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Die Weisheit des friedvollen Kriegers

Die Weisheit des friedvollen Kriegers

Titel: Die Weisheit des friedvollen Kriegers
Autoren: Dan Millman
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die richtigen Gefühle und Gedanken haben, die es uns »gestatten«, anders zu handeln, und fürchten, die falschen Gefühle oder Gedanken könnten uns von unseren Zielen abhalten.
    Jahrelang dienten mir meine Gefühle, aber auch meine persönliche Vergangenheit als Begründung für mein Verhalten. Dem entzog Socrates nun den Boden, indem er darauf bestand, dass ich mutig und mitfühlend handelte, egal, was ich gerade fühlte oder dachte.
    Deshalb konzentrierte sich Socrates so auf den Körper, das Tun, das Handeln. Seine Gedanken und Gefühle, und zwar sowohl die positiven als auch die negativen, flossen ohne größere Widerstände oder Anhaftungen durch ihn hindurch. Sie hatten keinerlei Einfluss auf sein Handeln. Er verfügte über die Freiheit, sich einem höheren Willen gemäß zu verhalten.
    Er demonstrierte mir seine Unabhängigkeit von seiner inneren, subjektiven Welt und von seinen Neigungen und zeigte mir damit eine ganz neue Art zu leben – den aktiven Weg, den Pfad des friedvollen Kriegers.
    Eine lang erwartete Begegnung
    »Wieso weißt du das alles – von meiner Vergangenheit und so?« »Weil ich dich seit Jahren beobachte«, sagte er.
     
     
    Socs Antwort, er habe mich seit Jahren beobachtet, war, um es in Anlehnung an Winston Churchill auszudrücken, eine Denksportaufgabe, die in ein Rätsel verpackt war, das auf einem Mirakel beruhte. Er hatte es einfach so dahingesagt, als wäre es das Normalste der Welt. Da er sich nicht weiter darüber ausließ, konnte ich meinen Lesern auch nicht mehr sagen – oder jedenfalls erst fünfundzwanzig Jahre später, als ich Socrates schrieb, das Buch über Leben und Odyssee meines alten Mentors.
    Kleine Hinweise statt umfassender Erläuterungen, das war typisch Socrates. Also nur so viel: Soc beobachtete mich schon seit meiner Geburt. Er verfolgte jede meiner Bewegungen, bis ich nach Berkeley zog, um aufs College zu gehen. Kurz nachdem ich dort angekommen war, kaufte er sich die alte Tankstelle. Meine Mutter kannte er nicht, sehr wohl aber meine Oma – nicht ganz so gut, wie er es sich gewünscht hätte, aber immerhin.
    Unsere erste Begegnung war in gewisser Hinsicht sowohl Glück als auch Schicksal. Ich betrat die Tankstelle aus freien Stücken, er aber hatte dort schon seit vielen Jahren geduldig auf mich gewartet.
    Auf das innere Wissen vertrauen
    Ich stand auf und wollte nun endlich gehen. »Socrates, du hast selbst gesagt, ich sollte auf mein eigenes Gefühl hören – und nicht auf das, was andere mir sagen. Warum sollte ich also sitzen bleiben und dir zuhören?«
    »Eine gute Frage«, lachte er. »Und hier die ebenso gute Antwort. Ich erzähle nicht von mir selbst. Ich erzähle auch keine abstrakten Theorien, die ich aus Büchern oder von Professoren übernommen hätte. Ich bin ein Mensch, der seinen Körper und seine Seele kennt. Und darum kenne ich auch Seele und Körper anderer Menschen. Und wieso«, zwinkerte er mir zu, »willst du wissen, dass nicht ich das Gefühl bin, das dir sagt, dass es Zeit wird für dich zu gehen?«
     
     
    In diesem kurzen Dialog wird die wichtige Frage des Vertrauens angesprochen. Socrates war kein fernöstlicher Guru, der absolute Ergebenheit von mir verlangte, als ich bei ihm hereinschneite. Er war mein Mentor – ein Weiser, der mich vor Herausforderungen stellte und Empfehlungen aussprach.
    Socrates wusste, dass Vertrauen am besten mit der Zeit entsteht, dass es kein Akt blinden Gehorsams oder Ausdruck von Ergebenheit sein sollte. Einmal sagte er: »Ich bin nicht dafür da, dass du mir vertraust. Ich bin dafür da, dir zu helfen, dass du dir selbst vertraust. « Ich halte es genauso. Mir geht es gar nicht so sehr darum, den Weg zu erklären, den ich persönlich eingeschlagen habe, viel lieber möchte ich anderen helfen, ihren eigenen zu finden.
    Wahre Lehrer freuen sich über Widerspruch und Fragen. Denn wenn wir uns alle immer einig wären, brauchte es schließlich nur einen zu geben.

    Aus Socs Andeutung, er sei vielleicht die Stimme meiner Intuition, geht seine unglaubliche Fähigkeit hervor, unter die Oberfläche zu dringen. Selbst als ich auf meinen bewussten Verstand hörte – auf das, was ich zu wollen meinte –, stellte sich Socrates darauf ein und brachte die tiefsten Sehnsüchte und Bedürfnisse meines Herzens zum Ausdruck.
    Später sollte ich erfahren, dass er diese Fähigkeit viele Jahre zuvor von Chia gelernt hatte, jener Frau, die ich später in einem Regenwald auf Hawaii traf, wie ich es in Die Rückkehr
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