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Die Woelfin

Die Woelfin

Titel: Die Woelfin
Autoren: Vampira VA
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Nacht zu tun?«
    Sie nickte.
    Im ersten Moment wußte er nicht, was er sagen sollte. Ihm fiel kein tröstliches Wort ein. Denn ihre Angst war allzu berechtigt.
    Wie oft hatte er es in sternklaren Nächten zur Sprache gebracht, aber nie hatte Sugriva sich eine Blöße gegeben, wenn es um die tödliche Gefahr ging, die ihre Liebe und Zukunft bedrohte. Er hatte sie für eine heillose Romantikerin gehalten - und sie dafür noch um so mehr geliebt. Er, der mit zwölf Jahren reifer war - auch sein mußte -als mancher Mann mit zwanzig. Das Leben hatte ihn ebenso gestählt wie dessen dunkler Widersacher - der Tod.
    Er strich dem Mädchen mit dem von kunstvollen Kämmen zusammengehaltenen schwarzen Haar zart über das Gesicht.
    Unten im Dorf schrumpfte die Menschenschlange, die sich auf den Obelisken zubewegte. Diejenigen, die ihre Tafeln eingeworfen hatten, zerstreuten sich rasch, kehrten in ihre Hütten zurück, wo sie auch die ganze Nacht im Schoße der Familie oder ganz allein für sich verbringen würden. Es machte kaum einen Unterschied. Selbst in Gesellschaft blieb jeder mit seinen Gedanken und der Furcht allein, diesmal könnte er von den Scherben berufen werden.
    Berufen wofür?
    Den Göttern im Tempel zu dienen?
    Sie als Opfergabe gnädig zu stimmen?
    Nicht einmal die Frage, welche Götter dort oben hausten im Heiligen Bezirk, der über den sieben Dörfern thronte, war schlüssig geklärt - und das, obwohl der KULT seit unendlich vielen Generationen seine Fessel des Terrors um die Menschen schlang.
    Niemand konnte sich dem entziehen - Ranis Reaktion auf Sugri-vas Ansinnen waren durchaus keine leeren Worte gewesen. Immer wieder hatten in Yakshamalla, Birethanti und den anderen fünf Dörfern Männer und Frauen versucht, dem Schicksal, das sie seit Menschengedenken verfolgte, zu entrinnen. Sie alle waren verschwunden und - im Gegensatz zu den Erwählten des Scherbengerichts -irgendwann wieder aufgetaucht: Grauenhaft verstümmelt, zur Mahnung an die übrige Bevölkerung, hatten sie irgendwann morgens auf dem Platz neben dem Obelisken gelegen. Enthäutet, aber immer noch so gut erkennbar, daß es keine Zweifel an ihrer Identität gegeben hatte.
    Nein, dem KULT konnte man nur die Stirn bieten, wenn man bereit war, sich mit seinem Tod abzufinden - aber dann konnte man ebensogut auf sein Glück vertrauen, von den Scherben nicht verurteilt zu werden.
    Zumal Rani ernsthaft zweifelte, daß die Menschen, die den Ausbruch aus ihrer Gemeinschaft versuchten, dies nur mit dem Tod bezahlen mußten. Er fürchtete vielmehr, auch ihre Seelen könnten von denen, die über den Tempel wachten, verheert und zerstört werden.
    Dabei hatte es damals, vor zwei Jahren, Anlaß zur Hoffnung gegeben, der KULT sei zerschlagen worden. Eben von jener fremden Schönheit, die damals Ranis Leben gerettet hatte - einer jungen Frau, Lilith mit Namen.
    Lilith .
    Er hatte sie nie wiedergesehen. Und der KULT hatte weiter fortbestanden. Genauso streng, genauso grausam wie seit Anbeginn der Überlieferungen .
    Rani verdrängte die Gedanken an verpaßte Chancen. Er brauchte sich nur Sugrivas Nähe bewußt zu werden, um ins ernüchternde Jetzt zurückzufinden. Und sich zu erinnern, was ihm Sugriva eröffnet hatte.
    Eine leere Tafel .
    Rani spürte einen Stich im Herzen. »Sie dulden keine Verhöhnung ... Ich begreife dich nicht. Wenn du mich wirklich liebst, warum setzt du dann alles aufs Spiel?«
    Sie hatte aufgehört zu weinen. Ihr Gesicht löste sich von seinem. Und als er es sah, erschrak er vor der Grimasse noch mehr als vor dem Blick ihrer Augen.
    »Ich habe sie belauscht«, flüsterte er.
    Er verstand nicht. »Wen hast du belauscht?«
    »Goprum, Marathe und ein paar andere ... Du weißt schon, sie sind immer zusammen, und ich hatte schon lange den Verdacht, daß sie etwas aushecken. Deshalb bin ich ihnen nachgeschlichen, als sie sich heute Morgen am Bachlauf trafen.«
    Sugriva schwieg kurz und schürzte ihre Lippen. Rani überkam das Verlangen, sie zu küssen. Ihre Zunge mit der seinen zu berühren ...
    ... aber er bezähmte sich. Die Situation war zu ernst.
    »Goprum ...«, murmelte er und verzog selbst das Gesicht, weil er wußte, daß der drei Jahre ältere Junge Sugriva seit einiger Zeit nachstellte. Zudringlich war er jedoch nie geworden.
    »Worüber haben sie geredet?« fragte er. »Ich verstehe nicht, was das eine mit dem anderen -«
    »Zuerst haben sie darüber geredet, wie sie sich gegenseitig gebrüstet, wie schlau sie es schon eine ganze
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