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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition)
Autoren: Philip Lux
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wartete.
    „Meinst du nicht, es ist ein bisschen übertrieben. Ich habe den Eindruck, ein Schild um den Hals mit meinem Namen drauf wäre unauffälliger gewesen. Du als Scheich. Und ich ...“
    „Komm weiter. Mach keine Geschichten“, sagte ihr Vater und schob sie ins Taxi.
    „Maxim, gib Stoff. Zum Flughafen. Maxim war Rennfahrer und beim KGB. Eine bessere Kombination konnte ich auf die Schnelle nicht finden.“
    „Biete aanschnaalen“, sagte Maxim. „Wen sie uns foolgen woolen, chänge ich sie aab.“
    Dann gab er Gas. Er fuhr sehr schnell, aber elegant und weich.
    „Deine Schminke sieht irgendwie nicht echt aus“, sagte Laima. „Und dein Schnurrbart!“
    „Aber die Sonnenbrille, um meine blauen Augen zu verdecken, ist doch super.“
    „Blau, ja. Ist dir noch nicht aufgefallen, dass blaue Burkas in Afghanistan getragen werden? Nicht in den Emiraten!“
    „Sei nicht so kleinlich. Unser Fundus ist eben nicht perfekt. Was Besseres hätten wir für dich gar nicht finden können. Schließlich hast du dich in die Tinte gesetzt, nicht ich. Da solltest du lieber dankbar sein für alles, was du kriegen kannst.“
    Maxim beobachtete immer wieder den Verkehr hinter ihnen. Aber es schien alles ruhig.
    Als sie aus der Stadt waren, raste er unvermittelt los und wechselte ein paar Mal in schneller Folge die Spur.
    „Was ist? Sind sie hinter uns?“ Laima war nahe am Nervenzusammenbruch.
    „Nee, nee. Woolte nur bisschen Spaß, wie in aalte Zeit.“
    „Jetzt reichts mir langsam mit euren Späßen. Ich mache mir hier fast in die Hose und ihr benehmt euch wie die Kinder. Noch einen Spaß und ich werde euch beide hysterisch verprügeln. Verstanden?“
    „Iss klar“, sagte Maxim und grinste.
    „Und hör auf zu grinsen.“
     
    Maxim setzte sie vor dem Abflugterminal ab. Als sie die Halle mit den Check-in-Schaltern betraten, sahen sie sich um. Auf einer der Bänke saß Dr. Wu. Er starrte sie unverwandt an. Neben ihm lag eine gefaltete Zeitung. Laima setzte sich so, dass die Zeitung zwischen ihnen lag. Er wirkte befremdet, als sie Platz nahm.
    „Psst! Dr. Wu, ich bin es, Laima.“
    Er zuckte zusammen, ließ sich aber nichts weiter anmerken.
    „Ich habe schon gehört, dass sie es geschafft haben, die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich zu ziehen. Diese Verkleidung hilft ihnen bestimmt dabei, die aller anderen auch noch zu bekommen. Aber seis drum. Ich habe hier zwei Pässe, da sie offenbar nicht die Gelegenheit hatten, ihren mitzubringen. Einen auf ihren richtigen Namen. Und einen Pass auf den einer gewissen Fatima aus Marrakesch. Ihr Vater scheint da einiges durcheinandergebracht zu haben. Aber um bis in die Schweiz zu kommen, sollte es reichen. Schließlich wird hier bereits nach ihnen gefahndet. Beide Dokumente sind echt. Fragen sie mich nicht, wie ich das in der kurzen Zeit geschafft habe. Ihr Flug geht erster Klasse nach Zürich. Ich werde jetzt aufstehen. Ihr Visum für die Einreise nach China finden sie ebenfalls in der Zeitung neben sich auf dem Sitz. Wenn sie bis hierhin gekommen sind, besteht Hoffnung, dass sie es noch weit bringen. Ich wünsche ihnen viel Erfolg.“
    Er erhob sich und schlenderte davon.
    Laima nahm die Zeitung so unauffällig wie möglich. Als sie sich in die kurze Schlange vor dem Business-Schalter stellten, kam ein anderer ‚Scheich’ auf Laimas Vater zu. Er fing an, wild gestikulierend, auf Arabisch auf ihn einzureden.
    „Schau, da vorn“, Laima zog ihren Vater, der immer wieder hilflos mit den Schultern zuckte, am Ärmel. „Die zwei Männer aus dem Krankenhaus.“
    Laima beobachtete, wie sie langsam zwischen den Passagieren hindurchgingen. Sie taxierten jeden so unauffällig wie möglich.
    „Das hat uns noch gefehlt“, flüsterte ihr Vater.
    „Ich habe dir doch gesagt, mit dieser Verkleidung geht was schief.“
    „La schemm el a schemm“, schrie ihr Vater dem Araber entgegen, der nicht von ihm ablassen wollte. Der Araber schaute irritiert, drehte sich um und ging davon.
    „Was hast du ihm gesagt?“
    „Ich habe keinen blassen Schimmer. Aber es hat gewirkt.“
    Die zwei Männer sahen zu ihnen herüber.
    „Sie haben deinen Bassbariton erkannt.“
    Sie kamen auf Laima und ihren Vater zu. Eine Hand unter dem Mantel. Jeden Moment konnte ein Feuergefecht losbrechen.
    „Ohne Gepäck können sie direkt durch die Kontrolle gehen“, sagte die junge Dame am Schalter.
    Sie rannten los.
     
     
     

2
     
    „Die Sixtinische Kapelle“, sagte Kardinal Monteluca mit einer ausladenden
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