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Die Wanderapothekerin 6: Der Schatz (German Edition)

Die Wanderapothekerin 6: Der Schatz (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin 6: Der Schatz (German Edition)
Autoren: Iny Lorentz
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Augenblick sah es so aus, als wolle auch sie zuschlagen. Dann aber ließ sie die rechte Hand sinken und funkelte Tobias an. »Gerold und du, ihr habt mich gewaltig an der Nase herumgeführt! Du wusstest von dem Gold und auch, dass dein Vater dir die Heirat mit mir erlauben würde, sobald er davon erfährt. Und ich habe so sehr gebangt, er könnte zornig werden und seine Hand von dir abziehen!«
    »Das hätte ich nie getan!«, rief Just und schlang einen Arm um Klara. »Immerhin habe ich dich auch ohne dieses Gold akzeptiert. Vergiss das nicht!«
    »Das vergesse ich auch nicht!«, antwortete Klara und küsste ihn auf die Wange. Tobias’ Mutter erhielt ebenfalls einen Kuss, und dann drehte sie sich zu Tobias um und schüttelte den Kopf. »Hätte dein Vater dir keine Ohrfeige gegeben, würde ich es tun! So aber …«
    »… wirst du mich küssen!«, fiel Tobias ihr ins Wort und zog sie an sich.

Die Thüringer Wanderapotheker
    J ahrhundertelang wurde der Handel in Gegenden, in denen es keine Märkte gab oder in denen es sich nicht lohnte, Fuhrwerke hinzuschicken, durch wandernde Händler betrieben. Manche davon besaßen einen von Ziegen oder Hunden gezogenen Karren, die meisten aber trugen ihre Waren in Körben oder Traggestellen auf dem Rücken. Dazu gehörten auch jene Wanderhändler aus Gegenden, in denen der Boden zu karg war, um seine Bewohner zu ernähren. Dies mochte schlichter Kramhandel sein, der die Menschen mehr schlecht als recht ernährte, oder aber Handel mit speziellen Produkten einer Region, die es anderswo nicht gab.
    Eine dieser Gegenden war das Thüringer Schiefergebirge, das damals zum größten Teil unter der Herrschaft der beiden Grafschaften und späteren Fürstentümer Schwarzburg-Sondershausen und Schwarzburg-Rudolstadt stand. Dort wurden viele Versuche unternommen, ausreichend Gewerbe für die Bevölkerung anzusiedeln, wie Glashütten, Metallschmelzen und Ähnliches. Ein besonders wichtiges Gut waren die Heilpflanzen, die in dieser Gegend so zahlreich wie nur an wenigen anderen Plätzen Deutschlands wuchsen.
    Schon im Mittelalter wurden dort Heilpflanzen gesammelt, getrocknet und zu Märkten und Apothekern gebracht, die sie als Basis für ihre Arzneien verwendeten. Während die Frauen und Kinder im Sommer und Herbst die Pflanzen sammelten, trugen die Männer sie über weite Strecken zu ihren Kunden. Schon bald nahmen sie nicht nur die reinen Pflanzen, sondern auch die ersten nach traditionellen Rezepten hergestellten Hausmittel mit auf die Reise und verkauften diese unterwegs.
    Der Dreißigjährige Krieg brachte das Wandergewerbe fast zum Erliegen, und es dauerte danach noch etliche Jahre, bis sich die ersten Wanderhändler erneut mit ihren Kräutern und einfachen Arzneien auf den Weg machten. Einen großen Anteil am Aufschwung des Arzneihandels hatte Johann Matthias Mylius aus Oberweißbach, der in der Apotheke von Großbreitenbach neue Rezepturen entwickelte und unterschiedlichste Arzneien herstellte. Er gilt als der erste Laborant in dieser Gegend. Um seine Arzneien an den Mann zu bringen, stellte er bis zu dreißig Wanderapotheker ein, die auf festen Strecken durch das Land zogen. Dafür benötigten sie sowohl die Erlaubnis des Landesherrn wie auch das Privileg, in den entsprechenden Gebieten Handel treiben zu dürfen.
    Mylius fand bald etliche Nachahmer, und so erfuhr der Wanderhandel mit Thüringer Arzneimitteln einen großen Aufschwung. Von den Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt gefördert, stellten immer mehr Laboranten Arzneien her und sandten Wanderapotheker aus. Um zu verhindern, dass minderwertige Produkte unters Volk gebracht wurden, wurden die Produkte der Laboranten streng kontrolliert. Sie selbst, aber auch ihre Wanderapotheker mussten einen Eid leisten, ihre Arzneien weder zu verfälschen noch durch minderwertige Bestandteile zu strecken. Zuwiderhandlung wurde streng bestraft.
    Da viele Wanderapotheker aus dem Amt Königsee des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt stammten, wurden sie in etlichen Gegenden Königseer genannt. Weitere Bezeichnungen waren Balsamträger, Buckelapotheker und zuletzt Olitätenhändler. »Olitäten« wurde schließlich zum Oberbegriff der Erzeugnisse des Thüringer Laborantengewerbes und verlieh dem Förderverein »Olitätenwege im Thüringer Kräutergarten« e.V. den Namen.
    Wanderapotheker gelangten auf ihren Wegen bis nach Amsterdam und in andere weit entfernte Gebiete. Ihr Gewerbe blühte bis ins neunzehnte Jahrhundert. Dann setzte ihnen die
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