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Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2

Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2

Titel: Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2
Autoren: Ueberreuter
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drehte sich zu dem Biologen um. »Es sei denn, die University of Alaska will ein Vermögen für den Hubschrauber ausgeben.«
    »Wenn du mich nahe genug an den Wolf ranbringst, kann gar nichts passieren«, sagte John. »Oder willst du wegen des bisschen Nebels umkehren?«
    Kenny blickte nach unten, wo sich dünne Nebelschwaden gebildet hatten und die Sicht erschwerten. »Das nennst du Nebel? Du hättest am Hindukusch dabei sein müssen, da war Nebel, und zu allem Unglück ballerten noch die Taliban mit ihren Raketen auf mich.« Es klang beinahe so, als sehnte er sich nach den Gefahren des Kriegs zurück. »Ohne meine Stunts wäre ich da niemals rausgekommen.«
    Julie wurde bei solchen Reden ein wenig mulmig zumute. Sie beruhigte sich aber gleich wieder, als sein meckerndes Lachen aus den Lautsprechern drang. Bei Kenny wusste man anscheinend nie, ob er etwas ernst meinte oder die anderen nur auf den Arm nehmen wollte. »Keine Bange, Miss«, beruhigte er Julie. »Gegen die Einsätze in Afghanistan ist das hier der reinste Kinderzirkus. Jede dieser neuen Looping-Achterbahnen ist tausend Mal schlimmer.«
    Über das Headset hörte sie den Piloten der Super Cub: »Chopper 1 , hier Super Cub 1 . Ihr seid jetzt genau unter mir. Die Wölfe sind etwas weiter nördlich, in der Senke zwischen dem Bach und dem Waldrand. Seht ihr sie?«
    Kenny flog eine scharfe Linkskurve und blickte nach unten. »Ich hab sie, Super Cub. Sieben Wölfe am Bachufer.« Er blickte nach hinten. »Siehst du sie, John? Unsere Seite, auf zehn Uhr. Wenn wir uns beeilen, erwischen wir sie vor dem Waldrand.« Er steuerte nach rechts. »Welchen willst du haben?«
    »Banu natürlich, den Anführer mit dem dunklen Fell.« Er schob einen Betäubungspfeil in sein Gewehr und entsicherte es. »Es kann losgehen, Kenny!«
    Julie unterdrückte mühsam einen Schrei, als der Pilot den Bug des Hubschraubers nach unten drückte und in den Sturzflug überging. Ihr Magen rumorte, und sie hatte für einen Moment das Gefühl, wie ein Stein vom Himmel zu fallen. Der Boden kam rasend schnell auf sie zu. Sie hielt sich mit beiden Händen an ihrem Sitz fest und schloss die Augen, war nahe daran, sich zu übergeben. Als sie die Augen wieder öffnete, bekam sie gerade noch mit, wie Kenny den Chopper in eine steile Rechtskurve drängte und gleich darauf nach links steuerte. Dabei grinste er wie ein Junge, der zum ersten Mal Achterbahn fährt.
    John öffnete das Fenster auf seiner Seite und verzog das Gesicht, als eisiger Wind ins Innere des Hubschraubers schoss. Er zerrte an ihren Anoraks, wirbelte einige Papiere in der Ablage auf und riss Julies Pferdeschwanz auseinander, sodass ihre Haare flatterten. Sie ärgerte sich, dass sie nicht daran gedacht hatte, ihre Kapuze über den Kopf zu ziehen, war aber viel zu sehr damit beschäftigt, sich festzuhalten, um es jetzt noch nachzuholen.
    Aus zusammengekniffenen Augen beobachtete sie, wie John sich mit dem Gewehr nach draußen lehnte. Er wirkte eher nüchtern, war ganz auf die vor ihm liegende Aufgabe konzentriert. »Tiefer, Kenny, tiefer!«, rief er ständig.
    »Schon dabei«, erwiderte der Pilot. Er hatte das Rudel jetzt genau im Visier, drückte den Chopper noch weiter nach unten und fluchte ungeniert, als ihm einige Nebelschwaden die Sicht nahmen und ihn zwangen, rasch nach rechts auszuweichen und über die Bäume am anderen Bachufer zu rasen. Erst als sich der Nebel wieder lichtete, konnte er erneut auf direkten Kurs gehen.
    »Festhalten!«, rief er und lenkte den Hubschrauber so scharf nach links, dass er auf der Seite lag, und Julie nur noch den verhangenen Himmel über sich sah. Im nächsten Augenblick kippte er zurück nach rechts, und sie hatte plötzlich das Bachufer und die Wölfe im Blick. Sieben stattliche Tiere, die wohl gemerkt hatten, dass sie verfolgt wurden, und in weiten Sprüngen über den Schnee setzten. Selbst aus der Ferne war deutlich zu erkennen, wie kraftvoll, beinahe elegant sie sich bewegten. Noch nie war Julie Wölfen so nahe gewesen.
    »Willst du mich umbringen?«, rief John von hinten. Er hatte bei dem waghalsigen Manöver beinahe sein Gewehr fallen lassen. Noch während er sich beschwerte, steuerte Kenny den Hubschrauber nach rechts und wähnte sich wohl wieder am Hindukusch, so steil und rasant raste er auf das Wolfsrudel zu.
    Unter ihm stoben die Tiere fächerförmig auseinander. Er blieb dem Anführer auf den Fersen, war bereits so dicht über ihm, dass Julie glaubte, ihn berühren zu können. Sie war
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