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Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition)

Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition)
Autoren: Iny Lorentz
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waren für sie eine Qual, so dass Klara sie trotz des hinderlichen Reffs stützen musste.
    Am See angekommen, begriff Klara, dass sie ihr Traggestell nicht mit ins Wasser mitnehmen konnte. Doch wenn sie es am Ufer zurückließ, konnte der Bär es in seiner Wut zerschlagen. Einen Augenblick blieb sie unsicher stehen, setzte sich aber auf einen Laut des Bären hin wieder in Bewegung und stellte das Reff neben ein Gebüsch am Ufer. Anschließend stieg sie vorsichtig in den See und atmete auf, als sie darin so stehen konnte, dass ihre Schultern noch aus dem Wasser ragten.
    Martha folgte ihr, zitterte aber wie Espenlaub. »Ich kann nicht schwimmen«, wimmerte sie.
    »Sei still, sonst hört uns der Bär!«, wies Klara sie leise zurecht und zog sie auf das Schilf zu.
    Darin verbargen sich die beiden Mädchen und blieben erst einmal ganz still. Nach einer Weile wagte Klara es dann doch, nach dem Bären zu schauen. Dieser stand neben dem Baum, an den Martha gebunden gewesen war, und leckte den Honig von der Rinde. Dabei verschmähte er auch die Reste der Seile nicht und kaute den Honig aus ihnen heraus.
    »Was machen wir, wenn er die ganze Nacht hierbleibt?«, fragte Martha besorgt.
    »Das wollen wir nicht hoffen!«
    Es war, als hätte der Bär es gehört, denn er wandte dem Baum den Rücken zu und schnupperte. »Guter Gott, lass den Wind nicht aus unserer Richtung wehen«, flehte Klara leise.
    Dies schien der Fall zu sein, denn das Tier brummte und trabte dann in die Richtung, in der er mindestens zwei der Jagdknechte getötet hatte.
    »Wir warten noch eine Weile ab, ob er zurückkommt, dann verschwinden wir von hier«, flüsterte Klara Martha ins Ohr.
    »Glaubst du nicht, dass er uns verfolgt?«, fragte diese für ihr Gefühl fast zu laut.
    Klara schüttelte den Kopf und sagte »Nein!«, weil Martha ihre Geste in der Dunkelheit nicht sehen konnte.
    »Dann komm zum anderen Ufer!« Im Augenblick vergaß Martha ganz, dass sie nicht schwimmen konnte.
    »Das geht nicht! Ich muss mein Reff holen«, widersprach Klara.
    »Aber wenn das Vieh uns frisst!«
    »Du kannst ja durch den See gehen. Ich aber brauche meine Rückentrage. Die ist alles, was ich besitze.« Klara ließ keinen Zweifel daran, dass sie ihr Reff holen würde.
    Mit einem leisen Zischen wandte Martha sich ab, machte ein paar Schritte und geriet an eine Stelle, an der der Seegrund auf einmal steil abfiel. »Ich versinke«, kreischte sie und schlug verzweifelt mit den Armen um sich.
    Klara eilte zu ihr hin, blieb rechtzeitig vor der Untiefe stehen und tastete mit den Händen nach dem Mädchen. Auf einmal fühlte sie langes Haar und zog daran. Einen Augenblick später hatte sie Marthas Kopf und ihre Schultern über den Wasserspiegel gehoben und versetzte ihr einen Knuff.
    »Wenn der Bär auf uns aufmerksam geworden ist, ist es deine Schuld!«
    »Tut mir leid!«, sagte Martha unter Tränen. »Aber ich konnte doch nicht wissen, dass der See so tief ist.«
    »Auf jeden Fall müssen wir jetzt warten, bis wir sicher sein können, dass der Bär sich nicht um uns kümmern will. Dabei ist es hier im Wasser nicht gerade warm!« Klara bleckte die Zähne, so dass Martha die beiden weiß schimmernden Reihen leuchten sah, und richtete dann ein Gebet an den Himmel, ihnen auch weiterhin beizustehen.

12.
    K lara hätte hinterher nicht zu sagen vermocht, wie lange sie in dem kühlen Wasser des Sees gestanden und angestrengt gelauscht hatte. Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus und stapfte auf das Ufer zu. Martha folgte ihr und schaffte es gerade noch, sich ans Ufer zu ziehen. Dort sank sie weinend zu Boden.
    »Und wenn der Bär kommt und mich fressen will – ich kann nicht weiter!«
    »Du wirst müssen! Wenn der Graf am Morgen hier erscheint und dich lebend antrifft, während mehrere seiner Jagdknechte dem Bären zum Opfer gefallen sind, wird sein Zorn grenzenlos sein.«
    Obwohl Martha wie Espenlaub zitterte, stand sie auf, musste sich aber an ihrer Retterin festhalten. Diese spürte in ihrer Aufregung nicht einmal die nasse Kleidung, die ihr am Körper klebte, sondern lauschte noch einmal angespannt, ob sie etwas von dem Bären hören konnte.
    »Wohin wollen wir?«, fragte Martha besorgt.
    »Erst einmal diese Grafschaft verlassen und dann zusehen, dass wir ein paar Meilen zwischen uns und Graf Benno legen!« Klara sah sich nach ihrem Reff um und erschrak, als sie es nicht auf Anhieb entdeckte. Erst als sie mit Martha einige Schritte am Ufer entlangging, fand sie es. Zu ihrer
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