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Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars
Autoren: Klaus Frühauf
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Aufzeichnungen der letzten Stunden in den Geber.
     
    Minuten später wissen sie, daß die Situation ernster ist, als sie bisher vermutet haben. Das Band beweist ihnen, daß südlich des Cerberus eine mächtige Nordströmung entstanden ist, die tonnenweise Staub und Sand am Südhang des Gebirges ablagert und die leichtesten Teile kilometerhoch in die Marsatmosphäre treibt. Nach Aussage des Bandes tobt der Sturm etwa seit der Zeit, da sie das Zusammenbrechen der Verbindung bemerkt haben. »Kronert muß furchtbar im Druck sein«, murmelt Cortez. »Bestimmt ist er das, wenn er die Route über den Cerberus genommen hat.« Grind verzieht das Gesicht zu einer Grimasse. »Aber was können wir zur Zeit unternehmen? Nichts, gar nichts!« beantwortet er seine Frage selbst. »Vielleicht hat er den Sturm umgangen. Kronert ist ein erfahrener Pilot.«
    Aber er ist auch verdammt leichtsinnig, will Cortez einwerfen, doch er läßt es, weil er fühlt, daß das den Kern der Sache nicht ganz trifft. Leichtsinnig ist Kronert nicht, eher ein wenig zu draufgängerisch. Und er flucht oft auf die seiner Meinung nach zu strengen Sicherheitsvorschriften. Aber Cortez ist kein Fall bekannt, in dem er diese Vorschriften übertreten hätte. »Da sitzt man hier herum und kann nichts unternehmen«, schimpft er. »Was meinst du, wie mir das auf die Nerven geht.«
    »Mach mich bitte nicht mit verrückt, Paolo! Es reicht, wenn du durchdrehst. Laß mich überlegen!«
    Cortez stützt den Kopf in die Hände und starrt auf das Kontrollpult. Er zwingt sich dazu, klar zu denken. Sie müssen etwas tun. Aber was kann man unternehmen, wenn man nicht weiß, was geschehen ist? Vielleicht hat Kronert den Sturm umflogen und ist bereits kurz vor der Station. Aber wie kann er die Station ohne Leitstrahl finden? Überhaupt nicht kann er sie finden. Er mußte auf dem Leitstrahl bleiben. Und das bedeutet, daß er durch den Sturm mußte. Cortez fühlt plötzlich, daß Grind ihn ansieht, und als er den Kopf hebt, erkennt er, daß der andere eben den gleichen Gedanken gehabt hat. Er springt auf. »Los, Sven! Wir müssen die Rettungsgeräte fertig machen und nach ihm suchen. Wenn er jetzt noch nicht hier ist, dann ist etwas geschehen.«
    Grind steht ebenfalls auf. Er nickt. »Du hast recht, Pizarro«, sagt er, und es klingt nicht mehr wie ein Spitzname. »Es ist soweit!«
    Als sie die Schleusentür schon fast erreicht haben, flammt die Libelle wieder auf. Zur selben Zeit hören sie eine leise Stimme in den Tonträgern: »Hallo, Ares vier! Hallo, Ares vier! Meldet euch endlich! Hier spricht Ares eins.«
    Sie wußten schon bei den ersten Worten, daß es Ares 1 war. Der harte Akzent Korneljews ist unverkennbar.
    Cortez ist mit einem Sprung am Mikro. »Hier Ares vier! Hallo Korneljew! Wird Zeit, daß ihr etwas von euch hören laßt. Was ist mit Kronert?«
    Sekundenlang überträgt der Tonträger nur das tiefe Atmen des Mannes von Ares 1.
    Cortez fühlt, daß seine Nerven zum Zerreißen gespannt sind. Was ist los? Warum redet Korneljew nicht? »Nun sag doch endlich was!« ruft er. »Was ist mit Kronert?«
    Hinter ihm taucht Grind auf und legt ihm die Hand auf die Schulter. Mit einer ruhigen, aber unmißverständlichen Geste bedeutet er ihm, das Mikro freizugeben. Seine auch sonst ruhige Stimme ist jetzt fast schleppend. »Ist mit Kronert etwas geschehen, Korneljew?«
    Endlich beginnt der andere zu sprechen. »Wir wissen noch nichts, Grind. Nur eins ist sicher: Kronert ist in der Nähe des Cerberus in einen Staubsturm geraten und meldet sich seitdem nicht mehr. Wir befürchten das Schlimmste. Ich habe den Auftrag, euch zur Suche aufzufordern.«
    »Wir wollten uns gerade auf den Weg machen. Wenn er noch lebt, werden wir ihn finden.«
    »Gut, Grind. Macht euch ohne Verzug auf die Suche! Es ist damit zu rechnen, daß er selbst einen Absturz lebend überstanden hat. Allerdings kann niemand garantieren, daß er ohne Verletzungen unten angekommen ist. Schlagt die Richtung zum Cerberus ein! Ende!«
    »Verdammt, der arme Kronert!« murmelt Cortez, aber Grind schüttelt den mächtigen Schädel.
    »Keine Panik, Paolo. Wir werden ihn finden.« Seine Stimme klingt wieder bedächtig. Und die Bewegungen, mit denen er zur Schleusenkammer geht, sind nicht wesentlich schneller als sonst, Minuten später verläßt Cortez die Kuppel von Ares 4. Mit einem Blick umfaßt er die gewölbte Schale der Kuppel, die dem Fels flach aufzuliegen scheint, die Streben, die die Blase verankern, die Antennen,
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