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Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2

Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2

Titel: Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2
Autoren: Ueberreuter
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buschigen Rute, sein Fell war dunkler als bei den anderen Wölfen des Rudels und sein halb geöffnetes Maul entblößte kräftige Reißzähne.
    »Manchmal frage ich mich, warum Wölfe einen so schlechten Ruf haben«, sagte John, »ich habe selten schönere Tiere gesehen. Und die Farmer und Rancher, die am liebsten alle Wölfe umbringen würden, sollten sich lieber an streunende Kojoten oder Hunde halten, die werden ihren Viehherden genauso gefährlich. Ehrlich gesagt, verstehe ich überhaupt nicht, wie man einen Wolf töten kann. Wölfe sind menschenscheu. Die Chance, von einem tollwütigen Hund angefallen oder einem Elch zu Tode getrampelt zu werden, ist wesentlich größer.« Er streichelte den Wolf ebenfalls, berührte zufällig ihre Hand und zog sie rasch zurück.
    »Wir müssen wieder los«, forderte er sie auf. »Er wird langsam munter.«
    Gemeinsam liefen sie zum Hubschrauber und stiegen ein. Als sie bereits vom Boden abhoben, blickte Julie nach draußen und beobachtete, wie Banu sich regte und langsam auf die Beine kam, noch etwas benommen stehen blieb und dann davonlief.

2
    Während der folgenden Tage ertappte Julie sich mehrmals dabei, wie sie an John dachte. Obwohl sie nur ein paar Worte mit dem Biologen gewechselt hatte, war sie sehr beeindruckt von seiner ruhigen Art und seinem leisen Lächeln. Sie hätte sich gern länger mit ihm unterhalten, auch um mehr über die Wölfe im Denali National Park und sein Monitoring Program zu erfahren. Insgeheim hoffte sie sogar darauf, vom Superintendent für weitere Flüge abgestellt zu werden, doch der Ausflug war als einmalige Belohnung gedacht gewesen und sie kümmerte sich am nächsten Morgen wieder um die Huskys.
    »Schmeckt das Rührei nicht?«, fragte Carol. Sie saßen in der gemeinsamen Küche ihrer Hütte beim Frühstück. Draußen war es noch dunkel und sie hatten eine kleine Lampe brennen. »Man könnte fast meinen, du bist ernsthaft verliebt.« Sie lächelte verhalten. »Sag bloß, das mit Josh ist was Ernstes … «
    Julie hatte Josh erst vor ein paar Wochen kennengelernt, einen jungen Mann, wie man ihm nicht alle Tage begegnete: attraktiv, sportlich, liebevoll, ein »Prinz«, wie ihre Tante sagen würde. Er war lediglich etwas eingebildet und glaubte felsenfest, das Iditarod gewinnen zu können. Auf einem Ausflug, den Carol und sie zum Mount McKinley geführt hatten, waren sie sich nähergekommen und noch vor ein paar Tagen hätte sie Carols Frage mit einem schelmischen Lächeln beantwortet und gesagt: »Wer weiß? Viel-
leicht?«
    Nicht, dass sie ihn nicht mehr mochte, aber John hatte ihr auf irgendeine Weise den Kopf verdreht. Er selbst hatte es wahrscheinlich gar nicht gemerkt. Kaum ließ sie ihre Gedanken schweifen, tauchte sein Gesicht auf. Sie rief sich insgeheim zur Ordnung: Reiß dich zusammen, Julie! Lass ihn in Ruhe! Wie viele Lover willst du denn noch haben? Wenn der Super merkt, dass du gleich jeden Kerl anhimmelst, kannst du dir die dauerhafte Anstellung bald abschminken. Schlag ihn dir aus dem Kopf. Er ist ein netter Kerl, mehr nicht, und du bist für ihn eine nette Begegnung, was sonst?
    »Hey«, kam ihr Carol auf die Schliche, »du warst doch mit diesem netten Biologen unterwegs. Den hab ich mal nach einem Vortrag getroffen. John, nicht wahr? Dr.John Blake. Jetzt sag bloß, er hat dich um ein Date gebeten?«
    »Nein … ich kenne ihn doch kaum.«
    »Aber du findest ihn toll.«
    »Er ist ganz nett.«
    »Sag ich doch. Du findest ihn toll und ärgerst dich, weil er dich nicht um ein Date gebeten hat. Und jetzt überlegst du, ob du ihn mal anrufen sollst … «
    »Unsinn, Carol! Ich hab doch Josh.«
    »Aber John wäre eine Sünde wert.«
    »Er ist nett, hab ich gesagt«, reagierte Julie beinahe ein bisschen ärgerlich. »Mehr aber auch nicht. Oder meinst du, ich mach jeden Mann an, der mir gefällt? Außerdem gibt es hier so viel zu tun. Wann bleibt denn da noch Zeit für Dates? Josh hab ich auch gesagt, dass wir uns nicht oft sehen können.«
    »Vielleicht hätte ich mitfliegen sollen«, erwiderte Carol amüsiert.
    »Du?«
    »Oder sehe ich wie eine Nonne aus?«
    »So war das nicht gemeint, Carol. Aber … «
    »Aber du denkst, die gute Carol ist Park Rangerin im Denali National Park und hat so viel zu tun, dass sie keine Zeit für die Liebe hat. Stimmt’s?«
    »Wir haben beide keine Zeit, Carol«, erwiderte Julie versöhnlich.
    Auch an diesem Tag wartete viel Arbeit auf die beiden Rangerinnen. Während Carol einige der Wanderwege rund um
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