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Die Weltreligionen. Vorgestellt von Arnulf Zitelmann

Titel: Die Weltreligionen. Vorgestellt von Arnulf Zitelmann
Autoren: Arnulf: Zitelmann
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wenigsten muslimischen Ländern wird Arabisch gesprochen, nur Einzelne können dort den Koran-Urtext lesen und verstehen.
     Den Zugang zum Gotteswort öffnet aber allen Gläubigen die gottesdienstliche Rezitation der Suren, welche die Schüler der Koranschulen
     auswendig gelernt haben. Die geläufigste unter ihnen zitierte ich schon: »In Allahs, des guten Erbarmers, Namen! Preis sei
     Allah, zu dem die Welten kamen, dem Guten, von dem sie Erbarmen nahmen!« Damit beginnt die erste Sure, die Al-Fatiha, welche
     den Koran eröffnet. Jeder Gläubige, der seine fünf Gebete gewissenhaft verrichtet, rezitiert die Al-Fatiha mindestens siebzehn
     Mal am Tag, ungezählte Male im Lauf seines Lebens!
    Koran-Rezitationen begleiten alle wichtigen Ereignisse. Sie sind wesentlicher Bestandteil der Eheschließungs- und Bestattungsrituale.
     Suren werden bei der Geburt des Kindes rezitiert, bei seiner Namensgebung und Beschneidung. Unternehmen, privater oder öffentlicher
     Art, beginnen mit der Verlesung koranischer Verse. In vielen muslimischen Ländern begleiten Rezitationen jede öffentliche
     Versammlung. Und im Zeitalter der elektronischen Multiplikation kommt der Koran bis in die entlegenen Hütten der sibirischen
     Tundra und in jedes Nomadenzelt. Vollendet moduliert und vorgetragen! Ein fähiger Rezitator reißt seine Hörer so mit, dass
     die Gläubigen dabei alle Gefühlsregungen durchlaufen, von Glücksgefühlen bis zu tief empfundener Trauer und schwerem Ernst.
     Und natürlich darf auch bei Begehung der großen Kalenderfeste der |204| Koran nicht fehlen! Als besonders verdienstvoll gilt es, während des Fastenmonats Ramadan das ganze Buch, von der ersten bis
     zur 114. Sure vorzutragen. Viele Muslime können den Koran vom ersten bis zum letzten Wort auswendig dahersagen – by heart,
     wie es treffend im Englischen heißt. Kurzum, der Koran durchdringt das ganze Leben der gläubigen Muslime. Mit seinen Worten,
     vom Vater dem Neugeborenen ins Ohr gesagt, beginnt sein Leben, und über seinem Grab werden sie weiter gesprochen. Gedenkt
     man eines Verstorbenen, zitiert man die Al-Fatiha, um das traurige Grabeslos mit einer Brise aus dem Paradies zu erleichtern.
    Ein muslimischer Sprecher, der sich auf den Koran beruft, begeht eine gewichtige Handlung: Er lässt Allah durch seinen Mund
     zu Worte kommen! Die Mahnungen und Entscheidungen des Ewigen, Allahs Befehle und Verbote, seine Tröstungen und Verheißungen.
     Dem Muezzin legt Allah selbst sein Wort in den Mund, wann immer er zum Gebete ruft. Ein Aufruf zum Heiligen Krieg ergeht nicht
     nur in Gottes Namen: Die Worte des Korans geben ihm die Autorität eines direkten göttlichen Befehls, dem ohne Zögern zu folgen
     ist. Worte und Verse des Koran auf Fahrzeugen, Verkaufsständen, an Haustüren wie an öffentlichen Gebäuden verbürgen Schutz
     vor Unheil und Übel, und sie sind gleichermaßen Ausdruck jener übergroßen Dankbarkeit, die das ganze Leben der Muslime leiten
     soll. Mit dem allgegenwärtigen Koran ist Gott selbst allgegenwärtig, präsent und da.
    Unter allen Schriftreligionen nimmt nur die Tora im orthodoxen Judentum eine vergleichsweise beherrschende Position ein wie
     in der islamischen Frömmigkeit der Koran. Hier wie dort umarmen die Gläubigen das Heilige Buch mit einer wahrhaften Herzensinbrunst.
     So wie es in dem Gebet Alis, des Mitstreiters Muhammads, heißt: »O Gott, erleichtere mir das Herz mit deinem Koran, durchdringe
     meinen ganzen Leib mit deinem Koran, erleuchte meine Augen mit deinem Koran, bewege meine Zunge mit deinem Koran. Bestärke
     mich so zu tun, solange du mir Leben gewährst, denn es gibt keine Macht noch Kraft außer allein in dir!« Das ist das Bekenntnis
     des Islam bis heute.

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|205| Religion, kein letztes Wort
    Die Raumstation, die gegenwärtig unsere Erde umkreist, ist die erste von weiteren, zukünftigen schwebenden Städten. Im dritten
     Jahrtausend greift die Menschheit nach den Sternen. Der englische Astrophysiker Stephen Hawking meint sogar: »Die menschliche
     Rasse wird erst in Sicherheit sein, wenn sie die Sterne erreicht hat und dort besiedelbare Welten findet.« Ehemalige Erdenbürger
     wohnen auf dem Mars. Meine Urenkel reisen wahrscheinlich noch weiter. Und bei der Odyssee ins All nimmt die Menschheit ihre
     Religionen mit: die Hindus, Juden, Taoisten, Buddhisten, Muslime und Christen. Unsere Techniker und Astrophysiker haben die
     Herausforderung der Sterne verstanden, sind aber
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