begleitete sie den Gang hinunter.
    Gerade kraulte sie Hesters Stute, als sie ein Murmeln am anderen Ende des Ganges vernahm. Sie lief zur Ecke und spähte an der Reihe schlafender Pferde vorbei. Amelia öffnete gerade das Tor zu Mahagonis Stall. Philippa räusperte sich, um sie zu vorzuwarnen.
    Amelia blieb mit einer Hand auf dem Riegel stehen. »Guten Abend, Meisterin Winter.«
    »Amelia«, sagte Philippa. Sie lief den Gang hinunter und blieb vor der Stallbox stehen. »Wie ich sehe, haben Sie ebenfalls das Fest verlassen.«
    »Ja«, antwortete sie. Mahagoni starrte Philippa prüfend über das Tor hinweg an. Das Mädchen und dieser Junghengst sind sich wirklich sehr ähnlich, was ihren Charakter angeht, dachte Philippa.
    »Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Versetzung in die zweite Klasse«, sagte Philippa.

    Amelias Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Danke. Wir freuen uns sehr.«
    »Ihr Vater wird ebenfalls erfreut sein.« Philippa blieb einen Augenblick ruhig stehen und ließ Mahagoni an ihrer Hand schnuppern. »Fühlen Sie sich hier einsam, Amelia?«
    Das Mädchen hob eine schmale Augenbraue und sah dadurch dem Baron erstaunlich ähnlich. »Einsam?«, fragte sie. »Eigentlich nicht, nein.«
    »Sie werden Larkyn sicher vermissen.«
    »Natürlich«, antwortete das Mädchen aus Kleeh. Sie streichelte den Hals ihres Junghengstes, und Philippa schoss der Gedanke durch den Kopf, dass dieses Pferd nun für immer der einzige echte Gefährte des Mädchens sein würde. »Aber ich bin trotzdem sehr glücklich hier, Meisterin Winter«, fügte sie hinzu.
    »Sind Sie das?«
    »Ja. Ich tue das, was ich immer schon tun wollte.« Sie strich eine Strähne in Mahagonis Mähne glatt und trat dann aus dem Stall. »Machen Sie sich um uns bitte keine Sorgen.«
    »Sehr gut, Amelia. Ich versuche es.« Aber Philippa war sicher, dass Amelias Selbstbeherrschung sie immer von den anderen Mädchen trennen würde. Als wäre es nicht schon genug, dass sie eine Kleeh war.
    Als sie sich von Mahagonis Stall abwandten, hörte Philippa Tumult aus einem anderen Gang, es ertönten regelmäßige, wütende Huftritte gegen ein Stalltor.
    »Was ist das?«, fragte sie Amelia. »Doch wohl nicht immer noch Seraph?«
    »Nein.« Amelia blickte besorgt in die Richtung, aus der der Lärm kam. »Das ist Diamant«, sagte sie. »Fürst Wilhelms Fohlen. Niemand außer Lark kann etwas mit ihr anfangen.«

    Philippa erreichte die Ecke. Der Stall von Schwarzer Seraph befand sich auf der Hälfte des Gangs in der Nähe von Goldener Morgen und den anderen Pferden der dritten Klasse. Im Stall daneben warf die wunderhübsche kleine Apfelschimmelstute den Kopf hoch und trat dann mit dem Vorderhuf gegen das Stalltor. Seraph wieherte, und Diamant hörte auf, fing allerdings bald darauf erneut an, drehte sich herum, peitschte mit dem Schweif die Luft und trat gegen das Stalltor.
    Amelia sagte: »Wir wissen nicht, was aus ihr werden soll. Es ist eine solche Verschwendung.«
    »Allerdings«, stimmte Philippa ihr zu. Sie dachte an Soni, die umsonst die Flügel beugte und um einen Flug bat, und ein Stich drang ihr ins Herz. »Genau das ist es, Amelia. Eine Verschwendung.«
     
    Am nächsten Morgen stand Philippa spät auf. Es war merkwürdig, in ihrer alten Wohnung zu schlafen. Die Hausdame hatte sich geweigert, sie einer der Nachwuchslehrerinnen zu überlassen. Philippa stand am Fenster, um über den Hof zu blicken, genau wie sie es all die Jahre zuvor getan hatte. Vom Meer waren Wolken aufgezogen, und dieser Tag war so grau und diesig, wie der davor hell und klar gewesen war. Die Bäume und Hecken waren beinahe kahl.
    Schülerinnen und Pferdemeisterinnen strömten aus der Halle und waren auf dem Weg zu Ställen und Koppeln. Als sie den Vorhang zuzog, seufzte Philippa. Vermutlich könnte sie hier bleiben und unterrichten. Sie könnte Fürst Frans ersuchen, dass er Eduards Anweisung aufhob,
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