Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Weltenwanderer

Die Weltenwanderer

Titel: Die Weltenwanderer
Autoren: Liane Sons
Vom Netzwerk:
sein Privatbereich im Wohnwagen. Halbe Baumstämme brannten hier. Das völlige Fehlen von verkohlten Holzresten und Asche wunderte ihn.
    »Hallo!«
    Er fuhr erschrocken herum. Eine stämmige Dame in blauem Kostüm kam auf ihn zu.
    »Du bist sicher unser neuer Gast. Ich habe dir Mittagessen schicken lassen, aber du hast wohl geschlafen. Wenn du Hunger hast, kannst du mich in die Küche begleiten.« Sie hielt ihm lächelnd die Hand hin. »Ich bin Frau Meise, die Hausdame. Willkommen!«
    Er ergriff die Hand und lächelte zurück. »Erik Haiden! Vielen Dank, aber ich habe gerade noch die Reste des Frühstücks gegessen. Das Müsli mit den Nüssen und dem Trockenobst war echt lecker.«
    Ihr Lächeln vertiefte sich. »Weil alles frisch zubereitet wird. Nüsse und Obst sind aus eigener Ernte. Unser Pförtner ist ein Wirrkopf, gottlob jedoch ein begnadeter Gärtner. Eine gesunde Ernährung ist Grundlage für die gute Entwicklung von Körper und Geist, sage ich immer. Daher trifft man an Imbissbuden auch selten Leistungssportler oder Professoren. Hab ich recht?«
    Erik hatte eigentlich nichts auszusetzen an Dönern, Pommes oder Currywurst, hatte Leute vor den Buden auch noch nie nach ihrem Beruf gefragt, nickte aber höflich. »Bestimmt! Ich war gerade auf der Suche. Können Sie mir sagen, wo ich Herrn van Rhyn finden kann?«
    Sie war nur kurz irritiert wegen des Themenwechsels. »Selbstverständlich willst du mit dem Ehrwürdigen sprechen.« Sie deutete mit der Hand in einen Gang zur Linken. »Die zweite Tür auf der rechten Seite. Dort ist sein Arbeitszimmer.«
    »Danke!« Er wandte sich schon zum Gehen
    »Wenn er nicht da ist, versuch es später noch einmal. Der Ehrwürdige hat viel zu tun«, gab die Hausdame ihm mit auf den Weg.

    Er hatte Glück. Auf sein Klopfen ertönte ein: »Ja!«
    Van Rhyn saß hinter einem riesigen Schreibtisch aus rotem Holz, auf dem sich lediglich ein Laptop neben einer über einem Ring schwebenden Glaskugel befand.
    »Erik!« Er winkte mit der Hand nach vorn. »Setz dich! Muss nur eben noch eine Mail verschicken.«
    Erik ließ sich in einen Ledersessel sinken und sah sich um. Bücherregale bogen sich unter ihrer Last, Feuer prasselte im Kamin, hochlehnige Stühle standen um einen großen Tisch herum. Blätter mit Wachs- oder Buntstiftbildern, die offensichtlich von Kleinkindern gemalt worden waren, schmückten die Wände.
    »Nun denn!« Aeneas klappte den Laptop zu und sah ihn an. »Heute Morgen schienst du mir in einem schockähnlichen Zustand zu sein. Was nicht verwunderlich ist, wenn man so mir nichts dir nichts in einer fremden Umgebung erwacht. Hast du dich etwas erholt?«
    Er wartete ein Nicken des Jungen ab und fragte weiter: »Hast du inzwischen auch einige Fäden der jüngsten Vergangenheit zu deiner Beruhigung zusammenführen können?«
    »Ja und nein.« Erik, dessen Gedanken immer noch darum kreisten, weshalb eine ganze Nacht in seinen Erinnerungen fehlte, verspürte das Bedürfnis, mit jemandem darüber zu reden. Er erzählte von seinen letzten Erinnerungen und dem Brief seiner Schwester.
    »Das klingt nicht unbedingt dramatisch, ist jedoch dünn, was den Aufklärungsgehalt betrifft«, sinnierte van Rhyn im Anschluss an den Bericht. »Du machst dir Sorgen um sie?«
    Er schüttelte leicht den Kopf. »Eigentlich nicht. Leona ist dreißig und kommt sehr gut allein zurecht. Ich versteh nur nicht, warum ich mich nicht erinnern kann, weshalb wir uns getrennt haben, und was ich jetzt hier soll. Ich hätte bei Karl und Gertrud, denen auf der Kirmes ein Bierzelt gehört, bleiben können, wie immer, wenn Leona kurzzeitig verreist war. Warum diesmal nicht? Sie schrieb, ich könnte lernen. Das kapier ich überhaupt nicht. Ich bin an einer Fernschule eingeschrieben, erledige die Aufgaben am Laptop. Das kann ich überall. Aus welchen Gründen bin ich ausgerechnet hier?«
    Aeneas rieb sich das Kinn. »Das kann heiter werden. In der Situation war ich noch nie.« Er räusperte sich vernehmlich, bevor er weitersprach: »Wie ich dir das schonend beibringen könnte, weiß ich nicht. Bin in solchen Dingen nicht bewandert. Ich sag es also geradeheraus. Deine Schwester hat dir eine ganze Menge verheimlicht. Zum Beispiel, dass du einer von uns bist. Waldsee ist die Stadt der Rhan, und ich bin mir sicher, dass du zu uns gehörst. Deine Schwester möchte offensichtlich, dass wir dir nun unsere Fähigkeiten näher bringen. Die gehen ein wenig über den normalen Schulalltag hinaus.«
    Erik schluckte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher