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Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)

Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)

Titel: Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)
Autoren: Megan MacFadden
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armen Pächterehepaares, aber niemals war er ein Feigling gewesen.
    Die Sache war klar – noch bevor er ein Wort zu seiner Verteidigung sagen konnte, entdeckte einer der Männer den Bogen im Heidekraut.
    »Auf der Jagd ist er gewesen! Verfluchter Kerl!«
    Sie waren zu fünft und umgaben ihn nun von allen Seiten. Große, kräftige Burschen in Jagdstiefeln und Kitteln aus gutem Tuch, die kurzen Plaids lässig um den Oberkörper geschlungen und mit blitzenden Fibeln festgesteckt.
    »Ich habe nur meinen Bogen ausprobiert«, sagte Ewan. »Hat Alistair MacBlair etwa schon verboten, nach Ästen und Stämmen zu schießen?«
    Die Männer brachen in höhnisches Gelächter aus. Ein breiter Kerl mit einer aufgewölbten Nase wie ein Schweinerüssel streckte den Arm aus, um Ewan den Köcher von der Schulter zu reißen, doch er begegnete Ewans hartem Faustschlag und fuhr überrascht zurück.
    »Der Köcher gehört mir!«, stellte Ewan mutig klar. »Wer ihn haben will, der muss ihn sich holen.«
    Die Kerle waren beeindruckt, denn der Schlag des jungen Bauern war blitzschnell und kraftvoll gewesen. Blicke wanderten hin und her, man schien unsicher, was zu tun sei, und Ewan hatte Zeit, einige Schritte zurückzuweichen, bis sein Rücken gegen einen der schrundigen Kiefernstämme stieß. Die Rückendeckung hob seine Chancen – er ballte jetzt die Fäuste und sah die Angreifer herausfordernd an.
    »Du weißt wohl nicht, mit wem du es zu tun hast«, meinte der Schweinsnasige grimmig. »Her mit dem Köcher – wir sind MacBlair Leute und lassen nicht mit uns scherzen.«
    »Holt ihn euch!«, war die trotzige Antwort.
    Der Mann fuhr sich mit der Hand durch den struppigen, rötlichen Bart, dann grinste er boshaft und nahm Ewans Bogen in die Hand. Langsam zog er das Messer und durchtrennte die Bogensehne, sodass das Holz mit einem pfeifenden Geräusch in seine ursprüngliche Form zurückschnellte. Dann hob er den Arm und holte aus.
    »Nein!« brüllte Ewan. »Dreckskerle, verfluchte!«
    Sein mühsam hergestellter Bogen splitterte und brach entzwei, als der Mann ihn mit voller Kraft gegen einen Stamm schlug. Im gleichen Moment stürzte sich Ewan in blinder Wut auf den Burschen, fasste ihn am Kittel und riss ihn zu Boden. Vier Männer brachten es nicht fertig, den jungen Bauern von seinem Gegner zu trennen. Erst als der Angegriffene reglos im Heidekraut lag, wandte Ewan sich den anderen zu und wehrte sich mit mächtigen Faustschlägen gegen die Übermacht. Die kampferprobten Männer hatten ihre liebe Not mit dem zornigen Bauern, keiner von ihnen kam ohne Blessuren davon, und erst als man ihm die Füße wegriss, sodass er rücklings gegen den Baumstamm stürzte, gelang es, den Berserker zu überwinden. Keuchend lag Ewan am Boden, stemmte sich immer noch gegen die Last der beiden Männer, die auf ihm saßen und versuchten, ihm die Hände zu fesseln. Dann jedoch spürte er das Jagdmesser des Schweinsnasigen an seiner Kehle, und er wusste, dass er weiteren Widerstand mit seinem Leben bezahlen würde.
    »Feiglinge!«, ächzte er und spuckte aus. »Fünf bewaffnete Männer gegen einen Einzelnen. Seit ihr Ritter oder Schildknappen?«
    Der Schweinsnasige blutete stark an der Lippe, auch hatte Ewans Faust sein linkes Auge getroffen, das bereits fast zugeschwollen war.
    »Du hast heute das letzte Mal in Alister MacBlairs Wald gewildert, Bauer!«
    »Stich zu, wenn du den Mut hast, einen Wehrlosen zu töten!«
    »Schaut doch, wie der Bauer sein Maul aufreißt«, höhnte ein anderer und rieb sich die schmerzende Schulter. »Man könnte meinen, er hält sich für einen Ritter!«
    »Stich ihm die Augen aus, Gavin. So wird er sich niemals mehr an fremdem Jagdgut vergreifen.«
    Die Spitze des scharf geschliffenen Messers zog sich von Ewans Kehle zurück und bewegte sich in Richtung seiner Augen. Ewan bäumte den Unterkörper mit aller Kraft empor, um die auf ihm sitzenden Gegner abzuschütteln. Es gelang nur unvollständig. Sie verloren zwar für einen Moment den Halt, doch ebenso rasch stürzten sie sich wieder auf ihn.
    »Gavin! Rob! Was geht hier vor?«, rief plötzlich eine heisere Stimme.
    Ewans Gegner fuhren zusammen und starrten zur Lichtung hinüber. Der Sonnenaufgang färbte den Nebel rötlich, und die hohe Gestalt eines Reiters stach schwarz daraus hervor.
    »Ein Bauer, der es wagte, in Euren Wäldern zu jagen, Laird!«
    »Schau an! Bringt den Burschen her, ich will ihn sehen!«
    Alister MacBlair machte eine ungeduldige Bewegung mit der rechten Hand,
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