Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die weiße Schmuggler-Jacht

Die weiße Schmuggler-Jacht

Titel: Die weiße Schmuggler-Jacht
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
blieben die Kollegen in Monte Carlo zwar schuldig, aber die Sache war
Anlaß, die jüngste Vergangenheit der Uhls zu beleuchten. Dabei stellte man
fest: Immer wenn die beiden in einem Hotel auftauchen, werden sensationelle
Diebstähle verübt. Aber das ist noch nicht alles.“
    Gaby hatte ihre Regenhaut abgelegt und
Platz genommen. Was ihr Vater erzählte, war Heilsalbe für ihr Gemüt.
    „In einem Fernschreiben teilt uns die
türkische Kripo aus Istanbul mit“, fuhr Glockner fort, „daß die Uhls vermutlich
auch als Rauschgiftschmuggler arbeiten. Die türkische Kripo erhielt den Tip von
einem Verhafteten. Der Ganove wollte ein halbes Kilo Heroin über die Grenze
bringen. Bei diesen widerwärtigen Geschäften lockt ein hoher Gewinn. Und das
Wagnis ist viel geringer als bei Hoteldiebstählen.“
    „Und was soll ich nun machen? Sie hat
Oskar getreten.“
    „Ihm fehlt nichts, Gaby. Es ist nur
eine Prellung. Ich will deinen Sinn für Gerechtigkeit nicht unterdrücken. Aber
es wäre unklug, wenn du als meine Tochter der Frau auf den Pelz rückst. Die
Uhls stehen sozusagen unter Beobachtung. Es ist scheues Wild. Wir wollen sie
nicht nervös machen.“
    Gaby nickte. „Alles klar. Aber ich
werde dabei sein, wenn die beiden vor Gericht stehen. Dann erinnere ich die
Uhls an ihre Roheit. Vielleicht brummt ihr der Richter — außer der anderen
Strafe — noch fünf Tage mehr auf.“
    Der Kommissar lächelte. „Noch haben wir
sie nicht. Wie ich die Sache sehe, kann das lange dauern. Aber vielleicht haben
die griechischen Kollegen Erfolg.“
    „Wollen die Uhls nach Griechenland?“
    „Wie gesagt: Sie werden überwacht.
Deshalb wissen wir, daß sie übermorgen nach Rhodos fliegen.“
    Gabys Miene verriet, daß sie im
Erdkunde-Unterricht bisweilen mit offenen Blauaugen schlief.
    „Rhodos“, erklärte ihr Vater, „ist eine
der schönsten griechischen Inseln. Sie liegt in der Ägäis, also im östlichen
Mittelmeer, und nicht weit entfernt von der türkischen Küste.“
    „Dann ist es dort sicherlich heiß. Und
ich hoffe, daß ihnen der Boden unter den Füßen noch heißer wird.“
    Glockner lachte. Oskar hatte inzwischen
das halbe Weißbrot gefressen. Die andere Hälfte trug er im Maul, als Gaby den
Heimweg antrat.
    Es regnete noch heftiger als vorhin,
und der Wind schien vom Nordpol zu kommen. So ein Sommer! dachte Gaby, als sie
fröstelnd zu Hause ankam. Egal! Nachher gehe ich ins Hallenbad.
    Bevor sie ins Haus trat, bemerkte sie
den Drahtesel, der neben der Eingangstür stand. Blauweiß lackiert. Das war
Karls neues Rad. Und richtig! Frau Glockner, die noch immer im Laden war, hatte
Karl in die Wohnung gelassen. Er wartete im Wohnzimmer und las.
    „Hallo, Karl!“ Gaby schälte sich aus
ihrer Regenkluft, während ihr TKKG-Freund mit Riesenschritten seiner
Spindelbeine in die Diele kam.
    Sein Windhundgesicht strahlte. Hinter
den Gläsern der Nickelbrille flammte der Blick.
    „Flippst du aus?“ fragte Gaby. „Oder
was ist los im Karton?“
    „Hah, Pfote!“ rief er. „Du glaubst es
nicht. Ich glaube es auch noch nicht. Man kann es wirklich kaum glauben.
Trotzdem ist es wahr. Denn Roswell P. Baker steht zu seinem Wort. Und Tante
Susanne, jetzt Suzy genannt, ist wahrscheinlich die beste Tante der Welt.“
    „Aha!“
    „Regnet es draußen noch?“
    „Wie kommst du darauf? Die Sonne lacht.
Es ist heiß. Wir haben den schönsten Sommer des Jahrhunderts.“
    Karl grinste von Ohr zu Ohr, während er
Gaby in ihr Zimmer folgte.
    „Bald, Pfote, wird die Sonne lachen. Du
wirst unter der Hitze stöhnen. Und den Jahrhundert-Sommer genießen.“
    „Behaupte nicht, du hättest ein Mittel
gefunden, um das Wetter zu beeinflussen.“
    „Ich? Bin ich Petrus?“ Er ließ sich auf
Gabys leinenbespannten Holzsessel fallen. „Nein. Die Erklärung wird dich aus
den Schuhen hauen. Bitte, setz dich!“
    „Vielen Dank!“ Gaby streckte sich auf
ihr Bett, stützte einen Ellbogen auf und den Kopf in die Hand. „Was wird mich
aus den Schuhen hauen? Hast du eine langfristige Wettervorhersage erstellt?“
    „Das auch. Ist aber unwichtig. Hier in
Deutschland wird’s diesen Sommer nur regnen. Ist gut für die Talsperren und für
das Gedeihen der Regenwürmer.“
    Heute tickt er nicht richtig, dachte
sie. Er redet seltsam wirr. Logik (Folgerichtigkeit) ist doch sonst
seine Stärke.
    „Ich nehme an, Pfote, du kannst mir
nicht folgen. Klar! Weil du die Tatsachen nicht kennst. Ich werde von vorn
anfangen. Du mußt erstmal einige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher