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Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2

Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2

Titel: Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2
Autoren: Ueberreuter
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vorbildlich, blickte immer wieder auf Chuck, der genau zu wissen schien, was Julie von ihnen verlangte.
    Eine Bewegung am Flussufer ließ sie den Schlitten anhalten. »Whoaa! Ganz ruhig!«, warnte sie ihre Huskys mit gedämpfter Stimme. Sie blieb auf den Kufen stehen, setzte den Feldstecher an die Augen und blickte in die Senke hinab. Nach einigem Suchen fand sie, was sie suchte. Zwei junge Wölfe, die auf dem Flusseis miteinander spielten und anscheinend nicht den geringsten Verdacht hegten, dass ihnen irgendjemand so nahe am Fluss gefährlich werden könnte. Wie junge Hunde tollten sie auf dem Eis herum, fauchten sich spielerisch an und bedrängten einander, bis einer von ihnen aufgab und sich auf den Rücken warf, ein deutliches Zeichen dafür, dass er unterlegen war. Dann begann das Spiel von Neuem, die Vorbereitung auf ihr späteres Leben, wenn der Gewinner eines solchen Kampfes ein Rudel übernahm.
    Julie suchte nach den anderen Wölfen. Ihr Blick glitt am Flussufer entlang, über die keilförmige Lichtung und erfasste eine kaum sichtbare Bewegung zwischen einigen Felsbrocken. Banu, der Anführer des Rock-Creek-Rudels. Sein Funkhalsband war selbst bei Nacht deutlich zu sehen. Ein Alphawolf, wie man ihn sich kräftiger und stolzer nicht vorstellen konnte. Wie ein König erschien er auf der Lichtung, gefolgt von seinen vier Untergebenen, darunter auch die Mutter der beiden jüngeren Wölfe. Beim Anblick der älteren Wölfe brachen die jüngeren ihr Spiel ab und schlossen sich dem Rudel an, bevor Banu böse wurde und sie knurrend und fauchend zur Ordnung rief.
    Auf halbem Weg zum Flussufer blieb Banu plötzlich stehen. Obwohl Julie gegen den Wind stand, schien er sie gewittert zu haben und blickte misstrauisch in ihre Richtung. Seine starre Körperhaltung und die aufgestellten Ohren verrieten, dass er eine Gefahr spürte. Julie hielt vor Anspannung den Atem an. Auch ihre Hunde verhielten sich still, selbst Curly, und sie glaubte sogar zu sehen, wie sich ihre Haare aufstellten. Sie hatten großen Respekt vor ihren wilden Brüdern und Schwestern, ahnten wohl, dass sie bei einem Kampf immer den Kürzeren ziehen würden. Wölfe waren Huskys in jeder Beziehung überlegen.
    Nach einer Weile entspannte sich Banu. Er blieb jedoch wachsam und gab seinem Rudel mit eindeutigen Gesten zu verstehen, dass es besser wäre, die Lichtung zu verlassen. Seine Ohren blieben aufgestellt, als er die Wölfe am Ufer entlang nach Norden führte und im nahen Wald verschwand. Ihre Spuren waren deutlich im tiefen Schnee abseits des Rock Creek zu erkennen.
    Julie griff nach ihrem Funkgerät und meldete sich bei Carol. Sie gab ihre Position durch und berichtete in knappen Worten, was geschehen war. »Ich glaube, Banu hat was gemerkt«, sagte sie. »Er muss mich gewittert haben, obwohl ich gegen den Wind stand und er mich eigentlich nicht sehen konnte.«
    »Sie sind vorsichtig geworden«, erwiderte Carol. »Sie wissen genau, dass es Männer gibt, die sie jagen und töten wollen. Wo sind sie hin?«
    Julie sagte es ihr.
    »Irgendwelche verdächtigen Bewegungen oder Geräusche?«
    »Nichts«, sagte Julie, »ich komme mir vor, als wäre ich allein auf der Erde, so still ist es hier. Sieht nicht so aus, als wären Fremde in der Nähe. Aber ich hab mir sagen lassen, die Wolfskiller kämen meistens nach Mitternacht.«
    »Das stimmt«, räumte Carol ein. »Wir sollten dennoch die Augen offen halten. Fahr den Wölfen nach und gib mir sofort Bescheid, falls sie der Parkgrenze zu nahe kommen. Aber halte den nötigen Abstand und achte darauf, dass sie dich nicht wittern können. Nähere dich ihnen nur gegen den Wind.«
    »Geht klar.«
    Julie schaltete das Funkgerät aus und verstaute es in der Brusttasche ihres Anoraks. »Vorwärts«, rief sie ihren Huskys zu, »den Wölfen nach! Keine Angst, wir rücken ihnen nicht auf die Pelle. Ich hab genauso wenig Lust wie ihr, mich mit Banu anzulegen.« Sie dachte daran, wie elegant und kraftvoll sich der Anführer des Rudels bewegt hatte und wie hilflos er ausgesehen hatte, als er betäubt gewesen war. »Wir passen auf, dass sie nicht den Park verlassen. Ihr wisst doch, welche Regeln gelten, wenn einer der Wolfskiller sie außerhalb des Nationalparks erwischt. Dort kann er sie jederzeit erschießen.«
    Sie lenkte den Schlitten zum Fluss hinunter und folgte den Spuren des Rudels, die deutlich im Schnee zu sehen waren. Inzwischen war die Wolkendecke aufgerissen und der Mond war wieder sichtbar. Er goss sein blasses
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