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Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Titel: Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
Autoren: S. J. Kincaid
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Familie. Und sein Dad hielt zu ihm, das wusste er. Doch er hatte angefangen, sich Gedanken zu machen, seit diese Sozialarbeiter sie beide das erste Mal zur Rede gestellt hatten, weil er nicht zur Schule gegangen war und Tom gesehen hatte, wie das Leben anderer Jugendlicher aussah.
    Tatsache war, dass es vor Rosewood für ihn selbstverständlich und normal gewesen war, so zu leben. Er hatte geglaubt, dieses ganze Hirngespinst von Häusern und Schulen und Essen an einem Tisch gäbe es nur in der Fantasie. Neil nannte es immer »Propaganda der Unternehmen, um die Leute lebenslang an sie zu binden«.
    Aber es war keine Propaganda. Nicht wirklich. Sicher, einer Menge Leute ging es schlechter. Viel schlechter. Ganze Familien lebten auf der Straße, drängten sich in Zeltstädten, in verfallenen Gebäuden und verwaisten Fabriken. Aber es gab auch Typen wie Serge Leon. Er lebte jahrelang an einem Ort und wusste, wo er am nächsten Abend schlafen würde. Für Tom war überhaupt nichts vorhersehbar. Er wusste lediglich, dass er irgendwo mit Neil sein würde. Und mit dem hier.
    Mit dem hier.
    Während das rotzige Schnarchen seines Vaters das Hotelzimmer erfüllte, überfiel Tom ein grässliches, düsteres Gefühl. Obwohl die Klimaanlage voll aufgedreht war, dröhnte ihm das Schnarchen in den Ohren. Er legte sich das Kissen über den Kopf, um das Geräusch zu dämpfen. Doch es war, als würde man versuchen, einen Hurrikan zu ignorieren. Er nahm das Schnarchen nur noch lauter wahr.
    Schließlich warf Tom die Decke zur Seite. Er musste ein bisschen herumballern.
    Um halb sechs am Morgen war die VR -Halle menschenleer, das Foyer mit seinen Sofas und dunklen Bildschirmen lag verwaist da. Tom nahm auf der mittleren Couch Platz, setzte sich einen Helm auf und blätterte das Verzeichnis durch, bis er bei einem Zombie-Spiel hängen blieb. Zwei Stunden später hatte er sich mit Erschießen und Zerfetzen bis auf Level neun hochgearbeitet und war dafür mit einer Bazooka belohnt worden. Er war gerade damit beschäftigt, ein sauberes Loch in den Zombiekörper der Queen zu ballern, als sein Display plötzlich flackerte und schließlich alles schwarz wurde.
    »Hey«, protestierte Tom und langte hinauf, um sich den Helm abzunehmen. Doch knisternd tauchte nun ein anderes Bild auf.
    Auf seiner Datenbrille leuchtete ein purpurfarbener Streifen auf, der sich schließlich zu einer knallroten Marslandschaft erweiterte. Überrascht schaute Tom um sich. Es war, als hätte er unabsichtlich ein anderes Spiel innerhalb des Zombie-Spiels aktiviert.
    Er ließ sich darauf ein.
    Als Erstes betrachtete er die Kleidung und Bewaffnung seiner Spielfigur an. Sie war in einen Raumanzug gekleidet. Also spielte er eine menschliche Figur . Am Horizont erblickte er einen Panzer, der über die blutrote Landschaft ruckelte. Eine Informationsblase erschien und klärte ihn darüber auf, dass sein Feind sich in diesem wasserstoffbetriebenen Kettenfahrzeug befand und es seine Zielvorgabe war, zu töten oder getötet zu werden.
    Der zylinderförmige Geschützturm schwenkte in seine Richtung, und Toms Herz machte einen Satz. Er wirbelte so schnell herum, wie seine Figur sich bewegen konnte, und hechtete gerade noch rechtzeitig in einen Graben, bevor eine bis ins Mark gehende Explosion um ihn herum Staub aufwirbelte. Er kroch durch den Dunstschleier zum nächstgelegenen Schützenloch. Ein weiterer Schuss verfehlte ihn knapp, und er ließ sich in den notdürftigen Unterschlupf fallen.
    Während der Panzer weiter auf ihn zuhielt, wurde die dünne Marsatmosphäre von seinem Grollen erfüllt, dem langsamen Vorboten des Todes. Ein Schauer der Erregung durchströmte Tom. Er war es nicht gewohnt, blindlings in eine Simulation zu geraten. Das Laserzielgerät des Panzers würde sich optimieren, wenn er erst einmal näher gekommen war, und dann würde ihm auch dieses Schützenloch nicht mehr helfen. Er musste seinen Feind in die Luft jagen, bevor es dazu kam.
    Allmählich begriff er, was hier vor sich ging. Es musste sich um einen Übergriff von außen handeln; das war ein Streich, den Gamer anderen Gamern spielten, indem sie sich in deren Systeme hackten, um sie in einer Simulation herauszufordern. Bei Tom hatte das bislang noch nie jemand getan, und er selbst konnte es gar nicht, weil er nicht wusste, wie so etwas funktionierte.
    Ihm wurde fast schwindelig vor Glück. Er hoffte inständig, dass dies ein überragender Gamer war, jemand, der es voll draufhatte. Jemand, der eine Chance
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