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Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes
Autoren: Ulrich Hefner
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Stärkeres?« Larsen kniete sich auf den Boden und klaubte den Inhalt des Beutels wieder zusammen.
    »Wie soll ich das bezahlen? Außerdem brauchst du doch einen klaren Kopf, dachte ich, oder?«
    Larsen betrachtete seine schmutzigen Hände. »Du könntest ruhig mal sauber machen.«
    Töngen lächelte. »Ist doch egal, ob wir ein bisschen Dreck mitrauchen. Ist sowieso nur Verschnitt. Der Markt ist wie leergefegt.«
    Larsen setzte sich wieder auf das Sofa und drehte sich eine Zigarette.
    »Die Holländer haben Lieferprobleme«, sagte Töngen. »Immer mehr Bullen tummeln sich auf Booten und in den Häfen, seit sie an den Grenzen nichts mehr zu tun haben. Drei Lieferungen haben sie letzten Monat abgefangen. Es wird langsam eng.«
    Larsen zündete seine Zigarette an. Er legte den Kopf zurück und entspannte sich. Sie schwiegen eine Weile und rauchten.
    »Du hast gesagt, es sind Russen?« Töngen schnippte die Asche auf den Boden.
    »Russen, Schweden, Chinesen, wo ist der Unterschied?«
    »Na, die Russen sind mittlerweile für alles gut, Gift oder Uran, Plutonium …« Töngen blies den blauen Rauch stoßweise in die Luft. »Vielleicht liegen da draußen ein paar Container voller bunter Träume im Wasser und die suchen danach.«
    »Du spinnst.«
    »Wieso, was würdest du tun, wenn ein Zollboot auf dich zuhält, um dir dein schönes Pulver abzujagen?«
    »Es sind Forscher«, antwortete Larsen. »Sie haben ein Boot mit allem technischen Schnickschnack und sie lassen etwas ins Wasser …«
    »… und sie haben eine Genehmigung von ganz oben. Die fahren doch winkend an jeder Streife vorbei.«
    »Aber die Computer an Bord und die Sonargeräte?«, wandte Larsen ein.
    »Mit was würdest du rausfahren, wenn du offiziell Studien machen willst? Mit ‘ner Jolle? Mensch, denk doch nach, Junge«, entgegnete Töngen. »Wie viel bezahlen wir heutzutage für die Unze? Zwanzig, fünfundzwanzig Mark. Die schicken das Zeug tonnenweise, da fallen doch die Miete für so ein Boot und die paar Kröten für das Schmieren einiger Beamter gar nicht ins Gewicht.«
    Larsen zerdrückte seine Zigarette im Aschenbecher. Er ging zum Fenster und warf einen Blick nach draußen. Noch hielten die dunklen Wolken ihre kalte Fracht zurück.
    Er nahm seine graue Daunenjacke vom Haken. »Wo steht dein Fahrrad?«
    »Was hast du vor?«
    »Ich fahre ins Dorf. Ich muss etwas überprüfen«, antwortete Larsen.
    »Bring ein paar Flaschen Bier mit. Ich sitze schon seit gestern auf dem Trockenen und mir ist es zu kalt, um ins Dorf zu fahren.«
    »Hast du Geld?«
    »Keinen Pfennig«, entgegnete Töngen grinsend.
    Larsen öffnete die Tür. Ein Schwall eiskalter Luft ergoss sich in das Zimmer.
    »Pass auf dich auf! Mit Russen ist nicht zu spaßen.«
    Larsen nickte und trat hinaus in die Kälte.
    *
    »Das ist der Preis dafür, dass man hier draußen in aller Ruhe wohnt«, sagte der Polizist und nahm die Kamera vors Gesicht.
    Das Blitzlicht schmerzte in Cordes Augen. Mit einem Kopfschütteln besah er sich das Zimmer. Die Schubladen der beiden Schränke waren herausgerissen und mit dem Inhalt auf dem Boden verteilt. Die alte Stehlampe lag in der Ecke, der Tiffanyschirm war zerbrochen. Corde atmete tief ein. Die Stehlampe bedeutete ihm viel. Es war die einzige Hinterlassenschaft eines verstorbenen Freundes.
    Die Einbrecher hatten ganze Arbeit geleistet und sogar den Stoffbezug des Sofas mit einem Messer aufgeschnitten. Die wenigen Bücher aus dem Regal lagen zerfleddert daneben. Corde fuhr sich mit der linken Hand durch die Haare. Die rechte Hand steckte in einem dicken Gipsverband.
    »Oben sieht es genauso aus«, sagte er. »Ich frage mich, wer so etwas macht? Haben die etwas Bestimmtes gesucht?«
    »Da gibt es genug, die dafür in Frage kommen«, antwortete der Polizist und fotografierte erneut. »Und die suchen immer nach etwas Bestimmten. Geld und Wertsachen. Da gibt es die tollsten Verstecke. Und Ihnen fehlt wirklich nichts, sagen Sie?«
    Hilko Corde schüttelte den Kopf. »Ich besitze nichts und ich vermisse auch nichts. Schauen Sie sich das Haus an. Sieht es aus, als ob hier drinnen Reichtümer verborgen wären?«
    Der Polizist nickte verlegen. »Das kann man nie wissen. Und Junkies geben sich auch mit wenig zufrieden. Hauptsache, das Geld für den nächsten Schuss springt heraus.«
    Cordes Handy klingelte. »Entschuldigung«, murmelte er und ging in den Flur. Er drückte umständlich den grünen Knopf mit dem Telefonsymbol und meldete sich.
    »Hallo, Hilko, ich bin
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