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Die Welt in mir (German Edition)

Die Welt in mir (German Edition)

Titel: Die Welt in mir (German Edition)
Autoren: Stephanie Neuberger
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Pauls.“ Der Arzt hielt mir die Hand hin und ich ergriff sie ganz
automatisch. „Wissen Sie, wo Sie sind?“
    Ich nickte.
    „Sehr gut. Sie waren rund 14
Stunden ohne Bewusstsein. Wir haben ein paar Tests gemacht, konnten aber nicht
feststellen, warum Sie Ihr Bewusstsein verloren haben. Körperlich haben Sie
keine Symptome. Ich werde Ihre Reflexe testen, in Ordnung?“
    Ich bewegte erneut nur kurz den
Kopf als Zeichen meines Einverständnisses.
    Er leuchtete mit einer Lampe in
meine Augen, klopfte auf mein Knie und machte noch weitere Tests.
    Mein Körper reagierte auf alles
ganz automatisch und der Doktor wirkte damit zufrieden.
    „Okay, Frau Heinrich.
Körperlich geht es Ihnen allem Anschein nach gut. Die Schwester sagt, Sie
hätten keine Schmerzen. Haben Sie Fragen oder fühlt sich etwas seltsam an?“
    Ich hatte tausende Fragen, die
ich ihm aber nicht stellen wollte. Und ich glaubte, dass er sie auch nicht
beantworten konnte.
    „Sollen wir jemanden für Sie
anrufen?“ Auf diese Frage kannte ich die Antwort nicht. Meine Eltern wollte ich
nicht hier haben, und meine Freundinnen waren mit ihrem Leben beschäftigt. Es gab
niemanden, den ich hätte anrufen wollen. Vielleicht sollte jemand bei meiner
Arbeit anrufen, um zu sagen, dass ich im Krankenhaus war und nicht kommen konnte.
Aber dafür war noch Zeit. Letztendlich war es jetzt sowieso egal und feuern konnte
man mich aus Krankheitsgründen eh vorläufig nicht.
    „Gut, Frau Heinrich. Zur Zeit
kann ich nichts weiter für Sie tun. Ruhen Sie sich noch etwas aus! Später wird
Ihnen eine Schwester noch einmal Blut abnehmen und Ihnen etwas zu essen
bringen. Sie müssen nach so vielen Stunden Schönheitsschlaf doch hungrig sein“,
sagte er und freute sich offenbar selbst am meisten über seinen kleinen Witz. „Später
müssen Sie mit jemandem von der Polizei sprechen. Ihre Wunde am Hals sieht aus,
als hätte jemand Sie absichtlich mit einem Messer verletzt. Ich schaue später
wieder nach Ihnen.“ Mit dieser Information, dass die Polizei mich vernehmen wollte,
ließ er mich zurück und rauschte aus dem Zimmer. Wieder war ich mit meinen
Gedanken alleine, und meine Frage, wie ich hierhergekommen war, blieb
unbeantwortet.
    Irgendwann kam Betty zurück und
nahm mir Blut ab.
    Später brachte sie mir ein Tablett
mit Essen. Leichte Kost und einen Apfelsaft. Sie stellte es vor mir ab. Ich
traute mich endlich, ein paar Worte zu sagen, weil mir die Frage so sehr unter
den Nägeln brannte. Meine Stimme klang dünn und irgendwie etwas fremd.
    „Entschuldigen Sie, aber wissen
Sie, wie ich hierhergekommen bin?“
    Betty war allem Anschein nach
froh, dass ich endlich sprach. „Nein, das weiß ich nicht. In der Notaufnahme
wurden Sie ohne Bewusstsein auf einem Stuhl vorgefunden. Wie Sie dorthin
gekommen sind, ist nicht bekannt und etwas seltsam, wenn Sie mich fragen.
Deshalb will die Polizei auch mit Ihnen sprechen und natürlich wegen Ihrer
Wunde am Hals. Erinnern Sie sich wirklich nicht?“
    „Nein“, flüsterte ich.
    Nachdem Betty verschwunden war,
blieb ich wieder alleine mit meinen Gedanken. Ich versuchte immer noch
verzweifelt, aus dem Geschehenen und aus dem, an das ich mich nicht mehr
erinnerte, schlau zu werden.
    Als es an der Tür klopfte, wurde
ich aus meinen Überlegungen, die sich im Kreis drehten und meine Kopfschmerzen
eher schlimmer als besser machten, gerissen.
    Ein Mann betrat das Zimmer und
ich erkannte sofort, dass es sich um mir niemand Bekanntes handelte. Er war
auch kein Arzt oder einer, der im Krankenhaus arbeitete.
    „Frau Clara Heinrich?“, fragte
er.
    Ich nickte.
    „Hallo, ich komme von der
Polizei und möchte Ihnen gerne ein paar Fragen stellen.“ Er wirkte wenig
souverän, als wäre ihm die Befragung genauso unangenehm wie mir. Offenbar hatte
er wenig Erfahrung als Polizist, da er auch noch sehr jung aussah. Ohne mein
Einverständnis abzuwarten, redete er auch schon drauflos. „Können Sie sich
daran erinnern, was gestern Abend passiert ist?“ Er schaute mich mit
erwartungsvollen Augen und gezücktem Bleistift an, um sich auf einem kleinen
Block Notizen zu machen.
    „Nein, ich kann mich leider
nicht erinnern. Ich war mit Freundinnen aus. Aber danach weiß ich nichts mehr.“
    Er wirkte nach meiner Antwort
enttäuscht. „Und Sie können sich an nichts nach dem Treffen erinnern? Bis wo
Sie gekommen sind oder ob Ihnen jemand Auffälliges entgegenkam oder wer Sie
hierher brachte?“ Wieder der erwartungsvolle Blick.
    „Leider nein. Es ist
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