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Die Welt in mir (German Edition)

Die Welt in mir (German Edition)

Titel: Die Welt in mir (German Edition)
Autoren: Stephanie Neuberger
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heldenhaft. Die Stärke, die er ausstrahlte, und auch die Grobheit zogen
mich an. Er war ohne Frage gefährlich, aber er hatte mich gerettet und wäre
bereit gewesen, meinetwegen zu töten. Auch wenn dies beängstigend und bedrohlich
war, war es ebenso sexy und machte mir keine Angst. In mir löste dieser
offenbar gefährliche Mann Verlangen und keine Furcht aus. Mein Leben hatte
Priorität. Irgendwie gab es mir Sicherheit und Selbstbewusstsein. Ein neues
Gefühl für mich, aber auch absurd. Ich war nie jemand gewesen, der Menschen
leiden sehen wollte. Doch er löste es in mir aus. Er zog mich auf seine dunkle
Seite.
    Mir erschien es plötzlich, als
wären die beiden Männer nicht nur optisch Gegensätze. Es war, als würde die
Dunkelheit gegen das Licht stehen. Gut gegen Böse. Bad Boy gegen Mr. Nice Guy −
und zu beiden fühlte ich mich magisch hingezogen. Wer das Wort an mich richtete,
mich berührte oder auch nur ansah, dem war ich verfallen. Als machte er mich
komplett, so, als spiegelte ich seine Gefühlswelt.
    Mein Blick wechselte zwischen
den beiden Helden; plötzlich schwirrte mir der Kopf. Ich war zum wiederholten
Male an diesem Tag hin und her gerissen. Die Gefühle waren zu viel, ich konnte
sie nicht beherrschen und die Empfindungen und Ereignisse der letzte Minuten
oder Stunden, ich wusste es gar nicht, strömten durch mich hindurch. Ich erlebte
noch einmal den Angriff, die Wut, die Rache, das Glück und die Hoffnung. Alles
auf einmal und ohne ein Gefühl festhalten oder mich darauf konzentrieren zu
können. Verzweifelt versuchte ich, dem Chaos in mir irgendwie Herr zu werden.
Doch ich konnte mich einfach nicht auf nur eine Empfindung konzentrieren. Mir war
schwindelig, ich war erschöpft, konnte nicht mehr und schloss die Augen, um das
Chaos in mir doch noch irgendwie zu stoppen. Alles um mich herum verlor immer
mehr an Kontur. Die Geräusche, die zu mir durchdrangen, konnte ich nicht
definieren. Kamen sie vom Straßenlärm oder war das Dröhnen nur in meinem Kopf?
Bevor ich darauf eine Antwort finden konnte, umhüllte mich die Dunkelheit. Es wurde
still.

Die
Ungewissheit in mir

 
    Es war dunkel und laut. Aber
die Geräusche wirkten gedämpft. Ich konnte nicht zuordnen, wo ich war. Mein
Kopf dröhnte immer noch. Ich fühlte mich, als hätte ich einen Kater. Dabei hatte
ich gar nicht so viel getrunken, überlegte ich. Es roch komisch. Wo war ich?
Zuhause? Nein, das war nicht mein Bett. Ich versuchte, meine Augen zu öffnen,
aber es war so hell, dass ich sie schnell wieder schloss.
    Ich hörte Stimmen, aber diese kamen
mir nicht bekannt vor. Was war passiert? Ich hatte mich mit meinen Freundinnen
getroffen und mich dann auf dem Heimweg gemacht. Ein Mann hatte mich
überfallen. Ich erinnerte mich! Das Messer an meinem Hals, die zwei Männer, die
mir zu Hilfe kamen und so gut aussahen ... Die Wut und die Harmonie, die ich gespürt
hatte. Das Chaos in meinem Inneren. Die beiden Männer hatten mich mitgenommen.
Ich war auf dem Arm von einem der beiden eingeschlafen. Oh nein, hatten sie
mich entführt?
    Mein Herz raste und ich bekam
Panik. Ich konnte hören, wie es irgendwo piepste, aber ich hatte Angst und bekam
keine Luft mehr. Entführt! Wo hatten sie mich hingebracht? Was wollten sie von
mir? Wieso hatte ich auch keine Furcht vor ihnen empfunden? Warum war ich nicht
so schnell, wie ich konnte, weggelaufen, als der Kerl mit dem Messer verschwunden
war?
    Das laute Piepsen hörte nicht
auf und drang in mein Bewusstsein.
    Ich hörte wieder Stimmen, aber
diesmal war es nur eine, und sie war nah.
    „Frau Heinrich, sind Sie wach?
Sie müssen die Augen öffnen. Es ist alles gut. Bitte, beruhigen Sie sich!“
Offenbar sprach die Stimme mit mir. Ich bemerkte, wie mein Atem gleichmäßiger wurde
und öffnete meine Augen. Ganz vorsichtig. Das letzte Mal mit dem viel zu hellen
Licht war mir noch deutlich in Erinnerung. Die Stimme nahm eine Form an.
    Es war eine Frau, die ganz in Weiß
gekleidet war. Sie guckte mich besorgt an und hielt mich am Arm.
    „Frau Heinrich. Wissen Sie, wo Sie
sind?“
    Ich schaute sie skeptisch an.
Offenbar wollte sie eine Antwort, die ich ihr nicht geben konnte. Nach langem Zögern
schüttelte ich den Kopf. Sagte aber nichts. Auch wenn mein Herzschlag sich
langsam beruhigte und ich wieder durchatmen konnte, fühlte ich mich nicht
sicher. Die Ereignisse der letzten Nacht ergaben keinen Sinn.
    Ich wusste immer noch nicht,
was nach dem Überfall passiert war. Langsam stieg die Panik
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