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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Karolina Halbach
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geschlagen!
    Glücklicherweise endete die Fahrt zum Minoritenkloster just in diesem Augenblick. Die Kutsche hielt an, und Arigund streckte sich eine wohlvertraute Hand entgegen. Es war Großvater Zandt, der sie in Empfang nahm. Er warf Hildegard Thundorf lediglich einen abschätzigen Blick zu, half seiner Enkelin aus dem Wagen und strahlte sie an.
    »Geschätzte Herrin, würdet ihr einem alten Mann die Ehre Eurer Gesellschaft gönnen.«
    »Nichts, was ich lieber täte, mein Herr!«
    Arigund legte nicht weniger würdevoll ihre Hand in die seine und schwebte davon, ohne Hildegard auch nur noch einen Blick zuzuwerfen. Großvater und Enkelin erreichten das Portal des Minoritenklosters unbelästigt. Hier und da warf der alte Mann Bettlern Geld zu, die ihre Gebrechen offen zur Schau stellten. Betteln war in Regensburg ein einträgliches Privileg, das per Bettelbrief genehmigt werden musste. Arigunds Vater befand sich bereits vor Ort. In seinen prächtigen Kleidern wirkte der Kaufmann vor der hölzernen Kirche fast fehl am Platz. Als Arigund hörte, wie vom Turm des Marktplatzes aus die Hochzeit angeblasen wurde, verfiel sie ins Grübeln. Wer würde wohl der Nächste sein, den die Bläser ankündigten? Patrizierhochzeiten waren auch im reichen Regensburg nicht an der Tagesordnung. Sie sah zu ihrem Großvater herauf, der, obwohl ihn das Alter bereits gebeugt hatte, sie dennoch um zwei Köpfe überragte. »Wenn ich einmal heirate, Großvater, dann möchte ich es auf den Schwellen des Domes tun, und ich will, dass die Bläser so fest in ihre Instrumente stoßen, dass man es bis in den Himmel hinauf hören kann.«
    Der alte Mann sah sie liebevoll an. »Das wird so sein, meine Schöne, ganz bestimmt. Aber jetzt sei still, denn da kommt dieses Weib, das die Nachfolge meiner Anna Barbara antreten soll.«
    Er hustete und spuckte auf den mit Stroh ausgelegten Boden vor der Kirche.
    »Das wird sie niemals können, Großvater«, raunte Arigund ihm zu.
    Der alte Zandt tätschelte wohlwollend ihre Hand, trat einen Schritt zurück, sah sie an und stellte nüchtern fest: »Wenn mich meine alten Augen nicht täuschen, bist du jetzt schon schöner, als diese Thundorferin es jemals sein wird, und klüger bist du auch. Es wird langsam Zeit, dass wir einen gut aussehenden und wohlhabenden Gatten für dich ausfindig machen, bevor dein Vater dich verscherbelt.«
    »Ich habe mein Herz schon verschenkt.« Arigunds Augen blitzten. Ihr Großvater zog die Augenbrauen zusammen.
    »An dich, Großvater.«
    Arigund strahlte den alten Mann an. Mit gespielter Empörung machte er eine abwehrende Geste. »Mein liebes Fräulein, ich kann Euch keineswegs zur Frau nehmen, obwohl es mir eine Ehre wäre.«
    Verschmitzt zwinkerte er ihr zu. »Ich bin bereits verheiratet, und zwar mit der besten Frau, die der Herrgott auf dieser Erde hat wandeln lassen.«
    Arigund spielte die unglücklich Verliebte. »Das bricht mir das Herz, und ich werde wohl ins Kloster gehen müssen, aber wenn ihr dieser Frau in echter Liebe zugetan seid, mein Herr, so muss ich wohl zurücktreten.«
    »Ich liebe sie mehr als mein Leben«, versicherte der alte Zandt ernsthaft. »Ich verehre deine Großmutter, und nicht nur der wunderbaren Söhne und Töchter wegen, die sie mir geschenkt hat. Mögen uns noch viele schöne Jahre vergönnt sein.«
    »Ich wünsche mir, dass ich das auch einmal von meinem Gatten sagen kann, wenn ich so alt bin wie du. Verrate mir euer Geheimnis!«
    »Am Glück einer Ehe muss man ständig schmieden, Kleines.« Missmutig blickte der Großvater zur Kirchenpforte hoch, wo gerade in diesem Augenblick Katharina Thundorf an der Hand ihres Vormunds ihrem zukünftigen Gatten entgegenschritt. Sie war in ein prächtiges weißes Kleid gewandet, mit reich besticktem Kragen und Saum. Ernst stellte sich das Brautpaar nebeneinander auf.
    »… und man muss natürlich auch edle Metalle miteinander verbinden«, murmelte der alte Zandt bei ihrem Anblick, allerdings so leise, dass nur Arigund ihn hören konnte. Gemeinsam beobachteten sie, wie DeCapella nach den sieben Paar Handschuhen griff, die ihm ein Diener auf einem Tablett darbot. Er reichte seiner Braut je eines mit den Worten: »Hiermit verspreche ich Euch den rechten Schutz, den sicheren Schutz, den vollen Schutz, nach Regensburgischer Gewohnheit, nach bayrischem Recht, wie es von Rechts wegen ein freier Regensburger einer freien Regensburgerin gegenüber tun soll, mir zu meinem Recht, Euch zu Eurem, mit meiner Standeswürde
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