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Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Titel: Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
Autoren: S. J. Kincaid
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brauchst einen Schulabschluss, wenn du Ingenieur oder Programmierer werden oder dich sonst wie für die Verteidigung nützlich machen willst. Du brauchst einen Schulabschluss, wenn du Buchhalter oder Anwalt werden willst, und du brauchst Verbindungen, um in Regierungskreisen oder in Unternehmen einsteigen zu können. Wer, glaubst du, wird einen jungen Mann wie dich einstellen, wenn es so viele leistungsstarke Kandidaten dort draußen gibt, die unbedingt arbeiten wollen?«
    »Das ist doch noch Jahre hin.«
    »Tu so, als wäre es morgen. Was wirst du dann anfangen? Was kannst du gut?«
    »Ich kann gut …« Er hielt inne.
    »Was?«
    Da ihm nichts anderes einfiel, sagte er es einfach. »Spielen.«
    Das Wort blieb zwischen ihnen in der Luft hängen und hörte sich in seinen Ohren plötzlich zutiefst traurig an.
    »Das kann dein Vater auch, Tom. Und wo steht er jetzt?«

ZWEI
    A ls kleinem Jungen war Tom Neil wie ein Gott vorgekommen. Sein Dad hatte nicht so einen langweiligen Job wie alle anderen – er war Spieler. Er nippte an seinem Martini wie James Bond und schlug sich durch, indem er anderen das Geld abnahm. Tom hörte während seiner Kindheit Geschichten darüber, wie sein Dad kostenlos zu Turnieren mit professionellen Pokerspielern eingeflogen worden war, dass er die größten Hotelsuiten in den obersten Stockwerken bewohnte und dem Zimmermädchen ein paar Tausend Dollar Trinkgeld zusteckte. Die Frauen suchten immer einen Grund, ihn anzusprechen, doch Neil ließ sie abblitzen, beachtete sie gar nicht, weil er in die hübscheste Frau von allen verliebt war.
    Als kleines Kind glaubte Tom an diesen Traum. Er war davon überzeugt, dass die ruhmreichen Tage für seinen Dad zurückkommen würden. Jeden Moment würde sich Neil wieder in den Gewinner zurückverwandeln, der er einmal gewesen war, und dann würden sie an ein und demselben Ort bleiben, und seine Mom würde zurückkommen, und es würde ihr furchtbar leidtun, sie beide verlassen zu haben.
    Doch nun, mit vierzehn, wusste Tom, dass sein Dad nicht einmal mehr zu den Turnieren, bei denen er früher kostenlos eingeflogen worden war, eingeladen wurde, und seine Mutter kam nach wie vor nicht zurück zu ihnen. Sie blieben nie länger als ein, zwei Wochen am gleichen Ort und würden es auch nie wieder tun. Er glaubte nicht mehr, dass sich daran etwas ändern würde. Er war zu alt, um an Märchen zu glauben.
    Tom stopfte die Datenhandschuhe zurück in den Sammelbehälter in der VR -Halle. Dabei hallten ihm seine eigenen Worte in den Ohren wider: Ich kann gut spielen. Er vergrub die Hände in den Taschen und ignorierte die Angst, bis nur noch ein flaues Gefühl im Magen übrig blieb.
    Er bemühte sich, seine Gedanken auf das zu fokussieren, was heute geschehen war: Heather. Er erinnerte sich an jedes ihrer Worte, und ihr Bild schwirrte ihm im Kopf herum. Er erinnerte sich daran, wie sie gelächelt hatte, als sie mutmaßte, er wolle sie um ein Date bitten. Als er abends an der Rezeption das Doppelzimmer bezahlte, dachte er immer noch an sie und war in Erwartung der Ereignisse am nächsten Morgen derart aufgedreht, dass er erst weit nach Mitternacht einschlafen konnte.
    Und dann kam sein Vater hereingetorkelt.
    Neil schaltete das Licht an, woraufhin der grelle Schein durch Toms Lider drang. Als Neil auf dem anderen Bett in sich zusammensackte, quietschten dessen Federn. »Hast du uns wieder ein Zimmer organisiert, Tommy? Auf dich kann ich immer zählen. Du bist echt ein guter Junge. Du bist ei… ein … guter Junge.«
    Tom öffnete die Augen, kniff sie jedoch wegen des grellen Lichts sofort wieder zusammen und schaute blinzelnd zu, wie Neil ungeschickt seine Krawatte löste. »Dad, könntest du das Licht wieder ausmachen?«
    »Eines Tages kommen wir groß raus, was, Tommy?«, lallte Neil. »Beim nächsten großen Gewinn ist die Sache gebacken. Aus die Maus.«
    Tom kroch unter dem Laken hervor und ging durch das Zimmer, um das Licht selbst auszuschalten.
    »Hunderttausend, mehr will ich gar nicht«, schwadronierte Neil weiter. »Werd’s auch nicht wieder alles verball… ballern. Eine Wohnung mieten. Größer als die, die dieser Dalton für deine Mom organisiert hat. Vielleicht schicke ich dich dann auf eine richtige Schule. In einem richtigen Gebäude , weißt du?« Gefühlsduselig lächelte er Tom an. Mit seinem offenen Hemdkragen, seinem zerzausten Haar und seinem unrasierten Gesicht sah er völlig heruntergekommen aus.
    Tom knipste das Licht aus. Neil war seine
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