Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wall Street ist auch nur eine Straße

Die Wall Street ist auch nur eine Straße

Titel: Die Wall Street ist auch nur eine Straße
Autoren: Jim Rogers
Vom Netzwerk:
Stadt verschuldet sich noch mehr. In meiner Heimatstadt Demopolis ist das mit Sicherheit passiert. In Paiges Heimatstadt, Rocky Mount in North Carolina, ist es ebenfalls passiert. Es ist in ganz Amerika passiert. Die Innenstädte leiden, weil in der Nähe moderne Einkaufszentren entstehen, und niemand kommt auf die naheliegende Lösung: Lasst es geschehen – reißt all die alten Gebäude ab und baut moderne Einkaufszentren.
    Menschen mit Weitblick, die 15 Jahre in die Zukunft blicken können – die zum Beispiel sehen können, dass in Zukunft alle Einkäufe in Shoppingzentren knapp außerhalb der Stadtgrenze erledigt werden –, ignoriert man. Visionäre werden immer lächerlich gemacht. Die Leute weigern sich, das Unvermeidliche zu akzeptieren. (In Singapur und China ist es übrigens völlig anders. Ich staune immer darüber, wie oft alte Gebäude einfach abgerissen werden. Es gibt eine gewisse Denkmalschutzbewegung, aber die Grundregel ist die kreative Zerstörung.)
    Alle Imperien haben ein böses Ende genommen, weil sie, als Imperien, einfach zu viel Geld ausgaben. Sie verschuldeten sich, sie sanken ab und brachen zusammen. Was den Niedergang Amerikas betrifft, sehe ich leider keine unmittelbare Rettung. Nach dem Zweiten Weltkrieg befanden sich die USA im Aufwind, das reichste und mächtigste Land der Welt. Wir sind jetzt drei Generationen vom Höhepunkt entfernt. Als Großbritannien in Auflösung begriffen war – der Verlust des Empires und die Abstoßung der Kolonien –, verstand es seine prekäre Lage erst, als die Nation den Tiefpunkt erreicht hatte. Ich sehe nichts, was uns retten könnte, bis wir dasselbe tun.
    Die Optimisten werden Ihnen sagen, dass Amerika immer innovativ war. Und das ist auch korrekt – es war immer innovativ. Amerikanische Schüler müssen heute nicht mehr Mathematik und Naturwissenschaften lernen, aber in Asien legt man immer noch großen Wert darauf. In diesem Stadium der ökonomischen Entwicklung Asiens liegen hier die Chancen. Der Glaube an die Ingenieur- und die Naturwissenschaften half Deng Xiaoping, China dorthin zu führen, wo es heute steht. Ingenieure dominierten Chinas politische Führung in der Ära nach Mao. Hu Jintao, Wen Jiabao und Jiang Zemin waren alle Ingenieure.
    Vielleicht bringt China nicht die besten Ingenieure der Welt hervor, aber man muss annehmen, dass es eines Tages großartige chinesische Ingenieure mit wunderbaren Innovationen geben wird. In meiner Kindheit waren die USA führend im Auto-Ingenieurwesen, in der Elektrotechnik und auch so ziemlich auf jedem anderen Gebiet, inklusive des Finanzwesens. Heute dominieren wir immer noch Dinge wie die Luftfahrt, aber die Chinesen bauen eine Flugzeugindustrie auf, und ich bin mir sicher, dass sie uns in 20, 30 Jahren schlecht aussehen lassen werden. Die hiesige Finanzindustrie befindet sich schon im Niedergang. Hongkong hat bereits die führende Rolle übernommen, was das Kapitalaufkommen bei Emissionen am Aktienmarkt betrifft.
    Mir fallen nur sehr wenige Gebiete ein, auf denen wir heute noch führend sind. Microsoft war eine wunderbare Sache, ebenso wie Apple und Google, aber bei digitaler Technologie dominieren wir nicht mehr. Wenn man nach Skandinavien oder in einige andere Länder fährt, sieht man, wie weit sie uns hinsichtlich der Dichte des Internets voraus sind. Apple ist derzeit das wertvollste Unternehmen der Welt, aber ich bin nicht davon überzeugt, dass der nächste Steve Jobs aus Amerika kommen wird.
    Ich sehe zwei positive Zeichen der Wiederbelebung am amerikanischen Horizont, aber nicht einmal kombiniert werden sie zu einer Erholung führen. Das eine ist die Landwirtschaft. Wie ich schon in meinem Vortrag vor den Studenten am Balliol College sagte, bin ich sehr optimistisch, was die Zukunft der Landwirtschaft betrifft. In den nächsten zwei, drei Jahrzehnten wird sie ein lukrativer Sektor der Weltwirtschaft sein, und Amerika ist nicht nur sehr gut darin, sondern verfügt auch über eine Menge Ackerland. Wie überall auf der Welt ist Wasser das Problem der Landwirtschaft in Amerika. Im Südwesten stellt es ein großes Problem dar, weil der Wasserspiegel sinkt. Das begrenzt die Menge der potenziellen Anbauflächen. Aber wenn sich die Preise der Agrarprodukte verdoppeln, verdreifachen, vervierfachen, wie ich es erwarte, werden die USA profitieren.
    Die einzige weitere positive Entwicklung, die ich in Zukunft sehe, ist die Extraktion von Öl und Gas aus Schiefergestein in den USA. Bislang war es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher