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Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition)

Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition)
Autoren: Iny Lorentz
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Neugier. Selbst wenn sie diesen rohen Kerlen entging, so würde der Bär sie finden und fressen. Warum war sie nicht wenigstens so klug gewesen, diesen Platz zusammen mit den Dörflern zu verlassen? Nun hockte sie hier zwischen zwei Büschen und sah einem schrecklichen Tod entgegen.
    »Lieber Herr Jesus Christus, hilf mir in meiner Not«, betete sie etwas zu laut.
    Erneut hob einer der Jagdknechte den Kopf. »Da ist was!«
    Ein anderer winkte ärgerlich ab. »Du siehst Gespenster, Veit! Die anderen haben sich längst aus dem Staub gemacht. Aber wir müssen hier herumhocken und hoffen, dass dem Bären die Leber der Hexe besser schmeckt als unsere.«
    Einer der Männer schlug das Kreuzzeichen. »Verschrei es nicht, Gangolf! Wenn es wirklich ein Teufelsbär ist, wird er zu der Hexe halten und uns fressen, damit diese freikommt.«
    »Das kann leicht sein«, sagte der Jagdknecht, der Veit genannt worden war. »Wenn wir wenigstens Pferde hätten! Einem Bären laufen wir nämlich nicht davon. Der ist schneller als wir und wird einem nach dem anderen mit seinen Pranken das Rückgrat brechen und dann unsere Innereien fressen!«
    Für eine gewisse Zeit herrschte Panik bei den Jagdknechten. Klara hoffte schon, dass die Angst siegen und die Männer Fersengeld geben würden. Dann konnte sie Martha losbinden und mit ihr zusammen fliehen, bevor der Bär auftauchte.
    Die Furcht der Jagdknechte vor ihrem Herrn war jedoch größer als die vor dem Bären. Allerdings zogen sie sich noch weiter von der an den Baum gefesselten Frau zurück und nahmen die meisten Fackeln mit.
    »Mit denen können wir den Bären von uns abhalten. Feuer mögen die nicht«, erklärte Gangolf.
    »Aber gilt das auch für einen Geisterbären?«, fragte einer seiner Kameraden bang.
    »Für den schlagen wir das Kreuz über die Fackeln, so wie es sich für einen guten Christenmenschen gehört. Damit vertreibt man sogar den Satan!«
    Der Anführer wollte nicht als feige gelten und tat daher so, als fürchte er sich nicht. Nun schöpften auch seine Kameraden wieder Mut. Dennoch schlug jeder mindestens ein halbes Dutzend Mal das Kreuz. Einer fing schließlich zu beten an und erflehte den Beistand des Himmels. Da die anderen in sein Gebet einfielen, waren die vier so laut, dass Klara aufstehen, ihr Reff zurechtrücken und in Richtung des kleinen Sees gehen konnte, ohne dass die Kerle es bemerkten.
    Mit einem Mal vernahm sie seitlich vor sich ein Geräusch und blieb, schier zur Salzsäule erstarrt, stehen. Es war ein tiefes Brummen, das die vier Jagdknechte nicht hören konnten, weil ihr Gebet alles übertönte. Klara fiel stumm in das Gebet mit ein und schloss die Augen, um die Bestie nicht sehen zu müssen, wenn diese auf sie zukam.
    Die nächsten Minuten dehnten sich zu Stunden. Immer wieder hörte Klara Geräusche, die von dem Bären stammen konnten. Zu rühren wagte sie sich nicht, und selbst für ein lautes Gebet, wie es bei Not und Gefahr gesprochen werden sollte, fand sie nicht den Mut.
    Mittlerweile merkten auch die vier Jagdknechte und deren Gefangene, dass sich im Wald etwas tat. Während die von den Fackeln hell erleuchtete Frau einen entsetzten Schrei ausstieß, nahm Gangolf eine Fackel und leuchtete in die Richtung, aus der die Geräusche drangen.
    »Wie es aussieht, ist das Biest heute eher gekommen. Wahrscheinlich will es die Hexe befreien. Seid mannhaft, Gesellen! Jetzt gilt es: die Teufelskreatur oder wir!«
    Er blickte sich kurz zu seinen Kameraden um, von denen jeder eine Fackel in der Rechten hielt und mit der Linken zitternd nach dem Jagdmesser griff.
    »Wir hätten Spieße mitnehmen sollen – und die Jagdflinte des Herrn«, rief Veit.
    »Narr! Die Flinte dürfen wir nicht einmal berühren, geschweige denn benutzen. Jetzt macht euch nicht in die Hosen. Auch ein Geisterbär ist nur ein Bär und nicht der Teufel selbst«, wies ihn sein Anführer zurecht.
    »Aber wenn es der Teufel selbst in Gestalt eines Bären ist?«, fragte der andere.
    »Dann fahren wir eben jetzt zur Hölle und nicht irgendwann später!« Gangolf hatte es kaum gesagt, als der Schein seiner Fackel auf den Bären fiel. Dieser richtete sich auf und brummte auf eine Weise, die allen durch Mark und Bein ging.
    Seinen mutigen Worten zum Trotz wich Gangolf zurück, und der Bär verschwand wieder in der Dunkelheit.
    »Narr!«, fuhr sein Anführer ihn an. »Jetzt wissen wir nicht, wo das Vieh ist. Du hättest es im Licht der Fackel behalten müssen!«
    »Glaubst du, ich will als Erster
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