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Die weiße Macht

Die weiße Macht

Titel: Die weiße Macht
Autoren: Jason Dark
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Wir sahen, wie er sich anstrengte, sogar die Stirn legte er in Falten, aber helfen konnte er uns nicht. »Nein, die habe ich hier nicht gesehen.«
    Wir waren enttäuscht. Ignatius versuchte es trotzdem. »Gibt es denn noch einen anderen Yachthafen im Torre di Valle?«
    »Dies hier ist der einzige.«
    »Woanders liegen keine Boote?«
    »Nicht im Hafen. Es gibt Stellen, wo man anlegen kann. Noch weiter im Süden.«
    »Sind die denn belegt?«
    »Kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Wie weit müßten wir, um die Plätze zu finden?«
    Er runzelte die Stirn. Es war ihm anzusehen, wie sehr er überlegte. »Nun ja«, murmelte er und rechnete nach. »Einige Kilometer werden Sie schon laufen müssen.«
    »Wir haben ein Auto.«
    »Dann geht es schneller. Es sind insgesamt drei. Aber ob Boote dort angelegt haben, weiß ich nicht. Ich kann auch nichts mehr sagen.« Er drehte sich um und ging.
    Ich trank das Grappa-Glas zur Hälfte leer und spülte mit San Pellegrino nach. Das Wasser war herrlich kalt, es schmeckte gut und erfrischte von innen.
    »Wir sehen dumm aus«, stellte Suko fest. »Sollen wir uns die Anlegestellen überhaupt anschauen?«
    »Immer«, erwiderte ich. »Wenn wir es nicht tun, machen wir uns womöglich später Vorwürfe, und die möchte ich mir ersparen.« Ich leerte mein Wasserglas und klopfte auf den Tisch. »Okay, Freunde, die Zeit bleibt nicht stehen.«
    Gemeinsam standen wir auf. Das Gesicht unseres Freundes Ignatius sah aus, als wäre ein Schatten über seine Züge gepinselt Worden.
    Düster blickte er zu Boden, beide Hände in den Taschen seiner Hose. Er war auch als erster draußen, wo er auf uns wartete und in den Himmel blickte.
    Dann senkte er den Kopf und ließ den Blick über den Fluß hinweggleiten.
    In den Sommermonaten war der Tiber gut befahren. Viele Ausflugsboote transportierten Touristen und auch Einheimische.
    Soeben passierte den kleinen Hafen ein großes Boot der Weißen Flotte.
    Es war mit Fahnen und Wimpeln geschmückt. Die meisten Passagiere drängten sich auf dem freien Oberdeck zusammen und winkten zu uns herüber. Wir hörten Musik und sahen auch, daß einige Paare auf einer Tanzfläche Verrenkungen übten.
    Automatisch schauten viele hin. Der Anblick des langsam dahingleitenden Schiffes war einfach zu majestätisch, und im Kielwasser dieses Ausflugsbootes folgte ein zweites Schiff, ein kleineres, ebenfalls schneeweiß, eine schnuckelige Yacht. Sie fuhr mit derselben Geschwindigkeit und würde sicherlich später, wenn der Fluß breiter wurde, überholen.
    Auf dem Deck der Yacht stand ein Mann. Er schaute halb in unsere Richtung und halb auf den Ausflugsdampfer, und plötzlich löste sich ein heiserer Schrei aus der Kehle des Father Ignatius. Suko und ich fuhren herum, starrten ihn an und sahen ihn in einer ungewöhnlichen Haltung stehen. Er war in den Knien eingeknickt, den rechten Arm hatte er ausgestreckt, und sein Zeigefinger wies auf das kleinere Boot.
    »Der Mann!« keuchte er, bevor wir noch eine Frage stellen konnten.
    »Das ist Amber. Verflixt, das ist Lorenzo Amber!«
    Damit hatten wir nicht gerechnet. Sekundenlang standen wir wie vom Blitz getroffen, während die kleine Yacht Kurs und Geschwindigkeit beibehielt.
    Zu schnell für uns.
    »Wir müssen ihn haben!« keuchte Ignatius.
    »Wie denn?« knirschte ich. »Zu Fuß?«
    »Nein, mit einem Boot!« rief Suko. »Wir leihen uns eines. Kommt mit, schnell!« Plötzlich war Action angesagt!
    ***
    Wir hatten uns ein Boot ausgesucht, das sehr dicht am Wasser lag. Der Eigner war ein junger Mann, der noch an Deck war und etwas in eine Segeltuchtasche packte. Er kriegte beinahe einen Herzschlag, als wir zu dritt in sein Boot hineinsprangen, und vor Schreck riß er sogar die Arme hoch.
    Ignatius übernahm das Reden. »Das ist kein Überfall. Wir brauchen nur Ihr Boot…«
    »Aber…«
    »Sie können es auch steuern.«
    »Nein, ich…«
    »Polizei«, sagte ich.
    Suko beobachtete das Heck der anderen Yacht, die allmählich davonzog. Auch uns drohte die Zeit davonzulaufen.
    Ich winkte mit Scheinen. Es waren Pfundnoten, die der junge Mann gern nahm. »Ich kann an Bord bleiben?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Wohin geht die Reise.«
    »Der Yacht hinterher.«
    »Gut.« Er stopfte die Scheine in die rechte Tasche seiner kurzen weißen Hose. Ansonsten trug er nur helle Segeltuchschuhe, auf ein Hemd hatte er verzichtet, die Haut war tief gebräunt, und das dunkle Haar lag zurückgekämmt auf seinem Kopf. Er war ein flotter Typ und reagierte auch ebenso.
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